Beiträge von Hagiel im Thema „Der Legastheniker“

    Mal eine kleine Geschichte. Als meine Schwester und ich aus dem Heim in eine Pflegefamilie vermittelt wurden, war es mit meinen schulischen Leistungen nicht weit her. Ganz besonders haperte es an der Rechtschreibung. Es kümmerte mich nicht gross. Für mich war es normal, viele Fehler in ein Diktat zu hauen. Als ich dann mit meinem ersten korrigierten Diktat zu Hause ankam, schlug meine Pflegemutter die Hände über dem Kopf zusammen bei meiner Aussage, ich habe nur 32 Fehler, da meine Schwester 36 Fehler im Diktat hatte. Ich habe es gar nicht verstanden, warum sie sich aufregte. Gut, ich ging in die 3. Klasse und hatte einen Lehrer, der sehr wohl ein Auge hatte für Schüler, die stark nachhinkten. Er kannte meine Vorgeschichte, und ging sehr sensibel mit mir um. Er wusste, schimpfen nutzte gar nichts. Er bemerkte, dass ich mich für Bücher anfing zu interessieren und ich gerne las. Also wurden kleine Wettbewerbe veranstaltet. Wer die wenigsten Fehler im Diktat hatte, bekam ein schönes Buch geschenkt. Alles aus seiner Privattasche bezahlt. Mir hatten es die Abenteuerromane angetan, und ich fieberte so manchem Wettbewerb entgegen. Ja, und irgendwann war es soweit. Mein erstes gewonnenes Buch. Lasse Länta, ein Junge, der mit den Karibuherden mitzog und so manches Abenteuer erlebte. Ich schwebte und war sooo stolz. Durch das viele Lesen verbesserte sich meine Rechtschreibung ohne grosse Anstrengung, weil ich am Schriftbild erkannte, welches Wort falsch war. Klar heute muss ich schon schauen, und haue bestimmt Fehler mit rein, aber so wie beschrieben, kann man auch Kinder fördern. Ich hatte ein Riesenglück, und er ist bis heute mein absoluter Lieblingslehrer. Niemals werde ich mich über Fehler aufregen. Wichtig ist der Sinn des Geschriebenen, und nicht jeder hatte das Glück, so einen Lehrer zu haben.