Blackmore’s Night geben sich in Niedernhausen sympathisch salopp

  • Blackmore’s Night geben sich in Niedernhausen sympathisch salopp


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    Zugeben, von Deep Purple bis zu Blackmore’s Night, Ritchie Blackmores aktuellem Bandprojekt, dass er seit mehreren Jahren mit seiner Frau Candice Night betreibt, ist es ein langer Weg. Doch auch als Nicht-Fan muss man nach dem Auftritt in Niedernhausen sagen: Dort auf der Bühne steht ein zufriedener Mensch.


    Seine alten Rock-Kumpane von Deep Purple und Rainbow sowie viele Kritiker haben eher ein mitleidiges Schmunzeln übrig im Anbetracht von Ritchie Blackmores stilistischer Karriere-Entwicklung. Allzu offensichtlich hat der Gitarren-Altmeister schon lange die Nase voll vom Rock’n’Roll-Zirkus und sich seit nunmehr zwei Jahrzehnten mit Ehefrau Candice Night samt Begleitband vom Zeitgeist gänzlich entgrenzt. Damit haben sie sich allerdings einen treuen Fankreis erschlossen, der bei Wind und Wetter und auch bei brüllender Hitze in mittelalterlichen Samtwesten angereist kommt.


    Wenn man den 70-Jährigen heute so auf der Bühne sieht – in schwarzen Strumpfhosen mit aufgerissenen Knien und Krempelstiefel mit Wickelschnürung – blitzt neben dem Schalk auch eine unbekümmerte Zufriedenheit aus den Lachfältchen. So gibt er sich gerne ein bisschen humorvoll konfus. In der transparenten Raumakustik und guten Mikrofonierung des Niedernhausener Rhein-Main-Theaters, bekommt der Zuschauer gut mit, welche gegenwärtigen Problemchen ihn so beschäftigen: „Hier leuchtet ein rotes Licht und ich weiß nicht wieso.“ – „Na, hier ist eben das Rotlicht-Viertel“, kontert da prompt seine Göttergattin.


    Durchaus feinsinnig
    In dieser Art ist der ganze Abend gezeichnet von Spontaneität und saloppem Schlagabtausch im familiären Bandgefüge. Genauso unvermittelt wirkt es, als Blackmore aus dem Hintergrund tönt: „Ich möchte jetzt mal etwas Neues spielen.“ So soll es sein, und als Vorschau gibt es das Titelstück „All Our Yesterdays“ des für September angekündigten neuen Albums. Ansonsten bietet das Programm eine freundliche Mischung aus gut gelaunten Mitsingnummern wie „Under a Violet Moon“ und gefühligen Walzertakten wie „Ghost of a Rose“. Night zwitschert dazu mit charmantem Dauerlächeln gar lieblich von Feen und Mondlicht-Romanzen. Vom musikalischen Feinsinn überragend, von der optischen Präsentation eher wie eine Kindergeburtstagsfeier, ist die Theaterbühne von aufgemalten Burggemäuern umrandet und mit mehr oder weniger passenden Pappaufstellern zweier Lanzenreiter flankiert, sowie mit diversen urigen Requisiten wie Bäumchen und Weinfässern ausstaffiert.


    Etwas oberflächlich als „Renaissance-Rock“ bezeichnet, haben die Stücke einen mittelalterlich anheimelnden Duktus durch ihre archetypische Harmonisierung und weil sie vornehmlich von Akustikgitarre und Geige geprägt sind. Doch selbst das klassische Bach-Zitat „Durch den Wald zum Bach Haus“ wirkt sehr lebendig angereichert, nachdem das Arrangement erst mal durch die „Blackmorisierungs-Maschine“ genudelt wurde. Wo die Gitarre im Gesamtklang Gefahr läuft, hinter Geige, Bass und Klavier unterzugehen, ist Blackmores filigranes Artikulationsvermögen tief beeindruckend in transparenteren Akustik-Passagen. Erst spät greift der dann auch mal kurz zur Stratocaster, um mit dem E-Gitarren-Sound noch eine weitere Klangfacette hinzuzufügen.

    Quelle: http://www.wiesbadener-kurier.…hisch-salopp_15832222.htm

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