Beiträge von 1PS im Thema „Rache ist süß!“

    Es war mir in sehr viel späteren Jahren immer ein Herzensangelegenheit, dass die Kinder dem Nikolaus nicht mit Angst und Schrecken entgegen zittern, wie das leider missbräuchlich und wahrheitswidrig auch von vermeintlich liebenden Eltern genutzt wurde, ihr eigenes Unvermögen in Erziehungsfragen "auszubügeln". Grausige Gestalten, wie der "Hans Muff", Knecht Ruprecht und Rumpelklaus als Begleiter des Nikolaus schadet leider auch heute noch Tausende Kinder. Darum bin ich in nahezu 40 Jahren im selbsthergestellten Nikolausgewand bei vielen Familien gewesen; auch gar in einem Kinderheim, um so das Weihnachtsfest schön und friedlich und feierlich vorzubereiten. Viele Familien haben diese Chance genutzt, auch Kindergärten. Für andere war es ohne diese Gestalten keine Nikolausfeier. Gute, manchmal auch deutliche Worte: Niemals aber angssteinflössendes lautes Gebahren. Und so gab es Familien, die sich schon alljährlich im Herbst bemühten, dass "DER NIKOLAUS" wieder kommt. Genau der: selinas-plaudertreff.de/attachment/9462/

    Noch einen! Nach der lang ersehnten, meist etwas steifen "Nikolausfeier" im grossen Mariensaal im Dachboden eines der 3 Gebäudeteile des KINDERHEIMES ST. Vincent erdreistete sich der / die Diener/in des NIKOLAUS - im Rheinland "Hans Muff" genannt das, was wir älteren Kinder uns schon mal garnicht bieten lassen konnten. Heute also ein absolute NO GO: Kaum hatte "Der Heilige", (so nennt man den Nikolaus hier in Bayern), den Saal mit seinem ganzen Gefolge verlassen, kam jener Hans Muff zurück und schüttete seinen Gabensack mittenmang auf den Fußboden aus. Er deutete noch extra mit seiner langen, angssteinflössenden Rute auf die vielen Äpfel, Nüsse und Printen hin: Na los, holt sie euch doch! Spätestens jetzt stürzte sich die Kinderschaar darauf, als hätte sie schon 3 Tage nichts zu essen bekommen. Das war für die grausige Gestalt der gewollte Augenblick, wo er nur noch mit der Rute unbarmherzig unseren Rücken maltretierte. Dieses no go forderte unsere Rachegelüste. Uns interessiert e allerdings auch, WER steckt in dieser potthässlichen Maskerade. So war es abgemacht: einige von uns hielten sich zurück und verfolgten außerhalb den scheinheilig-braven Diener des "Heiligen" mit Spazierstöcken und Schirmen, welche den Zweck hatten, als Fussangel zu dienen, so dass man ihn zu fassen bekam. Alt konnten diese(r) nicht sein, so flott wie er rannte. Entkommen ging aber auch nicht. Während der Flucht trafen seinen Körper schon mal so einige hölzerne "Stopfeier", die natürlich auch ihre Wirkung zeitigten: Am nächsten Tag, dem Tag des heiligen Ambrosius, wussten vor allem wir - natürlich absolut unschuldigen Messdiener - wer diese zerlumpte Gestalt vom Vortag gewesen ist. Ausgerechnet die Schwester geistlichen Standes, die die Messdiener ausgebildet hat, also auch mich. Insgesamt für uns Kinder ein "Innerer Reichsparteitag" und unser schadenfohes Grinsen über die Beule am Kinn hätte uns verraten können, hat es aber nicht. Nur, wo sind die fehlenden Stopfeier geblieben? Und wenn sie nicht gefunden sind, so fehlen sie noch Heute.

    Wenn ein bestimmter Ordensbruder den Hof (Spielplatz) überquerte, galt für uns der Anfang - aber nur der - eines Tischgebetes: "Aller Augen warten und dich, o Herre". So war es denn auch in zweierlei Hinsicht! Der "Herre" war jener Ordensbruder, und die Speise war in jenen Kartons, die er immer wieder vor, an und nach Weihnachten in seinen Zuständigkeitsbereich schleppte. Dieser Bereich war der Schweinestall und der Inhalt war Spekulatius. Das konnten wir Kinder natürlich nicht dulden, denn dieses leckere Gebäck verfüttert er an seine Liebsten. Nicht etwa an seine bevorzugten Kinder mit 2 Beinen. Nein, die hatten derer 4. Eine bestimmte Gruppe, u. a. auch ich, schworen Rache: Das Stalltor hatte a) ein mittelalterliches Schloss und einen wohl ebenso alten Riegel, und beides versammelte 2 grosse Türflügel. Zudem mit einem etwa 20 cm breiten Brett in voller Höhe. Beschlossen und verkündet:

    1. Das Schlüsselloch wird vollgestopft mit Schlacke bis zum inneren Anschlag.

    2. Das Brett wird von oben bis unten zugenagelt;

    3. Jener Bruder hatte nachts zu bestimmter Zeit, die "Bettnässer" zu wecken UND in den Toilettenraum zu führen, in dem man nur über ein verfliestes Becken Zugang hatte. Leider war in einer der folgenden Nächte knapp über dem Fußknöchel ein Seil gespannt, was Bruder F. mit seiner schwachen Taschenlampe, ebensolch schlechten Augen und humpelnd

    nicht gesehen hat. Wer dieses Seil gespannt und das Bassein mit Exkrementen und viel Wasser gefüllt hat......, wer weiß? Seinen Zweck hat alles jedenfalls erfüllt und hinterließ eine ganze Schar lachenden Kinder und ein paar Hosenbein, auf denen man jedenfalls während der restlichen Weihnachtsferien nicht mehr sitzen konnte. Aber niemals mehr trug jener Bruder F. einen Karton über den Hof.