Beiträge von Wally im Thema „Fehlgeburt“

    Ich hatte auch einen Mensch der mir helfen wollte. Ich habe die Chance nicht genutzt, weil ich einfach zu stur war.

    Vielleicht hat das mit stur sein, nur wenig zu tun. Manchmal gibt es einem das Gefühl sich in eine gewisse Abhängigkeit zum anderen Menschen zu bringen und ich denke, das man das gerade vermeiden möchte. Auch ich habe immer genau das versucht zu vermeiden. Doch der Mensch hat nun einmal Bedürfnisse und wenn Du auf der Straße lebst, kannst Du diese Bedürfnisse für dich selbst nicht erfüllen. Das Bedürfnis wieder in einem richtigen Bett zu schlafen, das Bedürfnis, dich mal wieder satt essen zu können, das Bedürfnis ein Dach über deinen Kopf zu haben, wenn es stürmt und schneit. Nein, deswegen muss man sich nicht verkaufen, doch oft zwingt dich die Not dazu und es gibt genug Menschen, die deine Not zu ihrer eigenen Befriedigung aus nutzen. Du bist ihnen scheiß egal. Wichtig ist nur, was sie bekommen. Doch du zahlst den Preis dafür.


    Am Ende ist es so, das man an Körper und Seele kaputt ist, sich vielleicht in Alkohol, Tabletten und Drogen, versucht, den ganzen Rotz zu vergessen oder zu verdrängen. Doch wenn der Rausch vorbei ist, fängt die ganze Scheiße von vorne an.


    Meiner Mutter erging es nicht anders. Ich hatte das Pech, genau in dieser Phase meiner Mutter geboren zu werden.

    Ja genauso ist es. Wie ich schon schrieb, Klaus war der einzigste Mensch der mir bedingungslos geholfen hatte. Dafür bin ich im ewig dankbar. Er hat mir ein Stück Leben wieder zurück gegeben.


    Hippie, Du hast jetzt Hagiel an Deiner Seite und ich denke, mit unseren Partner/in, werden wir in keine Scheiße mehr rein gedrückt.

    Du hast Glück gehabt, dass Du überlebt hast

    Ja, nur damals war mir das gar nicht so bewusst. Und wenn ich wirklich gestorben wäre, wäre es eine Erleichterung gewesen. Diese Zeit habe ich allein durchgestanden. Außer dieses eine Mädchen und diesen Rudi habe ich nicht einen einzigen Menschen gesehen.

    Jetzt kommt eigentlich der schwierigste Teil meiner Geschichte und auch die unangenehmste. So richtig weiß ich gar nicht wie ich da anfangen soll.


    Als mich das andere Mädchen verließ blieb ich zurück und bewohnte das Zimmer weiter. Drei Tage lang verließ ich das Zimmer überhaupt nicht. Habe nicht gegessen. Zum trinken habe ich mich zur Toilette geschlichen um keine Gäste dort auf mich aufmerksam zu machen und schlich mich auch wieder die Treppen hoch. In diesen drei Tagen kam niemand zu mir, auch Rudi nicht. (Mir fiel der Name von diesem Mann wieder ein, der uns das Zimmer gab und dem die Gaststätte gehörte). Ich habe die Zeit eigentlich nur mit schlafen verbracht.


    Als ich am vierten Tag am Morgen aufstehen wollte, weil ich mal musste (ich hatte noch einen Eimer im Zimmer) schwamm ich regelrecht im Blut. Mir wurde richtig schlecht. Ich setzte mich auf den Eimer und blutete quasi aus. Dann hörte ich einen Klumpen in den Eimer fallen. Ich stand auf und schaute mir den blutigen Klumpen an und in dem Moment wurde mir klar das ich schwanger gewesen war. Das Kind konnte nur von diesem Marokkaner sein, weil ich bis dato mit keinem anderen Mann im Bett war.


    Ratlos stand ich dann erst im Zimmer herum. Ich hatte nichts zum wechseln, keine Klamotten, geschweige frische Bettwäsche.


    Ich riss die blutige Bettwäsche vom Bett und legte mich wieder hin. Als ich wach wurde, schwamm ich immer noch im meinem Blut. Ich blieb liegen und dämmerte vor mich hin. Die Blutung wollte und wollte nicht aufhören.


    Am fünften Tag, ich traute mich gar nicht mehr aufzustehen, weil ich Angst hatte eine Blutspur zu hinterlassen, merkte ich, wie ich immer in einem Dämmerzustand versank. Ich nahm nur noch alles sehr benommen war,


    Am 7. Tag kam Rudi zur mir, legte sich auf mich und versuchte in mich einzudringen. Ich war zu schwach und benommen um mich dagegen zu wehren. Zu meinem Glück muss ich sagen gelang ihm das nicht und er ging wieder


    Eigentlich hätte er meinen schlechten Zustand bemerken müssen, denn ich sah aus wie eine Leiche und so fühlte ich mich auch. In den sieben Tagen habe ich weder gegessen noch getrunken.


    Die nächsten 7 Tage schlief ich nur noch. Ich blutete immer noch wie eine abgestochene Sau aber ich war einfach in einen somnolenten Zustand verfallen, das es mich nicht mehr berührte. In dieser Woche kam Rudi nochmal mal zu mir um sein Glück zu versuchen. Auch da gelang es ihm nicht. Nach zwei ein halb Wochen kam ein Mädchen hoch. Sie war etwas älter als ich und fragte wie es mir ginge. Mit völlig ausgedörrter Stimme sagte ich ihr nur "beschissen,"


    Darauf hin verschwand sie wieder. Ich blieb noch ungefähr anderthalb Wochen allein im Zimmer und endlich, endlich ließ die Blutung nach und hörte schließlich ganz auf.


    In dieser ganzen Zeit habe ich nichts gegessen und getrunken und ich fühlte mich ausgedörrt und vertrocknet wie ein alter Ast.


    Als es mir besser ging kam dieser Rudi wieder hoch und sagte mir, das ich mich waschen und frisch anziehen sollte, denn er wolle mich zum Essen einladen. Er gab mir frische Sachen und ich war so erleichtert mir das Blut und den ganzen Dreck vom Körper waschen zu können.


    Rudi kam und wir gingen in die Gaststätte zu einem Tisch am den ein älterer Herr saß. Das Essen kam und ich haute erst mal so richtig rein. Ich war so mit meinem Essen beschäftigt, das ich gar nicht wirklich mitbekam, worüber sich Rudi und dieser andere Mann unterhielte, Ich spürte nur, das der andere Mann ein besonderes Interesse an mir hatte.


    Ja und dann platzte die Bombe. Ich sollte mit diesem Man auf das Zimmer gehen. Unter dem Vorwand das ich noch erst nochmal zur Toilette muss, verließ ich den Tisch und haute so schnell es ging aus dieser Gaststätte ab.


    Danach trieb ich mich noch eine Weile auf der Straße rum, wurde wieder aufgegriffen und in Aufnahmeheim, aber diesmal in der Ahrfeldstr. in Essen Bergerhausen, gebracht.


    Und so ging es noch eine lange Zeit. Straße, Aufnahmeheim, wieder Straße, wieder Aufnahmeheim. Dem Jugendamt war das scheißegal, Hauptsache man war untergebracht.


    Heute habe ich zwei erwachsene Kinder und eine Fehlgeburt habe ich nie wieder gehabt.

    Vielleicht verstehst Du wie ich das meine.

    Ja tue ich. Als ich Klaus kennen lernte, haben wir gemeinsam diesen Berg von Scheiße beiseite geräumt. Er ist auch der einzgste Mensch (Mann) der mir ohne Bedingungen zu stellen, geholfen hat.


    Wenn ich ein wenig Luft geholt habe, schreibe ich meine Geschichte weiter. Jetzt habe ich sie angefangen und möchte es zu Ende bringen.

    Der nächste Teil meiner Geschichte wird auch nicht angenehm sein, vor allem für mich selbst. Aber ich denke, das es mir gut tut, wenn ich schon nicht darüber rede, darüber zu schreiben.


    Als ich die Wohnung des Marokkaner verließ (seinen Namen weiß ich nicht mehr) irrte ich noch ein paar Tage auf der Straße herum. Wurde irgendwann von der Polizei aufgegriffen und kam in das Theresienheim (Aufnahmeheim) in Essen. Dort freundete ich mich mit einem Mädchen an und wir beschlossen, aus diesem Heim abzuhauen. Aber das war leichter gesagt als getan, da die Eingangstür zum Heim immer verschlossen war. Also warteten wir auf eine günstige Gelegenheit.


    Einige Mädchen bekamen mit das wir abhauen wollten und schlossen sich uns an. Wir warteten dann auf eine günstige Gelegenheit, die nicht lange auf sich warten sollte. Als nur eine Erzieherin Dienst hatten, bedrohten sie 6 Mädchen sie durchzuprügeln, wenn sie uns die Tür nicht aufmacht. Sie weigerte sich, und ich ging auf sie zu und hob meine Hand um ihr zu zeigen, das wir es völlig ernst meinten. Die anderen Mädchen rückten nach und so gab sie dem Druck nach und schloss auf.


    Draussen trennten sich die Mädchen und das mit mir angefreundete Mädchen blieb bei mir. Einige Tage durchstreiften wir die Straßen oder taten so als wenn wir uns prostituierten. Wenn wir dann in eine Wohnung kamen und meist suchten wir uns ältere Männer aus, lenkte ein Mädchen den Mann ab und die andere durchsuchte die Wohnung nach Geld und anderen Dingen, die man evtl. verhökern könnte.


    Irgendwann fiel dem anderen Mädchen ein, das sie Jemanden kennt, der ein kleines Gestüt in Essen-Steele mit einer kleinen Gaststätte hat. Wir gingen dorthin. Der Mann war sehr erfreut das andere Mädchen (leider weiß ich auch hier den Namen nicht mehr) zu sehen und bekamen über dieser Gaststätte ein Zimmer.


    Einige Tage blieben das Mädchen und ich noch zusammen und dann verließ sie mich. Ich habe sie bis heute auch nicht mehr wieder gesehen.


    Hier fängt meine eigentliche Geschichte zu "Fehlgeburt" an.


    Doch ich muss hier erstmal aufhören, denn ich schaff es nicht, das in einem Rutsch durchzuschreiben.

    Vorgeschichte.


    Lange habe ich mir überlegt, ob ich dieses Thema überhaupt hier posten soll, denn es betrifft mich. Es ist ein Thema, was ich über viele Jahre, eigentlich bis zum heutigen Tag immer verdrängt habe. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal, warum es mir nach weit über 40 Jahre wieder einfällt. Damals war ich kaum 18 Jahre alt. Lebte auf der Straße und wusste nicht wohin. Als ich so durch die Straßen lief, sprach mich plötzlich jemand an. Es war ein Mann und er war nicht aus Deutschland. Marokkaner war er.


    Er war sehr nett und lud mich zu sich nach Hause ein. Da ich ja nun nichts besseres vor hatte, nahm ich die Einladung ein. Bei ihm zu Hause unterhielten wir uns erst mal ganz nett und am Ende schlug er mir vor, ob ich nicht bei ihm bleiben wollte und zu ihm einziehe.


    Da ich mal wieder in einem richtigen Bett schlafen wollte, nahm ich die Einladung an und zog von der Straße zu ihm in seine Wohnung ein. Doch das war irgendwo ein Fehler. Es gab keine ruhige Nacht in dem er nicht in mich eindrang Er fing an, wenn er Zur Arbeit ging die Tür abzuschließen und eines Tages kam er nach der Arbeit nach Hause, hielt mir eine Pistole vor dem Kopf und behauptete er hätte mich mit einem anderen Mann gesehen. Konnte ja nicht sein, weil er die Türen abschloss, ich keine Schlüssel besaß und so keine Möglichkeit hatte, seine Wohnung zu verlassen. Zu diesem Zeitpunkt, hatte ich seine Wohnung nach Tabletten abgesucht und alles geschluckt was ich diesbezüglich finden konnte. Aber ich musste davon nur kotzen und die Tabletten schwammen im Erbrochenem herum.


    Er hielt mir die Pistole vor dem Kopf und ich sagte ihm, das er ruhig abdrücken konnte, weil mir der Erfolg mit den Tabletten nicht geglückt sei. Darauf hin, ließ er die Pistole senken und nahm mich. Ich hatte eh keinen Willen mehr. Mir war es egal. Am nächsten Tag ging er wie gewohnt zur Arbeit und vergaß die Wohnungstür abzuschließen. Ich verwüstete seine Wohnung und lief ziemlich befriedigt dessen auf die Straße. Ein paar Tage trieb ich mich herum, bis ich von der Polizei aufgegriffen wurde und in ein Aufnahmeheim, ich glaube, das es das Theresienheim auf der Dammannstraße war, gebracht wurde.


    Den zweiten Teil erzähle ich morgen. Aber auch dieser mag nicht für jeden angenehm sein. Aber es ist Teil meines Lebens und ich schaffe es nicht ihn aus meinem Gedächtnis zu streichen. Wirklich gesprochen habe ich darüber nie. Damals war ich dem Tod glaube ich näher als dem Leben.


    Es ist ein Schicksal, ein Leben verkorkst, versaut, durch Unwissenheit, keine Aufgeklärtheit. Kein Interesse des Jugendamtes oder eines sonstigen Menschen. Immer alleine, immer durch, egal wie. Aber irgendwann verlässt dich die Kraft. Immer nur gegen Windmühlen kämpfen, macht dich kraftlos und schwach und müde und irgendwann mag man nicht mehr. . Entweder man greift zu Drogen oder man versucht sich umzubringen. Ich habe keine Drogen genommen...aber später etwas mehr.