Beiträge von floras im Thema „Eure Kinder, wie gehen sie mit Euren Heimjahren um.“

    Wie gehen Eure Kinder damit um, das Ihr im Heim, Jugendwerkhof, Spezialkinderheime und sonstige Einrichtungen wart bzw. aufgewachsen seid? Habt Ihr ihnen davon erzählt - oder doch lieber nicht, weil Ihr nicht wisst, wie sie damit umgehen würden?


    Interessante Frage, die ich mir oft gestellt, aber immer noch nicht beantwortet habe.


    Bei mir ist es so, dass ich ca. 12-15 Jahre in der Behindertenhilfe (geistig behindere Erwachsene) in immer aufsteigenden Funktionen bis zum Mitglied der Geschäftsführung tätig war.


    Danach bin ich in die Jugendhilfe gewechselt und habe eine Familiengruppe (mit meiner Frau) geführt (Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von bis zu 6 Jugendhilfekindern). Mit unseren beiden Töchtern waren es in der Realität 8 Kinder.


    Meine Töchter, damals 2 und 3 Jahre alt, sind in dieser Gemeinschaft mit aufgewachsen bis sie volljährig waren. Heute sind unsere Töchter jeweils Patin der beiden Kinder einer ehemalig Betreuten von uns - wir sind zuzusagen von unserer ehemalige Betreuten gewünschte "Groß-Eltern" dieser Kinder und pflegen mit ihr die normalen Beziehungen von "Eltern" zu ihr, was auch Baby-Sitting und ähnliches beinhaltet wie "Notsituationen", etc. .


    Die Zeiten der Heimerziehung in den 60-er Jahren und der Ende 80-er bis 2012 lassen sich so nicht direkt vergleichen - bei so vielen Änderungen in der Gesetzgebung [vom Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) bis zum Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJGH)] - dennoch ich habe beide Seiten natürlich mitbekommen.


    Als "zu Ertragender" in den 60-er Jahren und als "verantwortlich Auszuübender" Ende 80-er bis 2012 (25 2Jahre lang) kenne ich sehr wohl die Situation der Betroffenen. Dazwischen lag die Zeit der Behindertenhilfe mit dem Schwerpunkt Werkstatt für Behinderte (WfB), insbesondere aber das Wohnheim für geistig behinderte Erwachsene und natürlich auch in den Studien an der Fachhochschule und der Universität Frankfurt am Main.


    Meine Töchter kennen die Situationen, wie ich bzw. meine Frau bzw. wir es gemacht haben. Sie haben auch später Vertretungen für uns gemacht, als wir - jeweils zu anderen Zeiten - schwer krank waren mit Klinikaufenthalten. Und sie waren und wurden von den Jugendhilfekindern in unserer Arbeits- und Lebensgemeinschaft voll respektiert.


    Dennoch habe ich es bis heute nicht geschafft, meinen Töchtern von meiner eigenen Zeit als Jugendhilfekind in den 60-er Jahren zu erzählen mit all den Gegebenheiten, die aus meiner Sicht (wie ich es erlebt habe) zu der Trennung vom Elternhaus (6 1/4 Jahre - also die gesamte Jugend) geführt haben.


    Auf der einen Seite belastet das mich schon ein bisschen, aber soll ich meine Töchter evtl. belasten, obwohl ich schon denke, sie würden damit schon gut umgehen können. So gesehen ist das ein Zwiespalt für mich, von dem ich heute noch nicht weiß, ob ich ihn ins Grab mitnehmen werde.