„Zehn Stück, aber komm' jetzt, die Anderen warten bereits“
Zusammen gehen sie durch einen langen abgedunkelten Korridor der am Ende in einen großen Saal mündete. Er ist matt erleuchtet und Robert kann zehn Pulte erkennen, so wie er es aus seiner Schulzeit her kannte, einfache hölzerne Schülerpulte. Der schwarz gekleidete Herr ( Robert sollte nie seinen Namen kennenlernen ) bittet ihn, ein wenig zu warten. Nacheinander kamen nun neun Kinder in den Raum, sie wirken äußerst diszipliniert und haben etwas robotermäßiges an sich. Sie nehmen Platz an den Schülertischen bis nur noch einer übrig bleibt. Robert wundert sich und fragt: „Es sind aber nur neun Kinder, sie sprachen doch von zehn?“ „Bleib' hier einfach stehen und warte ab“ Eine ältere Dame, Wissenschaftlerin und Kinderpsychologin in einem, tritt ein, macht eine lange Pause und spricht darauf hin mit leisem Ton: „Hiermit heiße ich euch alle bestens willkommen. Ich hoffe, ihr habt euch alle auf diesen Tag genügend vorbereitet. Daher wißt ihr auch, um was es geht.“
Robert weiß es nicht, wahrscheinlich muß er deshalb stehen.Aber was jetzt kommt das raubt ihm mehr als den Atem, er hätte wahrscheinlich gar nicht still sitzen könne, der Herr kannte ihn wohl genügend gut. Die Kinder verziehen keine Miene, warum auch, sie waren jahrelang auf diesen Moment vorbereitet.
Die Dame spricht weiter: „Hiermit möchte ich euch einander vorstellen. Ich mache es kurz, denn die Zeit drängt. Nochmals kurz zur Erinnerung: Ihr wißt, daß wir schon seit Jahren an einem Geheimprojekt arbeiten. Weiterhin wißt ihr, daß sich der Erde ein Projekt nähert von der Größe des Mondes, ein Überbleibsel aus der Explosion von Barnards Stern, also eine Supernova“ Die Kinder nicken geflissentlich, gähnen und drängen die Dame, zur Sache zu kommen. Robert weiß gar nichts und er weiß nicht, was er hier soll. Der Herr beruhigt ihn und meint, er solle abwarten.
Die Dame spricht weiter:“Durch die Wucht der Explosion hat dieses planetenähnliche Geschoß fast halbe Lichtgeschwindigkeit und wird uns in knapp drei Jahren erreichen. Das heißt, sämtliches Leben wird ausgelöscht und nicht nur das Leben, sondern auch die Erde zerfällt in Trümmern. Wir können alles zulassen nur nicht, daß die Spezie Mensch in Vergessenheit gerät, sie hat das nicht verdient“
Robert schreit plötzlich auf: „Und was ist mit den Tieren...den Hunden, den Katzen, den Elefanten?“ Elefanten sind seine Lieblingstiere.
Die Dame blickt ihn traurig an und spricht weiter. „Damit das nicht geschieht, haben wir beschlossen, einen winzig kleinen Bruchteil davon sozusagen auszuschleußen mittels
eines Raumschiffs, das derzeit auf der Rückseite des Mondes gebaut wird. Tag und Nacht befördern riesige Shuttles Material dorthin, Maschinen, Wohnungscontainer, Lebensmittel, Sauerstoffregeneratoren, den weltweit fähigsten Computer usw. Ich muß das jetzt nicht alles aufzählen“ Ein freches Mädchen meint, nein das müsse sie nicht.
„Also gut, ich fange jetzt an:
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Kathy, USA, 9 Jahre alt,
Mathematik, nach 4 Jahren Eliteschule, mit 6 Jahren Promovierung an
der Harvard, mit 7 Jahren löst sie das Geheimnis der Primzahlen,
ein Jahr darauf führt sie die Zahl PI ad absurdum. Mit 8 Jahren
Nobelpreis für Mathematik. -
Gregor, Russland, 9 Jahre alt,
Physik, mit 3 Jahren entdeckt er das Gesetz der Entropie neu, mit 6
Jahren behauptet er, daß Einstein ein Stümper gewesen sei und
stellt seine neue Theorie auf. 2 Jahre später bekommt er dafür den
Nobelpreis. -
Kaji; Japan, 8 Jahre alt,
Chemie u. Biochemie, mit 4 Jahren stellt er das Priodensystem in
Frage und weist nach, daß die Elektronenhülle keine Hülle ist,
sondern Wahrscheinlichkeitswellen sind. Mit 6 Jahren erstellt er
eine Theorie über Fraktale, die nur scheinbar sind, mit 7 Jahren
Nobelpreis für Chemie. -
Sela, Äthiopien, 8 Jahre alt,
Medizin, mit 4 Jahren Sonderschule in Addisa Abeba, weil sie nicht
sprechen konnte, mit 6 Jahren Eliteschule in Göttingen, mit 7
Jahren entdeckt sie den Krebserreger, mit 8 Jahren Nobelpreis für
Medizin, den sie aber nicht annimmt. -
Marga, Deutschland, 8 Jahre
alt, Biologie, mit 5 Jahren erkennt sie gravierende Fehler bei der
Theorie der Fortpflanzung von Bakterien, sie beweist, daß sie
außerirdischen Ursprungs sind. Mit 7 Jahren Doktorarbeit bezgl. des
Lebens im Universum, im gleichen Jahr Nobelpreis für Biologie. -
Jose, Brasilien, 8 Jahre alt,
seit 2 Jahren bei der NASA, mit 6 Jahren entwickelt er ein neues
Antriebssystem für Raumschiffe und erfindet den Fusionsantrieb,
kein Nobelpreis, denn bei der NASA gibt es sowas nicht. -
Achmed, Irak, 9 Jahre alt,
Psychologie, mit 5 Jahren kann er dieses Wort fehlerfrei schreiben.
Mit 8 Jahren beweißt er, daß die Psychologie ad absurdum zu führen
sei, weil da jegliche Grundlage fehle. Seine Worte: Man müsse erst
mal die Psyche einer Beutelratte kennen. Kein Nobelpreis. -
Lili, China, 9 Jahre alt,
Verhaltensforschung, mit 6 Jahren beweist sie, anhand von
Experimenten an ihrem Hund, daß Tiere sich nur so verhalten, wie
das vom Menschen vorgegeben wird. Das Verhalten von Tieren und auch
Menschen, sei in weitester Vergangenheit zu finden, kein Nobel- aber
Literaturpreis. -
Mads, Dänemark, 9 Jahre
alt,Geologie und Geographie, mit 6 Jahren erstellt er eine neue
Theorie über das Thetismeer und Gondwana auf, indem er genau
berechnet, nach welchem Zeitraum es wieder genau so sein wird, von 7
– 8 Jahren Psychiatrie, ab da an sehr späte Doktorarbeit bzgl.
Erdmagnetismus in Zusammenhang mit dem Jupiter, Mit 9 Jahren
Nobelpreis. - Robert, 10 Jahre alt,
Deutschland, nichts bekannt, unbekannt, nur zufällig hier.
Robert ist bestürzt und gleich zeitig froh, denn mit diese Intelligenzmonstern will er nichts zu tun haben. Er fragt den schwarzen Herrn, ob er jetzt heimgehen könnte? Nein, das könne er nicht!, ob er denn nicht den freien Stuhl sähe? „Ja“, schreit er, „aber ich will nicht!“ Im gleichen Moment kommt die Vortragsdame auf ihn zu und flüstert: „Robert, was denkst du, was das alles für einen Sinn haben soll, wenn alles aber auch alles nicht aufgezeichnet werden würde, ein Tagebuch? Du wirst derjenige sein, der Alles festhalten wird, vom Anbeginn der Reise bis zum Ende. Du wirst dein Tagebuch einst deinen Kindern und Enkelkindern weitergeben, auf daß sie Geschichte der Menschen niemals vergessen wird...in ferner Zukunft“
Den Namen der Dame sollte er ebenfalls niemals kennenlernen...
Fortsetzung folgt;
aber jetzt brauch' erst mal nen Grappa