Eines weiss ich genau, dieses Gefühl des Alleinsein, nirgendwo dazu zu gehören, innere Leere, Minderwertigkeit unter die Nase gerieben zu bekommen, und ein ewiges Gefühl, dass sich jemand erbarmt, sich um mich zu kümmern, ja, das wäre mir erspart geblieben. Wenigstens meine Wurzeln hätte ich gekannt, hätte Worte gewechselt mit meinen Eltern, meine Grosseltern hätte ich kennengelernt, und so vieles mehr.
Warum bin ich überhaupt ins Heim gekommen? Das habe ich im Erwachsenenalter in meiner Akte nachlesen können. Das ist die Kehrseite, die ich dann auch kennengelernt hätte, aber die Heimzeit, und die Pflegefamilie waren auch kein Honigschlecken. Wie will ich abwägen. Alles kann nur Spekulation sein.
Aber alleine das Wissen, ich habe Eltern und Geschwister, die bei mir gewesen wären, lassen eine Wehmut aufkommen, die sehr tief geht. Ich fühle mich um Vieles betrogen, und wie ich schon einmal schrieb, fühlte ich mich lange wie ein treibendes Blatt im Wind, immer der Willkür anderer ausgesetzt. Eine Kindheit, die keine war, kann niemand, und sei es mit noch so viel gutem Willen, ersetzen. Melancholie war lange meine Begleiterin, und das kann nur jemand verstehen, der die gleichen Erfahrungen gemacht hat.