• Süßes Sylvestererlebnis


    Von gesternzu heute war ja bekanntlich Sylvester. Ab 0.00 Uhr und ein wenig davor knallt es und flackert's am Himmel wie jedes Jahr.. Man sieht so richtig, wie die Euromünzen- und Scheine sich gegen den Äther hoch hinaufbegeben und verpuffen wie die Eurounterstützung für Griechenland. Dabei denke ich, lieber in den Himmel, als in ein Land, dessen Glanzzeiten seit über 2.000 Jahren vorbei sind.


    Wir sind in der Nähe des Tunibergs und es ist alles sehr beeindruckend. Es ist eigentlich immer das Gleiche und man gähnt, schaut auf die Uhr und hofft, daß Wein, Bier und Grappa nicht ausgehen. Vor allem nicht der Kaffee, weil der ist sehr wichtig zwischendurch als Promilledämpfer...sagt man.


    Dann sehe ich rein zufällig im Haus gegenüber, wie die Türe aufgeht und ein kleines Mädchen in warmem rosa Winteranoräckchen, deshalb Mädchen, ca. 4 Jahre alt, herausstürmt. Es jubelt und kreischt, wie es nunmal alle Kinder tun, wenn sie etwas Sautolles machen können und auchdürfen.


    Um ihren Hals hat es ein Beutelchen hängen, so tief, daß es bequem reinfassen kann. Es stolpert und rennt eigentlich mehr, als daß es läuft. Kleine Kinder rennen eigentlich immer, weil man weiß ja nicht, wie schnell sich der Zielort ändern könnte. Ganz schlaue Kinder fragen ja schon, vor allem im Auto: „Wann haben wir das Ziel erreicht?“ Das sind dann die Navikinder, die dann noch viel mehr auf Lager haben. Wenn dann das Ziel erreicht ist, dann maulen sie rum, teilweise mit Recht, ob das der Zielort sei? Da gäb's ja gar keine Pommesbude!


    Jedenfalls das kleine Mädchen, greift in sein Beutelchen, holt was raus und schmeißt das mit all seinem zur Verfügung stehenden kleinen starken Ärmchens raus und knallt es mit aller Wucht auf den Boden. Es macht plopp, leise und doch so, daß es anfängt zu jauchzen, von einem Beinchen auf das andere hüpfend, dann noch mals ein nächstes Körnchen rausgefischt, runtergeknallt und wieder plopp plopp. Es muß wohl zwei dieser Wunderkügelchen erwischt haben. Beim Plopp plopp plopp hat es wohl drei davon in seinem Händchen gehabt. Von unserem Balkon müssen wir genau hinhören, damit wir das Geploppe überhaupt hören. Aber wir alte Sylvesterhasen wissen , es sind Knallerbsen, zum Verkauf freigegeben ab 0 Jahren. Die erwachsenen Böllerknaller lassen da Zeugs hochgehen, was noch nicht mal der Genfer Konvention entspricht.


    Ein Knallerbschen nach dem anderen wird auf dem Boden zerdöppert, wobei es immer wieder in den höchsten Tönen krakehlt und jubelt. Das ist weitaus lauter, als was die armen Erbschen von sich geben können, aber weitaus süßer. Aber irgendwann ist auch das letzte Pulver verschossen und es sucht trotzdem nach einem verirrten Knallerchen in seinem Brusttäschchen, was es aber nicht mehr findet. Anschließend sucht es den Boden nach eventuellen Blindgängern ab, was es ja darf, weil Knallerbsen sind jugend- kinder- und sogar babyfrei. Dabei blickt es kein einziges Mal auf zu dem imposanten Lichtermeer am Himmel. Wir anderen auch nicht mehr, weil das ist einfach ein Highlight, klein und unscheinbar und es erwärmt das Herz.


    Ich werde dieses kleine goldige Erlebnis niemals vergessen, denn nicht nur die großen Dinge bleiben in der Erinnerung haften, sondern auch die, die gerade mal um die Ecke geschehen.


    Nächstes Sylvester kaufe ich mir einen riesigen Beutel mit Knallerbsen und gebe es dem kleinen Mädchen, falls es noch auf Knallerbsen steht.

    Was der Wille erstrebt, das erreicht er
    ( Donald Duck )

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