Frisch auf den Tisch

  • Frisch auf den Tisch


    Jeder von uns hat sicher schon mal ne Kochsendung angeschaut. Dabei wird auf totale Frische von Lebensmitteln Wert gelegt. Ist ja auch in Ordnung, weil ein unfrischer Salat oder 10- Jahre alter Kohlkopf ein Unding ist.
    Wenn man also eine Kochsendung von frischefanatischen Superköchen sich reinzieht, so fällt auf, daß alles erst mal frisch besorgt werden muß. Sie kriegen dann einen irren fanatischen Blick in die Augen beim Wort „frisch“ und zittern am ganzen Körper, wobei ihnen der superfrische Kochlöffel aus der Hand fällt, anschließend ist der natürlich nicht mehr frisch. Deshalb heißt's ja immer: Ich habe schon mal alles vorbereitet.
    Wer also nicht absolut frische Ware verwendet, hat gleich am nächsten Tag Krebs der übelsten Sorte und Hund' und Katz' auch.
    Man nehme also vollfrisches Salz direkt vom frischen Meer und wer nicht am frischen Meer wohnt ist des frischen Todes. Nicht frischer Zucker oder Honig sind ein absolutes No go! Die unfrischen, also vergammelten Bazillen da drin, lassen dich um Jahre altern und dann bist auch du nicht mehr frisch. Wenn ich mir die Köche so anschaue, denke ich: Klar, Wasser predigen und Wein trinken.
    Wenn die also so vor sich hinkochen mit hochrotem Kopf und Schniefnase, wo meistens das Sekret in den Suppentopf zur Verfeinerung reinplatscht, denke ich, das ist sicher das Geheimnis einer 5-Sterneküche.
    Viele von ihnen haben ja auch einen Bart, mal kurz, mittellang und ganz lang. Dieses Gestrüpp wirkt allerdings total frisch, weil ab und zu wird es vor versteckter Kamera ausgewrungen, meistens auf Backwaren, was aber nichts ausmacht, da in Keksen und Schokolade ja auch sehr haarig verfahren wird.
    Viele Fernsehköche haben immer total frische Kochkittel an, da sie diese Klamotten, vom Zuschauer unbemerkt, bei jedem Schnitzelwenden, neu austauschen. Wie es darunter ausschaut, will ich gar nicht wissen.
    Frisches Bier vom Fass ist natürlich was Feines, obwohl man nicht weiß, wie lange es schon im Faß unter der Theke ausharrt. Ich glaube, es gibt da gewisse radioaktive Zutaten, womit man jahrelanges Bier auf Frischeglanz polieren kann.
    Bei Wein ist das anders, denn gute Köche stehen auf Wein. Der muß ausnahmsweise ein gewisses Alter haben, sonst schmeckt er unfrisch.
    Ausnahmen sind bei uns der Faßwein und Krätzer und bei den Franzosen heißt es: Le vin nouveau est la. Dazu ißt man superfrischen Zwiebelkuchen oder Flammenkuchen.
    Wie gesagt, der Frischewahn greift um sich und vielleicht wird das Wort“frisch“ das Unwort oder Wort des Jahres 2016 werden.
    Ich habe im Eisfach meines Kühlschrankes noch Schnitzel liegen, die an die zwei Jahre alt sind. Die serviere ich mal, wenn ich Besuch habe, der muß ja nicht alles wissen.
    Frisches Wasser, frische Luft, frischer Atem, frische Papiertaschentücher, frischer Wind, frische Sonne...etc. Ich kann das Wort „frisch“ nicht mehr hören.
    Dann kommt noch der Zusatz „Regional“ dazu. Bei uns ist alles regional, Griechenland, Italien, Spanien, Libanon usw liegen ja grad mal um die Ecke und da darf man getrost von regionalen Produkten sprechen.

    Was der Wille erstrebt, das erreicht er
    ( Donald Duck )

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