Eiszeit

  • Beteiligte:
    Marie,
    Freundin von Bastl, Leonie, Tochter der Beiden, Lusia, Freundin von Leonie, Bastl, mein Sohn und ich natürlich.


    Also, ich will mal unser Erlebnis der Wanderung durch Vörstettens wilden Forst, vom letzten Montag, wann auch immer, schildern.
    Da sich aber mein Gedächtnis des öfteren im Stich läßt, muß ich versuchen, diesen Gedächtnisschwund durch Phantasie zu ersetzen.
    Außerdem versetze ich die Zeit dieses Abenteuers in den Winter, weil da können manch unheilvolle Dinge ihren noch unheilvollen Verlauf nehmen.


    An selbem Tag rufe ich Marie an, ich hätte für sie Bettwäsche, rosa mit noch rosaneren Blümchen drauf, völlig neu und ungebraucht, was natürlich nicht stimmt. Das Zeug stammt aus Großmutters Zeiten, aber echt Leinen. Es ist etwas geflickt und ausgefranst. Das kann kann ich ihr natürlich nicht am Telefon sagen, weil sonst hätte sie gesagt, so ein Schrott wolle sie nicht und im Moment sei ihr Kaffee alle. Ich bin ja nicht blöde. Sie sagt dann noch, Leonie und ihre Freundin, die Luisa, seien auch da und bräuchten jemanden zum Schneemann bauen. Ich hasse Schneemann bauen und täte die beiden lieber einseifen oder ne Schneeballschlacht machen.


    Ich setze mich ins Auto und 10 Minuten später bin ich da, weil ich den richtigen Autobahnzubringer nehme. Marie hätte dafür ne halbe Stunde gebraucht und bei Dunkelheit… nicht auszudenken.


    Egal, kaum angekommen, werde ich von 3 Seiten ins Sperrfeuer genommen. Ich mache sofort die Autotüre zu und warte, bis der Feind seine Artilleriegeschosse verfeuert hat und trete zum Gegenangriff über. Man muss da echt strategisch vorgehen, will heißen, nicht blindlings aus dem Auto heraus stürmen, um so den Gegner ins offene Messer zu laufen. Nein, ich war ja bei der Bundeswehr und kenne mich in der Nahkampftechnik ganz gut aus. Da heißt es, Ruhe bewahren, Lage sondieren, überlegen, wie man dem Feind zurückschlagen kann. Also geduckt am Panzer sich orientieren, Lage erfassen und Munition bereithalten, in dem Falle sammeln. Der Beschuss des Gegners hört auf.
    Aha, denke ich, man lädt nach. Wenn der Bösling am Laden oder sammeln ist, muß man sofort vorstürmen, vorausgesetzt, man hat voll feuerbereite Kanonen. Ich eröffne das Feuer und höre am entsetzten Gekreische der beiden Mädchen, dass meine Taktik richtig war.


    Ich treibe sie zurück hinter ihre eigenen Linien. Einen derartigen Gegenangriff hatten sie nicht erwartet. Marie steht da, wie ein Fels und ich kann es mir nicht verkneifen, ihr eine 20mm Schneepatrone in den Rücken zu donnern. Nun ja, wer Marie kennt, der weiß, ich hätte lieber ein schneegetriebenes Nukleargenschoß nehmen sollen. Aber ich will ja keinen atomaren Zwischenfall riskieren. Hätte ich aber tun sollen. Das feindliche Heer formiert sich neu und geht zum Gegeangriff über. Ich tue so, als wenn ich munitionsgeladen wäre und schreie mein Kriegsgeschrei.
    Das hilft und die beiden kleinen Amazonenkriegerinnen ziehen sich zurück mit dem typischen Rückzuggeschrei.


    Marie ist der Fels in der Brandung und als ich an ihr vorbeistürme, in der Absicht, ihr beim Vorwärtsbreschen ne Ladung Schneeeisbomben, Marke „ Entspricht nicht dem Genfer Abkommen“ ins Gesicht zu schleudern, haut sie mir hinterhältig ihre noch hinterhältigere Pulverschneeladung, Marke“ Schon gar nicht nach der Genfer Konvention“ ins Gesicht und Nacken. Gut, ohne Verluste geht nichts und schwer verletzt stürme ich weiter.


    Die beiden kleinen Feindinnen haben sich versteckt unter einem vorstehenden Balkon. Ich sehe das sofort, weil ich kann ihr ängstliches, aber auch kicherndes Gemurmel ausmachen. Ich sehe, ich werde als Feind nicht ernst genommen. Ich tue so, als wenn ich sie nicht hörte und stürme dann offen und ehrlich ins Schneetrommelfeuer. Aber der Gegenangriff ist verdammt lausig, weil sie haben den Rücken zur Hauswand und der Rückstoß ihrer eigenen Geschosskraft lässt sie an der Mauer des Verderbens zusammenbrechen. Ich bin ja edel und ritterlich und gewähre ihnen einen ehrenvollen Rückzug. War ein Fehler, denn kaum aus der Reichweite, machen sie mich mit Hilfe von Marie ( Der schenk ich noch mal Bettlaken! ) hinterhältig fertig. Ich wehre mich, schleudere ihnen mit dem Fuße mit Senfgas vermischte Schneegiftgaswolken ins Gesicht. Das macht sie nieder...endgültig. Die beiden Kriegerinnen sind ausgelaugt, ich auch, und schließe einen Waffenstillstand vor.


    Ich denke jedoch, dass ich die Schlacht gewonnen habe, ein Phyrrussieg allerdings. Die Schlacht, aber nicht den Krieg, denn der wird, denke ich, ewig dauern.


    Bastl, der Stubenhocker, sitzt derweil im warmen Wohnzimmer und verköstigt sich mit seinem neuesten Oberschwarzteerwhisky mit verkohlten Algenanhängen, den man bis nach draußen schmecken kann. Er ist nämlich Whiskykenner.


    Marie rümpft die Nase, weil die riecht sowieso immer alles, was sie nicht riechen soll und pfeift ihn nach draußen. Bastl weiß aus Erfahrung, daß so ein Pfiff höchste Priorität hat, sonst gibt’s keinen neuen Nachwuchs. Also kommt er heftig keuchend raus gedackelt.Leonie, also die Oberamazonin, will, dass wir ein Stück laufen, geheime Wege. (Ja ja, grad die, die in Wirklichkeit höchstens mal raus geht, wenn es gilt, Ostereier oder die neueste Schrottversion von Hello Kiddy zu suchen, die sie dann noch nicht mal findet ) Aber in meiner Phantasie ist sie so was Ähnliches, wie ne durch trainierte Langstreckenläuferin. Luisa ist sowieso eine, die die schwierigsten Wege mit Radschlagen bewältigt und dann noch mit einer Hand. Sie ist nämlich ne echte Sportskanone und schlägt das Rad mit einer Hand, den Salto kann sie in der Zwischenzeit auch. Wahrscheinlich sind deshalb ihre Hände ein wenig schrundig.


    Wir haben Frieden geschlossen, also gehen wir gemeinsam, uns aber kritisch beobachtend, den Pfad entlang. Mir wird irgendwie warm ums Herz, ich betrachte die beiden und denke: Enemy mine. Wer den Film mal gesehen hat, weiß, was ich meine.


    Aber, daß die größte Tragödie erst noch kommen sollte, war uns allen noch nicht bewusst zu diesem Zeitpunkt. ;(


    Fortsetzung folgt

    Was der Wille erstrebt, das erreicht er
    ( Donald Duck )

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