Der unten stehende Bericht stand heute im Wiesbadener Kurier. Wesentliche Worte:
Erbenheim - Advena Hospiz - letzte Lebensphase - wie lange noch Zeit bleibt - Sterbephase
Meine verstorbene Frau und ich haben eine Familiengruppe mit Jugendhilfekindern in Wiesbaden-Erbenheim geleitet. Wir haben knapp 25 Jahre rund um die Uhr mit diesen Kindern und unseren beiden Töchtern dort in einem entsprechend großem Haus mit Garten (Hofreite) gelebt. Arbeit und Leben war eine Einheit.
Sie bekam 11 Jahre vor ihrem Tod Krebs und ist daran vor 1 1/2 Jahren in unserem Haus in Wiesbaden-Auringen, nicht weit von Erbenheim, gestorben.
Möglicherweise wäre dieses Advena-Hospiz zu ihrer letzten "Wohnstätte" vor ihrem Tod geworden. Auch darüber hatten wir gesprochen.
Nun habe ich den Artikel heute morgen gelesen und die Art und Weise, wie in diesem Hospiz mit den Menschen in ihrer letzten Lebensphase umgegangen wird.
Dabei kamen mir die Tränen.
Ihre letzte Lebens- und Sterbenphase fand Gott sei Dank in unseren Haus in Auringen statt, was wir uns beide gewünscht hatten, falls es möglich wäre.
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Hausmannskost ist im Hospiz Advena besonders gefragt
Seit zwölf Jahren bekocht Rosi Hels die Bewohner im Erbenheimer Hospiz – und hat dabei immer deren Vorlieben und Wünsche im Blick.
ERBENHEIM. Manchmal findet sie kleine Zettel unter dem Teller. „War sehr lecker“ oder „Hat geschmeckt“
steht auf den Briefchen. Die Absender können oft nicht mehr in die Küche kommen, aber ihre Nachrichten erreichen Rosi Hels trotzdem und freuen sie sehr. Seit zwölf Jahren bekocht sie in Hessens ältestem Hospiz, dem Advena in Erbenheim, Menschen in ihrer letzten Lebensphase, gerne auch mit deren Leibgericht. „Es sind meist einfache, herzhafte Speisen, die sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner wünschen“, sagt sie. „Reibekuchen, Eintöpfe oder auch Sauerkraut sind beliebt, einfache Hausmannskost“, erzählt die 60-Jährige.
Auf Extrawunsch gibt es auch Grießbrei
Das Küchenteam besteht aus sechs Frauen, die von 7 bis 20 Uhr in drei Schichten arbeiten. Unterstützt werden sie von Ehrenamtlichen. Heute gibt es als Hauptgang Hähnchengeschnetzeltes mit Spitzkohl und Kartoffeln. Aber ein Bewohner möchte lieber Grießbrei und Nachtisch. „Und genau das bekommt er auch“, sagt Rosi Hels und gießt Milch in einen kleinen Topf. „Besonders wichtig ist uns, frisch und saisonal zu kochen“, sagt Hels. „Wer jetzt im Hospiz lebt, wird keine weitere Spargel- oder Erdbeerzeit mehr erleben; hier können unsere Bewohner beides noch einmal genießen.“
Auch traditionelle Feiertagsspeisen wie Putenbraten mit Klößen und Rotkohl zu Weihnachten sind wichtig, denn die letzten Festtage sollen schön sein und an Vertrautes anknüpfen. „Wenn jemand sich etwas wünscht, für das uns Zutaten fehlen, besorgen wir es möglichst rasch“, so Hels.
Denn man wisse nie genau, wie lange noch Zeit bleibt.
Für zwei Personen wird heute kein Mittagsessen mehr benötigt. „Sie machen sich auf den Weg“, sagt die Ehrenamtliche. Rosi Hels hält inne, denn diese Chiffre steht für:
Die Sterbephase hat begonnen.
Wenn eintrifft, was absehbar war, kommt es trotzdem irgendwie plötzlich. „Es ist anders, als wenn ein Angehöriger stirbt“, sagt sie. „Trotzdem berührt uns, wenn Menschen gehen, die wir in der letzten Lebensphase begleiten durften. Das sind traurige Momente.“
Entschlossen zerkleinert sie weiter gekochten Blumenkohl, fügt Lauchzwiebeln, Radieschen und Gewürze, Essig und Öl hinzu. Fertig ist die Vorspeise. Es folgt das Dessert, eine Mascarpone-Honig-Creme, garniert mit bunten Keksperlen und Blaubeeren. „Ich mag es, wenn es schön bunt aussieht. Ich komme ursprünglich aus dem Druckgewerbe, da lernt man, auf Farben zu achten.“ Denn das Kochen ist nicht Rosi Hels ursprünglicher Beruf. Kochen ist ihre Passion, der sie auch zu Hause gerne nachgeht. „Es ist für mich eine Art Meditation.“
Das merkt man. Es ist laut, es klappert, brutzelt und dampft, immer wieder steht jemand in der Küche, um Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner auszurichten oder sich einen Tee zu kochen: Trotzdem ist Rosis Küche ein ruhiger und tröstlicher Ort. Er erinnert an daheim.