Beiträge von Wally im Thema „Noch mehr Gedichte“

    Das gefällt dir, gell?
    Ich kann damit nichts anfangen, weil in meinem Alter ist man froh, wenn man nicht mehr hinlangen muß.

    Ich finde es recht lustig. Im Alter dreht man ja auch nicht unbedingt seine Gefühle wie ein Wasserhahn zu. :D

    Wallynchen, sowas kannst du viel besser.

    Nein, nicht wirklich. Aber ich müßte mal wieder ein Gedicht dichten. Nur fehlt mir gerade etwas die Inspiration und...die Stimmung. Erst lag ich mit einer saftigen Virusinfektion flach und jetzt bekomme ich einfach schon seit Wochen, meinen Husten und schnupfen nicht los. X(



    Aber das tut ja hier nichts zur Sache. :D

    Es waltet rings des Frühlings

    Es waltet rings des Frühlings erster Gruss -
    Ein leises Knospen, halb entfaltet Grün -
    Ein Schleier deckt die Sonne, zart Gewölk
    Stieg Nachts empor; doch dringt des Himmels Blau,
    Verheissung naher Seligkeit, hindurch -
    Es kos't die Luft - wie eine liebe Hand,
    Die mehr nicht wagt, mit deinen Locken spielt.



    (Frieda Port 1854-1926, deutsche Lyrikerin, Übersetzerin)

    Wirtschaftsgedicht


    Wenn die Börsenkurse fallen,
    regt sich Kummer fast bei allen,
    aber manche blühen auf:
    Ihr Rezept heißt Leerverkauf.


    Keck verhökern diese Knaben
    Dinge, die sie gar nicht haben,
    treten selbst den Absturz los,
    den sie brauchen – echt famos!


    Leichter noch bei solchen Taten
    tun sie sich mit Derivaten:
    Wenn Papier den Wert frisiert,
    wird die Wirkung potenziert.


    Wenn in Folge Banken krachen,
    haben Sparer nichts zu lachen,
    und die Hypothek aufs Haus
    heißt, Bewohner müssen raus.


    Trifft’s hingegen große Banken,
    kommt die ganze Welt ins Wanken –
    auch die Spekulantenbrut
    zittert jetzt um Hab und Gut!


    Soll man das System gefährden?
    Da muss eingeschritten werden:
    Der Gewinn, der bleibt privat,
    die Verluste kauft der Staat.


    Dazu braucht der Staat Kredite,
    und das bringt erneut Profite,
    hat man doch in jenem Land
    die Regierung in der Hand.


    Für die Zechen dieser Frechen
    hat der Kleine Mann zu blechen
    und – das ist das Feine ja –
    nicht nur in Amerika!


    Und wenn Kurse wieder steigen,
    fängt von vorne an der Reigen –
    ist halt Umverteilung pur,
    stets in eine Richtung nur.


    Aber sollten sich die Massen
    das mal nimmer bieten lassen,
    ist der Ausweg längst bedacht:
    Dann wird bisschen Krieg gemacht.


    Autor unbekannt


    Wer mehr zu diesem Gedicht lesen und wissen möchte, kann das hier tun;
    http://www.rottmeyer.de/falsches_tucholsky_gedicht/
    (Falsches Tucholsky-Gedicht - Rottmeyer...)

    Eine Frage: für wen?

    Da stehn die Werkmeister - Mann für Mann.
    Der Direktor spricht und sieht sie an:
    " Was heißt hier Gewerkschaft!
    Was heißt hier Beschwerden!
    Es muß viel mehr gearbeitet werden!
    Produktionssteigerung! Daß die Räder sich drehn!"
    Eine einzige kleine Frage:
    Für wen?
    Ihr sagt: Die Maschinen müssen laufen.
    Wer soll sich eure Ware denn kaufen?
    Eure Angestellten? Denen habt ihr bis jetzt
    das Gehalt wo ihr konntet heruntergesetzt.
    Und die Waren sind im Süden und Norden
    deshalb auch nicht billiger geworden
    Und immer sollen die Räder sich drehn...
    Für wen?


    Für wen die Plakate und die Reklamen?
    Für wen die Autos und Bilderrahmen?
    Für wen die Krawatten? Die gläsernen Schalen?
    Eure Arbeiter können das nicht bezahlen.
    Etwa die der andern? Für solche Fälle
    habt ihr doch eure Trusts und Kartelle!
    Ihr sagt: Die Wirtschaft müsse bestehn.
    Eine schöne Wirtschaft!
    Für wen? Für wen?


    Das laufende Band das sich weiterschiebt
    liefert Waren für Kunden die es nicht gibt.
    Ihr habt durch Entlassung und Lohnabzug sacht
    eure eigene Kundschaft kaputt gemacht.
    Denn Deutschland besteht - Millionäre sind selten -
    aus Arbeitern und Angestellten!
    Und eure Bilanz zeigt mit einem Male
    einen Saldo mortale.


    Während Millionen stempeln gehn.
    Die wissen für wen.


    Kurt Tucholsky, 1931

    Angela du tolles Weib (Merkel-Gedicht)


    Angela du tolles Weib,
    ein kleines Lied ich für dich schreib.
    Du bist die Rettung dieser Welt,
    Unsre Krone, aller Held.
    .
    Jedes arme Rentnerlein,
    möchte so wie du nur sein. nur sein.
    Du bist die Hoffnung aller Armen,
    du zeigst den Banken dein Erbarmen.
    .
    Du rettest Deutschland aus der Not,
    du sorgst für Arbeit, Lohn und Brot.
    Alle die genug schon haben,
    warten schon auf deine Gaben.
    .
    Dem Banker gibst du neue Kraft,
    damit er noch mehr Pleiten schafft,
    Damit sein Konto weiter voll,
    schenkst du Millionen, diesem Troll.
    .
    Du sorgst dich für des Reichen Wohl,
    bist so viel besser, als der Kohl.
    sicher war bei ihm die Rente,
    bei dir ist Sicherheit ne Ente.
    .
    Du hast bei Honni einst studiert,
    die FDJ hast du geführt.
    wenn auch nur dort im Studienkreis,
    aus Widerstand, ich weis, ich weis…..
    .
    Der Kommunismus war dir fremd,
    warst dessen Feind im blauen Hemd.
    du hast gekämpft für Freiheit Recht,
    was ist erlogen, was ist echt?
    .
    Die Opferrente ist dein Werk,
    sie ist ein Wurm ein Rentenzwerg.
    Wie Bettler kommen wir uns vor,
    für uns war zu, dein Mund dein Ohr.
    .
    Den Banken gibst du gern Millionen,
    Betrug und Diebstahl soll sich lohnen.
    Für dieses Wörtchen Mindestlohn,
    zeigst du nur Abscheu, oder Hohn.
    .
    Gerechtigkeit ist nicht dein Wort,
    die schlich sich aus dem Lande fort.
    Kinderarmut wird gepflegt,
    des Reichen Konto wird gehegt.
    .
    Für alles was du uns getan,
    stimmen wir kein Loblied an.
    Wärst du in Brandenburg geblieben,
    dann würden wir dich richtig lieben.


    quelle, dichter: eventeull "kronzeuge" via eintrag im stasiopferinfo-board ( nov 2008 ) , gefunden via: kommentareintrag von g.philipp in einem aktuellen spiegelfechter-beitrag.
    http://swiss-lupe.blogspot.de/…-weib-merkel-gedicht.html

    Der Anarchisterich


    War einst ein Anarchisterich,
    der hatt den Attentatterich.
    Er schmiss mit Bomben um sich rum;
    es knallte nur so: bum bum bum.
    Einst kam der Anarchisterich
    an einen Schlosshof fürstelich,
    und unterm Rock verborgen fein
    trug er ein Bombombombelein.


    Nach Haus kam Serinissimus,
    sprach: Omnia nos wissimus,
    und sprach viel weise Worte noch,
    dass alles rings nach Weisheit roch.
    Jedoch der Anarchisterich
    mit seiner Bombe seitwärts schlich
    und schmiss sie Serenissimo
    unter den Rokokopopo.


    Und rings war alles baß entsetzt,
    Durchlaucht hat sich vor Schreck gesetzt,
    indes der Anarchisterich
    durch eine Seitentür entwich.
    Nur einer sprang beherzt herbei,
    zu helfen, was zu helfen sei.
    Doch sprach er bleich: Volk, höre nur,
    ‘s ist ‘ne Bomb-onniere nur.


    Rings aber lag man auf dem Knie
    und heulte, jammerte und schrie
    und betete: Du lieber Gott,
    schlag doch die Anarchisten tot!
    Drum merk dir, Anarchisterich,
    heil dich vom Attentatterich.
    Kommst du zu Hofe fürstelich,
    geht’s fürder dir für-fürchterlich.

    Erich Mühsam (1878-1934)