Beiträge von Klaus im Thema „30 Jahre Wiedervereinigung, mein Leben in der DDR“

    Nach einer recht kurzen Nacht mussten wir schon um 6 Uhr am Pfingstsonntagmorgen aufstehen.
    Denn die Pferdekutsche musste mit Birkenzweigen geschückt werden und man musste sich auch dann noch entsprechend anziehen denn gegen 8 Uhr begann ein langer Umzug durch das Dorf.
    Die Anzugsordnung war je nach Geschlecht schwarze Hose bzw. Rock und weißes Hemd oder Bluse. Die Pfingstburschen mussten zudem noch einen Zylinder mit bunten Bändern tragen.
    Der Vorstand ritten auf Pferden und mußten zudem noch einen Frack tragen.
    An jedem Haus wurden durch den Vorstand einige Grüße ausgerichtet und die Kapelle spielte ein Ständchen, so zug der Tross durch jede Straße und vor jedes Haus. Diejenigen die ein Ständchen bekamen gaben dann auch noch eine Geldspende.
    Die Runde zog sich bis etwa 14 bis 15 Uhr hin. Für das leibliche Wohl war auch gesorgt, bei jedem Pfingstmädchen wurden Getränke und Schnittchen gereicht. Die aber zu erst dran waren, mussten eine Menge vorbereiten und gegen Schluss wurde dann nur noch wenig gegessen.

    Als die Tanne dann endlich stand haben wir, wie gesagt durchgeatmet und uns gefreut das nichts passiert ist. Denn es ist schon eine teilweise gefährliche Angelegenheit so eine Tanne von etwa 28 m aufzustellen.

    Der Marsch durch das Dorf und das Aufstellen hat etwa 1,5 Stunden gedauert. Danach sind wir wieder nach Hause um uns frisch zu machen.
    Die Pfingstgesellschaft traf sich dann um 20 Uhr zum gemeinsamen Abendessen, dazu hat jeder einen Betrag geleistet. Entweder man hat von der selbstgeschlachten Wurst oder Eier mitgebracht. Es bestand auch eine Anwesenheitspflicht bis 24 Uhr. Und das ist auch heute noch so, hatte es im Programm auf der Internetseite gelesen.
    In der Zeit von 20 bis 24 Uhr bekam der Vorstand seinen Auftritt. Alle Pfingstmädchen die sich für die Pfingstgesellschaft angemeldet haben, standen auf einer Liste. Mit dieser suchte der Vorstand alle Pfingstburschen auf. Jeder konnte sich von der Liste eine der Damen aussuchen. Natürlich waren Frauen und Freundinnen, wie bei mir es war, schon geblockt. Es gab auch eine Rangfolge, wie die Pfingstburschen aufgesucht wurden. Die neuen Teilnehmer waren die letzten in der Reihe.
    Um 24 Uhr konnten wir dann den Saal verlassen (Anwesenheitspflicht), dann ging es nach Hause, man zog sich um, nahm eine Taschenlampe, eine Säge oder eine Axt.
    Der Weg führte uns dann in einen etwa 2 km entfernten Wald. Dort wurde eine Birke (Maie) geschlagen. Diese waren etwa 5 bis 6 m lang und hatten einen Stammdurchmesser von etwa 10 cm. Die nächste Aufgabe war dann diese nach Hause zu tragen. Das wurde echt zur Qual, denn die lag auf der Schulter und bei jedem Schritt wippte diese und die Schulter tat nach kurzer Zet weh, also auf die andere Seite und weiter. Wieder im Dorf angekommen, wurde diese Birke am Haus des Pfingstmädchens, welches sich jeder rausgesucht hatte,aufgestellt. Dann konnte wir endlich schlafen gehen. Am nächsten Morgen wurden die Birken in einen Eimer mit Wasser gestellt und angebunden damit sie nicht umfallen können.
    Die Pfingstburschen die kein Pfingstmädchen "abbekommen" haben hatten in der Zeit wo wir im Wald waren auch eine Aufgabe, sie mussten an den Häusern wo Mädchen/Frauen wohnten, die sich nicht angemeldet haben, Holunderbüsche aufstellen. Natürlich waren die bei Tagesanbruch wieder verschwunden.

    Ich komme aus einem Dorf in Thüringen dieses hat den Namen Kirchheilingen. Da gibt es eine schöne Tradition zu Pfingsten.
    Da habe ich 2 mal mitgemacht und es war wirklich schön für mich. Ich werde mal ein wenig darüber berichten.

    Zur Vorbereitung des Pfingstfestes schreiben sich alle die da mitmachen wollen in eine Liste der Pfingstgesellschaft ein. Man sollte da schon 18 Jahre alt sein.
    Die Liste ist eigentlich zweigeteilt in Pfingstburschen und Pfingstmädchen.

    Am Samstagsamstag treffen sich die Pfingstburschen und fahren mit einem Traktor und Personenanhänger und zweiten Traktor mit Hänger und einem Nachläufer in einen Wald der etwa 40 Kilometer entfernt ist. Dort trafen wir einen Förster der uns einen Maibaum (Tanne) zugewiesen, die war etwa 25 bis 30 m lang war. Diese wurde gefällt und dann mit Manpower zu den Traktor mit Nachläufer getragen und dort abgelegt, bricht der Baum musste eine neue Tanne dran glauben, aber unsere hat durchgehalten und wir konnten sie mit einer zweiten weit kurzeren Tanne festzurren.
    Nach einigen Stunden im Wald sind wir in Richtung Heimat aufgebrochen. Während der Fahrt hin und zurück haben wir ein "wenig" demBier zugespochen.

    Auf halben Weg befand sich eine einfache Gaststätte an der haben wir angehalten und uns ein wenig gestärkt, 4 Gänge Menue, Bockwurst mit Senf und Brötchen und natürlich einem Bier.
    Wir waren gegen 16 Uhr wieder zu Hause in Kirchheilingen Einige von uns mussten die Tanne bewachen und die anderen sind für zwei Stunden nach Hause gegangen um sich frisch zu machen und vor allem andere Klamotten anzuziehen.

    Als nächster Termin um 18 Uhr haben wir uns wieder an der Tanne getroffen.
    Die Pfingstmädchen kamen dann auch noch dazu und wir sind unter Musikbegleitung durch das Dorf gezogen. Alle Dorfbewohner habe sich dem Zug angeschlossen. Wir kamen nach kurzer Zeit an unserer Gemeindeschenke an und da wurde die kleine Tanne am Eingang aufgestellt. Dann ging es weiter zur Gaststätte zum grünen Schild. Dort hatten einige schon das vorbereite Loch für die große Tanne gesäubert.

    Als wir dann am grünen Schild angekommen sind, wurde die Tanne mit Muskelkraft aufgestellt. War eine mächtige Quälerei aber wir waren 40 Leute und eine spezielle Technik hat uns geholfen. Wir haben uns unter den Augen aller Einwohner versucht nicht zu blamieren, denn das schlimmste Sache wäre die gewesen das die Tanne bebrochen wäre oder das die Tannespitze abgebrochen wäre. Das wäre echt eine Blamage gewesen und man hätte einige Jahre darüber gelacht. Die gemeinsame Anstrengung hat sich gelohnt, denn irgend wann glitt der Fuß der Tanne ins Loch. Danach wurde sie ausgerichtet und arretiert, denn sie musste auch natürlich gerade stehen.

    Bevor ich morgen weiter schreibe mal die Internetadresse mit einigen Infos.
    Es hat sich das ein oder andere zu damals geändert.

    https://www.pfingsten-kirchheilingen.de

    Das ist die Pfingsgesellschaft von 1977 und ich war dabei.
    Unbenannt-1.jpg
    Letzte Reihe, der dritte von rechts, ein wenig versteckt bin ich, in der Reihe davor die fünfte von rechts ist meine Ex Frau.

    Habe eigentlich nur knapp 1 Jahr direkt in diesem Bereich gearbeitet, war da immer im Außendienst unterwegs.
    Nach dem Studium war ich schon das erste mal verheiratet und unser erster Sohn ist 1979 geboren. Habe 1978 das erste mal geheiratet.
    Während der Schwangerschaft meiner Frau habe ich mich entschieden der direkten Arbeit in einem Messtrupp den Rücken zu kehren und bin in die Berufsausbildung gegangen.
    Dort habe ich Vermesser in der praktischen Ausbildung betreut. Das habe ich von 1979 bis 1987 getan. Danach war ich für die gesamte praktische Berufsausbildung in unserem Betrieb verantwortlich. ( Wir hatten in unserem Betrieb in 2 Lehrjahren jeweils 25 Auszubildende und haben eine eigene Berufsausbildung in Theorie und Praxis betrieben. Heute würde man sagen wir haben die Ausbildung verschult)
    Wir haben jeweils im wechsel von 14 Tagen das erste bzw zweite Ausbildungsjahr betreut, die andere Zeit waren die Auszubildenden in der theoretischen Ausbildung.
    In der Praxis hatten wir 3 Gruppen die Jeweils von einem Ausbilder betreut wurden.
    Diese Zeit möchte ich echt nicht missen, weil sie für mich täglich immer neue Erfahrungen brachte. Denn man musste auf die täglichen Anforderungen reagieren und das hätte ich nicht als Messtruppführer im Betrieb nie gehabt. Dort hätte ich täglich die gleichen Tätigkeiten ausgeführt.

    Ich war im Mai aus der Armee entlassen und ich habe die nächsten Monate in Erfurt bei der Landesvermessung gearbeitet.
    In der Zwischenzeit habe ich mich in Dresden an der Fachschule beworben und wollte studieren. Um da angenommen zu werden brauchte ich aber die Zustimmung meines Betriebes, die habe ich bekommen also bin ich im September 1976 nach Dresden gegangen um für 3 Jahre mich zum Vermessungsingenieur zu qualifizieren.


    Mein Betrieb hat mich also zum Studium delegiert und damit hatte man nach dem Abschluss auch einen sicheren Arbeitsplatz.


    Als nach 18 Monaten meine Armeezeit zu Ende war musste ich mich im Wehrkreiskommando wieder anmelden.
    Das war schrecklich, denn da hatten mich welche Leute im Visier, es waren welche vom Strafvollzug und man wollte mich unbedingt in diese Richtung drängen. Das Gespräch zog sich über mehr als drei Stunden hin. Ich hatte aber für mich einen anderen Weg im Auge. Es war für mich sehr ätzend, denn ich hatte nach einer Nachtfahrt von einigen Stunden nur noch etwa 20 min Busfahrt vor mir um zu Hause zu sein.

    Irgend wann haben sie endlich von mir abgelassen und ich konnte gehen.
    Danach war es nur ein kleiner Schritt und ich war endlich zu Hause.
    Hatte dann nur ein paar Tage frei und dann musste ich mich wieder in Erfurt melden um meine Arbeit aufzunehmen.

    Unser Netz war ein Dreiecksnetz, deren Seitenlänge um die 1,5 km lang waren. Im Schnittpunkt wurde ein Grantstein mit einer Länge von einem Meter eingegraben. Danach erfolgte die Aufstellung unserer Messinstrumente und die Arbeitsaufgabe wurde ausgeführt. Das hat etwa eine Stunde gedauert und wir mussten die Geräte umstellen.
    Unser Messtrupp war Bestand aus denen die gemessen haben und die jenigen die die Vorbereitung gemacht haben. Eines Tages wieder im Wald hatten wir uns die Route nach den alten Karten von 1940 rausgesucht, um den nächsten Punkt anzufahren. Wir wussten, dass wir in der Nähe des Grenzgebietes waren und das hies aufpassen, denn wir hatten keine Genehmigung dieses zu betreten, also wir hatten keinen Passierschein. Das sollte uns und andere noch teuer zu stehen kommen.


    Anmerkung: Die vorhandenen Karten zeigten nicht die Grenze und die neuen Karten waren in der Nähe der Grenzen so was von ungenau, da hätte sich jeder verfahren können. Navis waren ja Ende der 70-iger noch nicht gebaut worden.
    In der DDR wurde ein 5 km breiter Streifen an der Grenze war für normale Bürger wie für mich nur mit Passierschein betretbar und der musste Wochen oder Monate vorher beantragt werden. (Die Stasi hatte da noch die Finger mit drin)


    Wir fuhren also los um den neuen Punkt aufzubauen und wir benutzten die vorhandenen Wald- und Wiesenwege. Nach kurzer Zeit kamen wir in einer Kurve aus dem Wald auf eine Straße und dort sollten wir rechts abbiegen. Aus der Kurve raus standen wir plötzlich vor einem Schlagbaum. Dort kamen Grenzsoldaten auf uns zu und verlangten unseren Passierschein den wir ja nicht hatten. Keine Ahnung was die von uns dachten, jedenfalls standen auf einmal einige Soldaten mit MP's um uns herum. Wir konnten noch über Funk unsere Kollegen die nach uns kommen sollten warnen. Die haben uns Wohl nicht geklaubt und sind etwa eine Stunde später in die gleich Falle getappt. Auf jeden Fall trafen wir uns in der Kaserne wieder, wir waren verhaftet worden, man meinte wir wollten einen illegalen Grenzübertritt machen. Uns hatte man etwa 14 Uhr festgesetzt.
    Was mit uns passieren sollte wußten wir nicht, aber jemand hatte den Betriebsleiter unseres Ladens angerufen damit er uns wieder raus holt. Er musste aus Erfurt kommen und hatte wahrscheinlich noch einige Telefonate mit dem Kombinatsdirektor und mit der Stasi machen. Gegen 20 Uhr durften wir mit unseren Fahrzeugen in Begleitung von Soldaten die Grenzkompanie und das Grenzgebiet verlassen. Es ist nie was nachgekommen obwohl wir dachten, da passiert noch was.


    Mir hat eigentlich der Außendienst Spass gemacht, aber die arbeiten die ich da verrichten musste waren nicht unbedingt die Sachen die mir Bestätigung verschafft haben. Es waren einfach nur Hilfsarbeiten, wie Löcher graben, Stein einsetzen und wieder zuschmeißen.
    Im Winter haben wir andere Sachen machen müssen weil es ja nicht möglich war Löcher mit einer Tiefe von mindesten 1 Meter in überschaubaren Zeit zu graben. Wir waren da in Sonneberg und in Zeitz unterwegs und haben Pläne erstellt. Das waren Tätigkeiten für zwei Kollegen und ich war der dumme Meßgehilfe.
    Ich war später mal mit einem Kollegen im Harz unterwegs, der Typ hat mich doch echt beim Chef angeschwärzt, weil ich angeblich arbeitsunwillig war.
    Der Typ hatte echt einen ander Klatsche, früh nach dem Austehen und der morgendlichen Körperpflege wollt ich mir einen Kaffee machenund eine wenig essen. Das durfte ich nach seiner Meinung nicht und deshalb gabt es den Ärger beim Chef.
    Habe später erfahren, dass diese Sache sogar in meiner Personalakte erfasst wurde. Aber man hat sie irgend wann entfernt.

    In der Brigade (Arbeitsgruppe) waren wir um die 15 bis 20 Personen. Die Abende im Wohnwagen waren recht eintönig und essen mussten wir ja auch. Also ab in Kneipe und noch ein paar Bierchen geschlürft. Einige haben natürlich ein wenig über den Durst getrunken und die mussten wir zurück schleifen.
    Wir waren mal im erzkatholischen Eichsfeld, ist am ehesten mit Bayern zu vergleichen. Irgend wann waren wir Abends wieder essen und trinken. Ein Kollegen hat recht schnell und ein wenig viel dem Bier zugesprochen und verschwand dann irgend wann mal vom Tisch. Hatten es gar nicht bemerkt das er gegangen war. Wie lang es gedauert hat, ist mir heute nicht bewusst. Plötzlich krachte die Tür auf und unser Kollegen flog in hohen Bogen in die Gaststube rein, Gefolgt wurde er von zwei wütenden Einheimischen. Es gab ein furchtbares Theater bis wir endlich raus bekommen haben was geschehen war. Der Kollege hatte sich die Birne weg gesoffen und ihm wurde schlecht. Also ist er nach draußen um sich zu erleichtern. Er fand einen Baum um sich fest zuhalten. Nur leider war es keiner sondern ein Kreuz. Das haben die beiden Typen beobachtet und dieses Sakrileg auf ihre Art geahndet.



    Irgend wann hatte ich die Zeit bei Hoffmanns Trachten Gruppe (Hoffmann war der Verteidigungsminister der DDR) hinter mir.
    Die 18 Monate waren recht schnell vorbei.

    Bin dann wieder zurück in meinen Beruf, aber als ich mich wieder zurück gemeldet habe, dies musste ich Wehrkreisamt vornehmen, wurde ich zu einem Gespräch eingeladen. Die wollten, dass ich in den Strafvollzug gehe. Das Gespräch zog sich ewig hin, weil ich das einfach nicht wollte. Was sollte ich denn als Schließer im Knast.


    Im laufe der nächsten Tage musste ich dann auch noch im Betrieb vorbei schauen, um meine Arbeit wieder aufnehmen zu können.
    Bekam noch eine Woche Urlaub vorher, welche ich auch genossen habe, denn endlich wieder vernüftiges Essen zu Hause.


    Da ich Vermessung gelernt habe und einen Job in der Landesvermessung hatte, musste ich dann wieder nach Erfurt. Die erste Zeit habe ich in der Arbeitsvorbereitung gearbeitet, weil die Vermessungstrupps komplett waren. War aber nicht schlecht, habe da in Erfurt die Woche verbracht. Wir hatten dort eine Betriebsunterkunft.
    Später kam ich in den Wochenaußendienst , wir waren im Thüringer Wald und im Harz unterwegs. Da keine tägliche Heimfahrt möglich war haben wir in Wohnwagen oder Ferienheimen geschlafen. Damals haben wir noch 48 Wochenstunden arbeiten müssen und haben von Montag bis Donnerstag unsere Abeitszeit so eingeteilt, dass Freitag spätestens Mittag Schluss war.

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    Das waren unsere Großküchen für die Arbeiterversorgung.

    Messbandanschnitt


    Wochen vor dem Anschnitt hatte man schon zu tun. Schneidermessband besorgen. Behältnis wählen, sollte schon was spezielles sein, so wie Gummitiere.
    Wichtig war aber, dass das Messband dort hinein passte und auch nicht zu groß war.. Sollte ja in die Hosentasche passen und nicht zu sehr auffallen.
    Ein weiterer Schritt war die Gestaltung. Der Tag der Entlassung stand ja schon zu Beginn der Armeezeit fest. Also wurde vom Entlassungstag 100 Tage zurück gerechnet und die jeweiligen Wochenenden entsprechend Kalender, farblich gestaltet. Samstage wurden diagonal geteilt und nur die eine Hälfte ausgemalt, beim Sonntag wurde das gesamte Feld ausgemalt. Weiterhin kamen Feiertage, Geburtstage und natürlich die Urlaubstage dazu.

    Hier mal ein Beispiel:

    band.jpeg


    Als dann alles fertig war, bestand die Pflicht der Entlassungskandidaten (EK´s) das Messband ständig am Mann zu haben. Auf verlangen der anderen EK´s war es vorzuzeigen. Auch wurde dass Messband als Gruß genutzt und bei Begegnungen untereinander unaufgefordert gezeigt.
    Irgend wann kam der große Tag des Anschnittes. Alle EK´s haben dann um 20 Uhr die Messbänder um 1 cm pro Tag gekürzt. Aber beim ersten Anschnitt wurden die Bänder auf einem Kissen ins Zimmer getragen, siehe Ordensverleihung. Jeder EK nahm sein Messband und hat am Ende seine Stahlhelm befestigt- Punkt 20 Uhr wurde die Schere gezückt und der erste Zentimeter entfernt. Die Stahlhelme fielen in jedem Zimmer der Kompanie auf den Fussboden. Es krachte richtig gut, weil auch noch die Stubentüren geöffnet waren. Danach gab es noch einen EK-Schrei und einen Umtrunk im Zimmer.


    Mal was zum Thema Heimfahrt.
    Als Entlassungskandidat (EK 3. Diensthalbjahr) hatte man schon den ein oder anderen Vorteil, denn man war da schon Gefreiter und kein Soldat mehr.
    Also was brauchte man dafür:
    mindestens einen EK
    drei Zwischenpisser 2. Diensthalbjahr und
    mehrere Pisser 1. Diensthalbjahr.


    Als EK liegst du im Bett und zwei Zwischenpisser bewegen das Bett leicht und machen Zuggeräusche. der 3. Zwipi liest von einer Liste die Reihenfolge der Bahnhöfe vor, die der EK bei seiner Heimfahrt im Zug passieren muss.
    Draußen am Fester haben sich die Pisser mit Baumzweigen bewaffnet und laufen dann langsam am Fenster vorbei.
    Der Ablauf war zum Glück nicht so heftig, hat aber Spass gemacht.