Beiträge von Klaus im Thema „30 Jahre Wiedervereinigung, mein Leben in der DDR“

    Mein Kumpel hatte also einen Gipsarm und der musste mehrere Wochen dran bleiben, damit war also Ski fahren tabu.
    Also sind wir täglich durch durchs Dorf marschiert. Eines Tages hat uns jemand angesprochen ob wir sein Feldflüchter Problem lösen können. Denn er wusste das wir alle Luftdruckgewehre hatten.
    Feldflüchter waren die wilden Haustauben, in den Städten werden sie als Ratten der Lüfte bezeichnet, es waren also verwilderte Haustauben.
    Wir sollten auf seinem Hof für Ordnung sorgen, weil die Tauben den Hühnern das Futter wegfressen. Sein Wunsch war, dass wir einige von diesen Tauben erschießen sollten.
    Gesagt, getan, wir sind zu viert auf seinen Hof und haben uns dann in den Ecken des Hofes aufgestellt und drauf los geballert als die Tauben kamen. Wir haben aber keine erwischt, warum auch immer.

    Irgend wann brüllte mein Kumpel auf und meinte er wäre von einem Querschläger getroffen worden. Wir sind dann zu ihm um uns zu vergewissern was den los ist. An seiner Wange etwa 3 cm von der Nase entfernt hatte er eine Wunde aus der das Blut tropfte. Zum Glück war sie auch unterhalb des Auges, sonst wäre es böse ausgegangen.
    Er musste also wieder zum Arzt, aber dieses mal bin ich nicht mit, wollte keine geknallt bekommen.
    Der Arzt hat ihn aber ins Krankenhaus zur Abklärung geschickt. Er wurde geröntgt, dabei wurde festgestellt, dass eine Kugel unter dem Jochbein steckt. Von wem diese war, keine Ahnung, es konnten aber nur zwei von uns gewesen sein, aber ich nicht, denn ich Stand rechts neben ihm.
    Er wurde dann wieder operiert um die Bleikugel zu entfernen.
    Armes Schwein.
    Als das unseren Eltern bekannt wurde, hatten wir für einige Zeit keinen Zugriff mehr auf unsere Luftdruckgewehre, leider.

    Vor ein paar Tagen ist mir eine Sache aus der Kindheit eingefallen. Muss da in gewisserweise heute noch darüber lachen.

    Ich war etwa 12 oder 13 Jahre alt und es war Winter. Wir waren da täglich mit unseren Schlitten oder den Skiern unterwegs.
    Auf einer Straße in der Nähe des Hauses meiner Oma war eine Straße etwa 300 m lang und gut geeignet zum Schlitten fahren. Da in dieser Zeit nicht viele Traktoren und Autos unterwegs waren konnten wir uns da richtig austoben. Die Straße endete auf einem größeren unbefestigten Platz auf dem haben unsere Eltern sogar eine Eisfläche angelegt. Da war auch Eishockey möglich.
    Nicht weit entfernt waren mehre kleine Hügel, eine von denen hatte ein Profil einer Sprungschanze. Wir nannten ihn Kullerberg, weil wir als Kindergartenkinder im Sommer immer runter gekullert sind.
    Diesen Hügel haben wir im Winter mit Schnee zu einer Sprungschanze ausgebaut. Mit den Skistöcken haben wir uns angeschoben, sie aber fallen lassen, in die Hocke und dann an Schanzentisch raus aus der Hocke und ab. Da waren Sprünge von etwa 10 m möglich. Gemessen wurde nicht, der Spass war wichtiger. Als mein Kumpel irgend wann mal die Schanze benutzte war das springen an diesem Tag urplötzlich zu Ende.

    Der Volltrottel schob sich ab und fuhr über die Schanze, aber er vergaß aus welchen Gründen auch immer, am Schanzentisch, aus der Hocke zu gehen.
    Dadurch flog er nur etwa 2 m weit und blieb sofort liegen und brüllte vor Schmerzen.
    Was war passiert, er ist mit dem Unterarm unter den Ski gekommen. Dadurch wurde er sofort abgebremst, aber mit dramatischen Folgen.
    Er hat sich dabei die Elle und die Speiche gebrochen, glatter Bruch. Wir sind sofort runter und haben ihn geholfen wieder frei zu kommen.
    Dann haben wir den Arm geschient so wie wir es für richtig hielten. Ich habe unsere Skier getragen und wir sind sofort zum Arzt.
    Dort musste ich mit in den Behandlungsraum rein. Der Arzt meinte wir müssen den Arm richten, damit kein offener Bruch entsteht.
    In der Zwischenzeit hatte sich der Unfall schon im Dorf herumgesprochen und war auch damit seiner Mutter bekannt geworden.
    Als ich dann also im Behandlungsraum stand und meinen Kumpel am Oberarm in der Nähe des Ellenbogens festhielt, schneite seine Mutter rein. Der Arzt nahm die Hand und zog dann, das müssen höllische Schmerzen für meinen Freund gewesen sein. Der hat mächtig geschrien. Auf einmal klatschte mir Hand von seiner Mutter ins Gesicht, war echt überrascht und geschockt. In der Zwischenzeit kam auch der gerufene Krankenwagen an und haben Mutter und Sohn zum eingipsen ins Krankenhaus gebracht. Mein wurde da auch mit Äther ins Nirvana geschickt sonst hätte er es bestimmt nicht weiter ausgehalten. Am nächsten Tag hat sich seine Mutter bei mir entschuldigt und meinte sie wusste gar nicht warum sie das getan hat
    Macht aber nichts, es gab für mich keine bleibenden Schäden.





    Mir ist vorhin noch eine Sache eingefallen die mit diesem Nachmarsch in Verbindung steht.
    Ein kleine Schleife führte über eine Brücke dann ging es in den Wald und wieder zurück.
    Die Brücke führte über einen Bach der mindestens 4 m breit war.
    Auf dem Rückweg hatten wir ein Seil über den Bach gespannt, über dieses mussten die Gruppen dann hangeln. Die meisten haben es ganz gut gemeistert, aber bei 3 oder 4 hat es nicht so richtig geklappt. Kann mich aber nur noch an einen von denen erinnern. Der schaffte es nur etwa bis zur Mitte des Baches und konnte dann nicht mehr weiter. Er brüllte laut Scheiße und löste Arme und Beine von Seil. Klatschte aus etwa 2 m Höhe in das Wasser. Was wir aber nicht so ganz wussten bzw. auch optisch nicht erkennen konnten war die Tiefe des Grabens. Nach dem er reingeklascht war wussten wir es, die Tiefe betrug mehr als einen Meter. Die obere Schicht war sehr klar, aber nur etwa 40 cm stark, die restliche Tiefe bestand aus einer schlammigen und stinkigen Brühe. Nach dem sie wieder aufgetaucht sind hat es nur noch widerlich gestunken. Die Lehrlinge konnten dann sofort in das naheliegende Objekt zurück, um sich zu waschen und um die Klamotten zu spülen.
    Wir waren als Ausbilder keine Kinder von Traurigkeit und haben nur noch gelacht. War zwar irgend wie fies aber die Situationskomik war unübertroffen.

    Hatte den Nachmarsch fertig geplant. Irgend wann am Mittwoch Abend wurde Alarm ausgelöst. Die Gruppen bekamen Ihre Listen mit den Marschrichtungszahlen, den Entfernungen und die Karte. An Stellen wo eine gravierende Richtungsänderung erfolgte hatte ich Posten verteilt die entweder sich da zum Teil versteckt hatten (sogenannte stille Posten) und an anderen Stellen waren dann Seilklettern und andere Aktivitäten geplant.
    Da ich den Marsch erstellt hatte, war ich der erste Posten und hatte dann nachdem alle durch waren Feierabend. Das hatte ich auf jeden Fall gedacht.
    Also zurück zum Objekt und zu den restlichen Kollegen die im Speisesaal saßen und sich dort einen rein geholfen haben. Habe da auch Bier und Schnaps getrunken.
    Irgend wann kam der Kommandeur zu mir und sagte ich muss noch mal los, denn eine Gruppe hätte sich verlaufen. Also ich rein in den Trappi, leicht und los. War aber leicht angetrunken, aber das hat sich schnell geändert. Fuhr eine Anhöhe nach oben und konnte gerade noch vor einem auf dem Weg stehenden Hirsch bremsen. Durch diesen Vorfall war ich durch den Adrenalinschub sofort nüchtern.
    Konnte etwas später die verlohren gegangene Truppe finden und sicher ins Objekt geleiten.
    Danach konnte ich im Speisesaal weiter den geistigen Getränken zusprechen.

    Eine der Ausbildungen fand in einem Ferienlager der Deutschen Post in Wooster Teerofen statt.
    Was war echt am Rande der Welt, kleiner Ort mit wenigen Einwohnern, aber einigen Ferienlagern.
    Da die GST Ausbildung immer im September zu Beginn des Ausbildungsjahres stattfand und die Schulferien zu Ende waren stand das Lager leer.
    Die Lehrlinge hatten einige wenige Freihzeitmöglichkeiten, wie Fussball, Volleyball und Tischtennis. Wurde Abends immer genutzt , denn der Tag war durch Ausbildung verplant.
    Ich musste wieder die Geländeausbildung betreuen, da war auch die Orientierung mit Karten und das marschieren nach Karte und Kompass integriert,
    dann ich musste in meiner dienstfreien Zeit, zwei Märsche planen, einen Nachtmarsch und den Abschlussmarsch.
    Es sollten da auch noch einige Aktivitäten wie Seilklettern oder das Hangeln dabei sein. Waren zwar nicht meine Ideen sondern die Forderungen des Kommandeurs. Musste nur die geeigneten Stellen finden. Habe erst mal die Gegend mit dem Trabant erkundet, danach habe ich die beiden Strecken festgelegt.

    Nein, das war es definitiv nicht, erst mal musstest du dir einen Ausbilderton anlegen und die Leute auch ein bischen hart anfassen.
    Bei einer der Stunden ist mir ein Lehrling liegen geblieben, ich dachte nur das er simuliert, aber ich habe dann doch die Mädchen geholt, die machten eine Sanitätsausbildung. Die haben in dann zur Schule getragen. In der Zwischenzeit war auch der Notarzt eingetroffen und man hat ihhn dann mitgenommen. Später haben wir erfahren das der Junge einen Herzfehler hatte, von dem hat er selber nichts gewusst hat.
    Der hätte mir draußen sterben können. Zum Glück ist es für alle glimpflich ausgegangen.

    Unsere Lehrlinge waren zu DDR Zeiten bei der Berufsschule der Deutschen Post aangegliedert. Wir hatten einen Lehrer für die Berufsspezifischen Fächer und die anderen Fächer wurden von den Lehren der Post gegeben.
    Einmal im Ausbildungsjahr fand die oben genannte Ausbildund statt, unter der Schirmherrschft der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) statt.
    Die GST wird heute als paramilitärische Ausbildung bezeichnet, damals sollten Bewerber für die NVA herangebildet werden. Dabei ging es um die Offizierslaufbahn in den verschiedenen Teilstreitkräften, so konnte man in Richtung Flierausbildung gehen und wurde da an Segelflugzeugen geschult.
    Ich war 1979 der jüngste Ausbilder und wurde jedes Jahr für diese Ausbildung mit eingeplant.
    War Verantwortlich für die sogannte Geländeausbildung, robben, kriechen und tarnen im Gelände.
    War schon recht lustig für mich, denn ich war nach der Armeezeit Gefreiter von Diebstrang.

    Ich hoffe nicht das ich, wenn ich weiter schreibe ein Protestaktion entsteht, weil ich über was schreiben werde was nicht gut ankommen könnte.
    Denn als ich noch Vermessungstechniker war, bin ich in die Partei, also die SED, eingetreten und war damit eine rote Socke
    Damals fand ich das noch ok weil ich dachte das ich was verändern könnte, wurde aber enttäuscht von starren Strukturen und den alten Säcken in der Führung.
    Aber ich war in der richtigen Partei und konnte Karriere machen, welches auch fast geklappt hat. Denn auch heute muss man das richtige Parteibuch vorweisen.

    Da ich mich 1976 zum Studium zum Vermessungsingenieur (heute Dipl. Ing. FH) angemeldet hatte, war das auch ein Grund gewesen, damit ich die Delegierung erhalten konnte. Das Studium habe ich dann 1979 mit Erfolg abgeschlossen. Danach sollte ich in Erfurt in der Abteilung Landesvermessung anfangen. Man hat mir bei einem Personalgespräch offeriert das ich für den Posten der Abteiungsleiters vorgesehen war. Sollte mir aber ein Paar Jahre die Hörner in der Produktion abstoßen und eine weitere Qualifizierung zum Dipl.Ing. abschließen.
    Hatte aber 1978 geheiratet und unser erster Sohn ist 1979 geboren, hatte mich für einen anderen Arbeitsort (Schwerin) entschieden und wollte, wie schon geschrieben in die Berufsausbildung und das hat dann auch zum 1.8.1979 geklappt. Da wurde mir gesagt dass ich für den Posten des Direktors der Betriebsschule vorgesehen bin. Dazu hätte ich noch ein Fernstudium Berufspädagogik machen sollen. Es handelte sich dabei um ein Sonderstudium für leitende Kader der Berufsschulen. Habe es dann 1988 an der Humboldt Uni in Berlin begonnen. Als ich mich eingeschrieben habe sollte es 2 jahre dauern, aber als wir ankamen und die Imatrukulation war, wurde uns mitgeteilt, dass es jetzt 3 Jahre dauern wird. Habe das Studium 1990 ohne Abschluss beendet, weil nicht klar war ob nach der Wende der Abschluss anerkannt wird. Habe später erfahren das er anerkannt wurde, aber da war es zu spät. Alle Teilnehmer dieses Studiums waren alle Parteimitglieder, ohne die Mitgliedschaft keine Zulassung zum Studium.

    Die Arbeit mit unseren Auszubildenden hat mir sehr viel Spass gemacht, es gab wie überall tägliche Routinen, das beste waren die unvorhergesehen Dinge. In dieser Zeit gab es einen guten Zusammenhalt unter den Kollegen und es wurde auch mal gefeiert. Da waren alle mit dabei. Ein besonderer Tag war der Tag des Lehrers am 12 .6 jeden Jahres, da haben wir in der Gruppe einige schöne Touren unternommen.

    Am nächsten Morgen, also am Pfingstmontag mussten wir um 10 Uhr zu Frühschoppen in der Gemeinde Schenke auflaufen.
    Da wurde bis 12 Uhr getrunken, getrunken und man ist über Tisch und Bänke gegangen. Manche nennen das auch Polonaise.
    Die Kapelle war immer dabei und hat auch die richtige Musik gespielt. Die waren echt gut.
    Zum Glück war die es dann irgend wann vorbei und man konnte den ganzen Nachmittag sich entspannen und eventuell den Schlaf nachholen.
    Man hatte aber immer die Uhr im Auge, um 20 Uhr war dann wieder Tanz. Irgend wann hat auch bei vielen, so auch bei mir die Stimme versagt, die einen meinte durch den ganzen Alkohol oder durch das mitsingen der Musiktitel.

    Da ich ja schon in einem Anderen Thread geschrieben habe das es sich um Trinkerfestspiele gehandelt hat, gab es auch die ein odere andere Schnapsleiche und den Pfingstteilnehmern. Einige wurden dann aufgelesen und nach Hause bebracht.
    Es war auch nicht so wie bei anderen Tanzveranstaltungen im Dorf, dass man sich noch Tage später darüber das Maul zerrissen hat wer da besoffen in irgend einer Ecke gelegen hat. Denn auch unsere Eltern und die übrigen älteren Verwandten haben ja auch an dieser Tradition teilgenommen.
    Kann eigentlich gar nicht sagen wann die Tradition angefangen hat, habe niemals nachgefragt.

    Die sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten, ob durch die ganze Lauferei oder durch den Alkohol haben sich dann auf die Kutsche verzogen.

    Da gab es noch eine beschissene Sache. Da kam der ein oder andere auf dich zu legte die Hände auf die Schulter und fragte dich ob du eine Pfingstbursche bist. Da man in der Nacht eine Birke nach Hause getragen hatte die ja bei Jedem Schritt wippte gab es diverse und empfindliche Druckstellen auf der Schulter.
    Man kann sich vorstellen das es nicht unbedingt angenehm war wenn da jemand auf diese Weise die Aufmerksamkeit erregen wollte.

    Nach dem Umzug sind wir nach Hause gegangen um uns in die Anzüge zu schmeißen.
    Danach gab es das große Schaulaufen jetzt mussten wir unsere Pfingstmädchen von zu Hause abholen.
    Überall hingen die älteren Damen am Fenster um zu sehen wer wen abholt Das Pfingstmädchen hat die eine Stoffblume an dei Kragen des Anzugs gesteckt. Dann sind wir gemeinsam zum Treffpunkt an der Gemeindeschenke gegangen und dann alle als zum Tanzsaal marschiert.
    Die Tanzkapelle hat sich dann auf die Bühne begeben und wir mussten den ersten Pfingstanz mit unseren Damen eröffnen. Die Veranstaltung hat nicht lang gedauert um 18 Uhr war Schluss, aber der Tag war noch nicht zu Ende denn um 20 Uhr begann der Pfingsttanz erst richtig, da war das ganze Dorf unterwegs.
    Die Pfingstburschen und Pfingstmädchen mussten den Tanz wieder eröffnen.
    Für uns gab es wieder eine Anwesenheitspflicht, es durfte keiner vor 24 Uhr den Saal verlassen. Die meisten haben danach den Saal verlassen, denn man musste ja auch mal seinen Rausch ausschlafen.