Gesang der Geister über den Wassern
Des Menschen Seele gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es,
und wieder nieder zur Erde muß es, ewig wechselnd.
Strömt von der hohen, steilen Felswand der reine Strahl,
dann stäubt er lieblich in Wolkenwellen zum glatten Fels,
und leicht empfangen, wallt er verschleiernd,
leisrauschend zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen dem Sturz entgegen,
schäumt er unmutig stufenweise zum Abgrund.
Im flachen Bette schleicht er das Wiesental hin,
und in dem glatten See weiden ihr Antlitz alle Gestirne.
Wind ist der Welle lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus schäumende Wogen.
Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind!
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Hinweis aus Wiki, den ich uns nicht vorenthalten möchte::
In seinem Gedicht "Gesang der Geister" beschreibt Goethe einen
Reinkarnationskreislauf der Seele des Menschen zwischen Himmel und Erde.
Bereits im Juli 1776 formulierte er in
einem Gedicht an Charlotte von Stein (1742-1827):
Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, Du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau