Muttertag.
Ja ich hatte auch einen Muttertag. Doch kein Muttertag voll Liebe und Wärme.
Damals war ich sechs Jahre alt und lebte in einem Waisenhaus in Aachen, das es heute nicht mehr gibt. An manchen Wochenenende durfte ich zu meiner Oma. Doch an die Tage, die ich dort verbrachte, erinnere ich mich überhaupt nicht. Es liegt alles in einer tiefen Dunkelheit. Nur hin und wieder bekomme ich ein paar Fetzen Erinnerung zurück.
Ich schlief mit Oma und Opa in einem großen Bett. Nein, ich hatte kein eigenes Bett, kein eigenes Zimmer. Ich schlief neben meiner Oma und jeden Abend führte sie meine Hand an ihr Geschlechtsteil. Darüber schlief ich Gott sei Dabk immer ein. Ich schlief fest und traumlos. Ich kann mich nur an einzigen Morgen erinnern, indem ich aufstand. Niemand hatte mich geweckt und manchmal frage ich mich, ob ich das nur geträumt habe. Also ich stand auf und sah auf der anderen Seite eine Frau stehen. Sie war groß, schlank und hatte rotes langes Haar, das irgendwie zusammen gebunden war Instinktiv wußte ich, das es meine Mutter war. Wir sahen uns mit ernsten Blick an und dann war sie plötzlich verschwunden. Dann tauchte alles wieder in eine tiefe Dunkelheit und tauchte aus dieser Dunkelheit erst wieder auf, als ich im Heim war.
Ich weiß von diesen Wochenenden nichts. Bis auf eines noch. Irgendwann fand ich mich in einem Sandkasten spielend vor. Ich weiß nicht mal wie ich dahin gekommen bin. Ich war ganz allein. Kein Mensch weit und breit. Stunden musste ich in diesem Sandkasten gesessen haben. Gegen Abend, es dämmerte wollte ich zu meiner Oma. Aber ich fand den Weg nicht und alle Häuser sahen gleich aus. Irgendwann brach ich in TRänen aus, denn es war nicht eine Menschenseele zu sehen, die ich fragen konnte. Plötzlich kam mir ein Junge entgegen und fragte warum ich weine. Ich erzählte es ihm und später als Jugendliche erfuhr ich, das das mein Neffe war.
Er brachte mich zur Oma. Bevor wir überhaupt zum Haus meiner Oma kamen, tauchte wieder alles in tiefe Dunkelheit. Erst als ich wieder im Heim war, kam ich zu mir und tauchte aus dieser Dunkelheit hervor.
Meine Mutter habe ich erst wieder gesehen als ich 14 Jahre alt war.
Ich muss noch dazu sagen, wenn die Wochenenden kamen zu denen ich zu meiner Oma durfte, fiel ich in eine unendlich tiefe Dunkelheit. Ich bekam nicht mit wie sie mich abholten, bekam kein Frühstück, kein Mittag, kein Abendbrot mit. Und ich lernte, wenn ich zu meiner Oma ins Bett sollte, in dieser Dunkelheit zu bleiben. Die ganzen Wochenenden waren schwarz. Nur wie gesagt, sobald ich im dem Waisenhaus war, löste sich die Dunkelheit auf.
In meinen Akten stand, das ich ein sehr schweigsames Kind war und man mir regelrecht alles aus der Nase ziehen musste. Aber wie sollte ich was erzählen, was ich nicht mit bekam?