Puppen und Pflanzen.
Nach Bonn ging es wieder zurück ins Waisenhaus in Aachen. Mittlerweile war ich acht Jahre alt. Und dann kam der Tag als man mir sagte, das ich das Heim verlassen muss. Doch bin ich mir nicht sicher, ob man mir das überhaupt sagte. Unsere Lehrerin aus der Volkschule, an die ich mich überhaupt nicht erinnere und ich glaube ich hätte sie damals auch kaum erkannt, wenn man sie mir gegenübergestellt hätte, schenkte mir am Vortag vor meiner Abreise eine Puppe.
Sie war noch eingepackt und sie schaute mich mit tiefblauen Augen an. Ich nahm die Puppe und Abends nahm ich sie mit ins Bett. Im Bett lag ich auf den Rücken und hob die Puppe über meinen Kopf, so das sie über mir schwebte. Ich schaute die Puppe lange an ohne irgendetwas zu denken. Ich schaute sie nur an und dann legte ich sie unter meinem Bett. Sie würde heute vielleicht noch darunter liegen, wenn das Heim nicht abgerissen worden wäre.
Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an diese Puppe und schon gar nicht am Tag meiner Abreise. Ich mag keine Puppen. Ich mag ihre starren, gefühlslosen Blicke nicht. Man erkennt keine Mimik, keine Gefühle. Man erkennt gar nichts, außer ein starres aus welchem Material auch immer hergestellt, ein Ding, was mir als achtjährige Angst einflößte. Ich habe heute keine Angst mehr vor Puppen, aber ich mag sie immer noch nicht. Wenn meine Tochter sich und sie war ein Fan von diesen Barbie Puppen, so ein Ding wünschte, hat es mich wirklich Überwindung gekostet so ein Ding für sie zu kaufen. Aber diese Barbie war ja nicht für mich. Und wenn Jasmin mich zum Tee einlud mit ihren Barbies (so sehr ich meine Tochter liebe und gerne mit Ihr gespielt habe) in diesen Falle war ich einfach nicht in der Lage dazu.
Woher diese Abneigung gegen Puppen kommt, weiß ich nicht. Sie war einfach da und diese Abneigung ja fast Hass gegen Puppen, kann ich mir bis heute nicht erklären.
Genau so ist es auch mit Pflanzen und Blumen. Ich habe eine riesen Abneigung davor. Klar ich finde sie nur aus weiter Ferne schön und ich freue mich auch darüber wenn man mir Blumen schenkt. Aber es ist mehr als eine gekünstelte Freude, weil die Geste lieb gemeint ist und ich denjenigen der mir Blumen schenkt, nicht vor den Kopf stoßen möchte.
Doch irgendwie scheinen Pflanzen und Blumen meine Abneigung zu spüren und sie lassen irgendwie, wenn sie mich sehen die Köpfe hängen. Mir ist es nur lästig sie in eine Vase zu stellen und nach drei Tagen kann ich sie in den Abfall schmeißen, weil ich ihnen kein Wasser gebe. Oder sie stehen solange im gleichen Wasser bis es anfängt zu stinken, das Wasser meine ich.
Wo her diese Abneigung gegen Pflanzen und Blumen kommt weiß ich nicht und wenn ich ehrlich bin, helfe ich Klaus nur widerwillig in unseren Garten. Zum Glück, macht er diesen fast allein.