*Weihnachten im Heim*
Ein alter Thread, der jedes Jahr in jedem Ex-Heimkinderforum eröffnet wurde. Man konnte rührende Geschichten lesen, zornige Geschichten.
Aber es wurde auch geschrieben, dass es an Weihnachten doch schön im Heim gewesen ist. Das es am *Heiligen Abend* keine Prügel gab, keine Erniedrigungen --welcher Art auch immer. Weihnachten war eine *Tabu-Zeit..* Vielleicht lag es auch daran das die Nonnen und das andere Gesindel von der Glücksseligkeit des *Heiligen Abends* vereinnahmt wurden.
Auch hier im Forum gibt es noch so einen Thread, in dem ich gestern etwas geschmökert habe.
Dabei ist mir ein Geschreibe aufgefallen, von einem User, der im gleichen Heim, in der gleichen Gruppe, war wie ich.
( Er war tatsächlich auch hier im Forum mal *Mod*--wenn auch nur für kurze Zeit. )
Ich nenne mal keinen Namen-- ( aber gelle Norbert, wir verstehen uns) . Vielleicht taucht der Trottel hier noch mal auf und liest, was ich hier schreibe. Was ich aber weniger glaube, weil ich ihn seinerzeit (es ging um das Heimkindertreffen auf dem Tempelhof ) mit Recht einen Lügner genannt habe--worauf er aus dem Forum verschwand.
Aber das nur nebenher...
Ich habe seinen Beitrag hier gelesen und darüber nachgedacht, wie ich die Advents-und Weihnachtszeit auf dem Tempelhof erlebt habe.
Ich glaube, ich habe in der Vergangenheit auch mal schlecht über diese Zeit im Heim geschrieben.
Mea culpa....
Aber jetzt sehe ich vieles anders. Ich habe durch mein jetziges Leben Ruhe und Frieden gefunden und so langsam bin ich mit mir und meiner Umwelt im Reinen. Durch Gespräche mit Hagiel sehe ich jetzt viel Dinge anders...
Nun zur Advents-und Weihnachtszeit im Heim.
Es wäre jetzt langatmig, wenn ich wieder über die Weihnachtsfeste vor meiner Heimzeit schreiben würde. Das konntet ihr schon lesen. Im Heim begann ein neues Kapitel....
Die Gruppenräume wurden mit Tannenzweigen ( an denen Strohsterne und ähliches befestigt war ) geschmückt. In der Kirche wurde ein großer Adventskranz aufgehängt. Mit großen echten Kerzen und die Kinder, die unter dem Kranz saßen, waren nicht so glücklich darüber, denn ab und an tropfte etwas heißer Wachs auf ihre Köpfe.
In der Gruppe wurde eifrig gebastelt. Wir hatten Tannezapfen gesammelt, die wir mit Goldfarbe bemalten. Es wurden Strohsterne und Sterne aus Staniolpapier gebastelt ( das konnte ich schon, wie bekannt ist ) und wir machten einen sehr großen Stern aus einer Art Pappe (?)-die durchscheinend war. Es war irgendwie ein *Ball* mit Flächen, auf die dann die *Sternstrahlen* geklebt wurden. In den Stern kam eine Fassung für eine Glühbirne. Der Stern wurde auch in der Kirche aufgehängt und leuchte immer während dem Gottesdienst.
In der Gruppe hatten wir auch einen Adventskranz. Und am Adventstag wurde die Kerze ( die Kerzen ) angezündet und wir sangen Weihnachtslieder. *Zornmüller* ( so nannten wir unseren Erzieher ) vergaß an diesen Abenden vor lauter Rührung immer, wem er eine Tracht Prügel verpassen wollte.
An einem Adventstag kamen die Ami's auf den Tempelhof. Im Wichernsaal ( Turnhalle, Festhalle etc. ) waren Tische aufgestellt. Bedeckt mit weißen Papiertüchern. Alles war weihnachtlich geschmückt. Es gab Kuchen und Kakao, und die älteren Jugendlichen bekamen sogar echten Bohnenkaffee.
Nach Singen und Geschichten erzählen, bekam jedes Kind ( und Jugendlicher ) ein Geschenk. Ich bekam ein Ausmalbild mit John F. Kennedy.
Während den Adventswochen wurde uns mitgeteilt, wer einen Tag vor Heiligabend nach Hause fahren durfte um das Fest mit *seinen Lieben*
zu verbringen. Ich *durfte* auch nach Hause. Und war sehr unglücklich deswegen.
Ich könnte jetzt über das Fest zu Hause etwas schreiben, aber es lohnt sich nicht--die gleiche Sch...wie immer.
Ganz vergessen habe ich, das wir einen Wunschzettel im Heim schreiben durften. Jedes Kind durfte für ein bestimmte Summe etwas wünschen.
Die Wünsche wurden auch vom Jugendamt erfüllt. Die Geschenke gab es bevor wir nach Hause *durften*--oder nachher?
So, soweit meine Erinnerungen.
© Hippie