Ulm, Sedankaserne.
Nach Ende des 2. Weltkrieges wurden in der Kaserne Juden untergebracht ( ehem. KZ-Häftlinge ) bis sie weiterreisen konnten.
Dann wurden DDR-Flüchtlinge darin untergebracht. Ich weiß nicht genau, wann wir dort ankamen. Denn meine *Mutter* hat ständig etwas anderes erzählt. Aber jetzt egal...
Wieder erst ein großer Saal--Massenunterkuft. Dann ein größeres Zimmer, zusammen mit zwei-oder drei anderen Familien. Wie in Berlin im Lager wurden mit Decken die Bereiche der Familien verhängt. Gleiche Zustände wie in Berlin--Stockbetten, Tisch, 4 Stühle. Toiletten auf dem Gang und irgendwo gab es Duschen. Das war nicht so toll, denn da kackten manchmal die Leute rein.
Essen musste man aus der großen Lagerküche holen und dann wurde im Schichtbetrieb gegessen. Immer warten, bis eine Familie fertig mit Essen war.
Im Lager gab es eine *Spendenstelle*--da konnte man Kleider aussuchen. ( die stanken nach Pups und Mottenpulver. ) Irgendwo war eine Art Krankenstation, da mussten wir mal hin, weil wir wieder mal Läuse hatten.
Und es gab eine Lagerschule! Aber auch alles durcheinander--groß und klein--klein und groß und keiner wusste genau, zu welcher Klasse er gehörte.
Meine Schwestern erzählten davon, denn ich ging da nicht hin. Halt! Doch--einmal war ich dort! Meine jüngere Schwester hatte gesagt, das ein Film gezeigt wurde. In Naturkunde, ein Film über Eichhörnchen.
Ich organisierte lieber etwas zum Essen, statt mich in der Schule herumzuquälen. Hinter der Lagerküche war ein niederer Steinbau mit runden Löchern oben, da wurden alle Abfälle reingeworfen. In zwei Löcher kamen die Lebensmittelreste und in ein Loch sonstiger Abfall. Darunter auch leere Zwiebelsäcke. Ich kletterte durch das Loch rein und holte mir die leeren Säcke raus. Schräg gegenüber vom Lagereingang war ein Lebensmittelladen, und da bekam man für einen leeren Sack 10 Pfenninge. Eine andere *Geldquelle* war im Herbst Kastanien sammeln. In der Stadt gab es einen kleinen Zoo--so nannten wir dieses Wirrwarr aus großen und kleinen Käfigen. Da war ein alter Löwe, der sah aus als wäre er von Motten zerfressen. Ein paar Affen, Rehe, kleine schwarze Schweine, einige Ziegen, einen Fuchs, Hühner und Hasen. Der *Chef* vom Zoo gab für einen Kartoffelsack Kastanien 50 Pfennig. So hab ich es in Erinnerung. 50 Pfennig war ein Vermögen für mich. Eine Brezel kostete damals 8 Pfennig, 1 Flasche Limonade 25 Pfennig.
Ich war den ganzen Tag unterwegs und erkundete Ulm. Strolchte durch Woolworth und Hertie und staunte über die vielen tollen Sachen und nahm mir vor, wenn ich groß und reich bin, kaufe ich mir ein Kaufhaus.
© Hippie
Morgen geht's weiter....bin müde.