Beiträge von Hippie

    Bevor ich zur St.-Martin-Straße komme:

    Der letzte Rundbogen--vom Auto halb verdeckt--da ging es 'rein zur Spendenstelle.

    Wie überall in den Lagern gab es da Kleidung, Schuhe und altes Geschirr und Töpfe. Alles muffig und ramponiert.

    Das Besondere an dieser Spendenstelle: Da gab es auch Lebensmittel, die von den Ami's aus der Kaserne gespendet wurde.

    Es war aber so: Wenn die Pakete usw. von den Amis eintrafen, fuhr ein schwarzer Mercedes vor und da wurden dann die guten Dinge eingeladen.

    Kaffee, Zigaretten, Schokolade, Weißbrot, Milch, Schinken usw..usw... die Erwachsenen sagten, das wäre das Auto vom Bürgermeister. Gierige Sau!!

    Wir bekamen große grüne Dosen. In einer war Milchpulver, in der anderen war Eipulver. Beides war schrecklich. Mit dem Eipulver wurde alles Mögliche versucht--Rührei..Rührei...Rührei....anderes kam nie dabei raus. Und das muffige Milchpulver--sehr süß---zu süß. Man konnte damit einfach nichts machen--außer in's Klo kippen. Ich glaube, nicht mal die Kanalratten mochten es.

    © Hippie

    Wie schon irgendwo geschrieben, machte ich ab und an mal rüber in's Ausland. Eine Seite an der Donau war Württemberg , die andere Seite war Bayern.

    Schnell über die Donaubrücke nach Bayern geflitzt und noch schneller wieder zurück nach Württemberg. Ich war schon ein richtiger Schisser....

    Wie in Berlin gab es auch im Ulmer Lager ein Lagerkino--wie in Berlin ging es auch im Ulmer Lager zu. Am Wochenende ein lustiges Beisammensein vor dem Kino...dann Streit und Klopperei.

    Ich durfte auch in das Lagerkino. Da gab es mal einen Film..da war irgendwas mit Glocken. Und gesungen wurde auch. Die Frauen links und rechts neben mir plärrten manchmal los und auch ein paar Männer schnieften los. Ich plärrte halt mit---vielleicht musste man es im Kino.

    Wir bekamen dann eine kleine Wohnung zugesprochen. Natürlich in einem Wohnblock im Lager. Zwei oder drei Zimmerchen, kleine Küche, Klo.

    Bad?? Keine Ahnung.

    Eines Tages tauchte einer meiner Onkels auf. Er war der Jüngste von den Onkels und war auch *rüber gemacht*. Erst war er im Ruhrgebiet gelandet --dort lernte er einen jungen Kerl kennen ( mein Onkel war auch erst ca. 20 Jahre alt ) und zusammen liefen und trampten sie nach Ulm. Mein Onkel wusste, das wir in Ulm im Lager waren. ( Meine Tante in Berlin hatte unsere Adresse und die gab sie ihm.)

    Onkel fand sofort Arbeit bei der Firma Kääsbohrer in Ulm. Sein Kumpel ist nach wenigen Tagen weitergezogen--niemand hat je wieder von ihm gehört. Das war in dieser Zeit so...jeder war auf der Suche --nach Glück, nach Liebe, nach einer neuen Heimat.

    Freitags (oder Samtags ) ging mein Onkel aus- zusammen mit neuen Freunden. Und meistens kam er dann etwas *gerupft* heim. Mal ein blaues Auge, mal eine dicke Nase. Die *Eingeborenen* (Schwaben ) hatten etwas gegen *Reigschmeckte*--Flüchtlinge.

    Mein Onkel fand dann ein Zimmer außerhalb des Lagers. Er lernte die Tochter des Hauses kennen und heiratete sie.

    Er starb am 23. Januar 2023. An seinem 85. Geburtstag. Krebs--Ich hatte viele Jahre keinen Kontakt mehr zu ihm --nur bei der Urnenbeisetzung meiner Schwester haben wir uns kurz getroffen. Als ich erfuhr, wie krank er war, bin ich zu ihm gefahren. Er hat mir noch viel von meinem Vater erzählt, so das ich endlich wenigstens eine kleinen Teil meiner Familiengeschichte kenne.

    Was gibt es noch von Ulm zu schreiben?

    Nikolaus ( Ami ) landet mit Hubschrauber--jedes Kind bekam einen Sack mit Geschenken. Aber das habe ich schon alles irgendwo geschrieben.

    Ich könnte jetzt die Geschichte in meinen Ordnern suchen, aber ihr kennt sie ja schon.

    Meine *Mutter* war die meiste Zeit nicht zu Hause, deshalb kannte ich keine Regeln. Ich stand auf, wenn ich wolllte, ging in's Bett,wenn ich wollte.

    Abends verschwand sie meistens um bei Nachbarn irgendwelche Hörspiele im Radio zu hören ( Fernseher gab es nicht. )

    Wenn sie dann irgendwann nach Hause kam, sah sie irgendwie zerknittert aus.

    Unsere Familie hatte sich vergößert---*Mutter* hat Zwillinge zur Welt gebracht. Sie war sehr sehr lange trächtig....aber das ist eine Geschichte für sich.

    Meine zweitjüngste Schwester war eine zeitlang bei meiner Tante in Berlin. Die brauchte meiner Schwester um ihre Sachen aus der DDR zu schmuggeln. Die Sachen in den Kinderwagen, Schwesterchen oben drauf und ab ging es in den Westen.

    Aber --wie geschrieben--war Schwesterchen jetzt bei uns. Nun waren wir 6 Kinder, späte kamen noch einige dazu.

    Wie immer --der Tag kam: Schulranzen packen--weiter geht's.

    Ade, Ulm ....

    © Hippie

    Nächste Station: Crailsheim, Sankt-Martin-Straße

    Ulm, Sedankaserne.

    Nach Ende des 2. Weltkrieges wurden in der Kaserne Juden untergebracht ( ehem. KZ-Häftlinge ) bis sie weiterreisen konnten.

    Ulm – Jüdisches DP-Lager Sedan Kaserne | Jewish DP Camp Sedan Barracks – Jüdische DP Lager und Gemeinden in Westdeutschland


    Dann wurden DDR-Flüchtlinge darin untergebracht. Ich weiß nicht genau, wann wir dort ankamen. Denn meine *Mutter* hat ständig etwas anderes erzählt. Aber jetzt egal...

    Wieder erst ein großer Saal--Massenunterkuft. Dann ein größeres Zimmer, zusammen mit zwei-oder drei anderen Familien. Wie in Berlin im Lager wurden mit Decken die Bereiche der Familien verhängt. Gleiche Zustände wie in Berlin--Stockbetten, Tisch, 4 Stühle. Toiletten auf dem Gang und irgendwo gab es Duschen. Das war nicht so toll, denn da kackten manchmal die Leute rein.

    Essen musste man aus der großen Lagerküche holen und dann wurde im Schichtbetrieb gegessen. Immer warten, bis eine Familie fertig mit Essen war.

    Im Lager gab es eine *Spendenstelle*--da konnte man Kleider aussuchen. ( die stanken nach Pups und Mottenpulver. ) Irgendwo war eine Art Krankenstation, da mussten wir mal hin, weil wir wieder mal Läuse hatten.

    Und es gab eine Lagerschule! Aber auch alles durcheinander--groß und klein--klein und groß und keiner wusste genau, zu welcher Klasse er gehörte.

    Meine Schwestern erzählten davon, denn ich ging da nicht hin. Halt! Doch--einmal war ich dort! Meine jüngere Schwester hatte gesagt, das ein Film gezeigt wurde. In Naturkunde, ein Film über Eichhörnchen.

    Ich organisierte lieber etwas zum Essen, statt mich in der Schule herumzuquälen. Hinter der Lagerküche war ein niederer Steinbau mit runden Löchern oben, da wurden alle Abfälle reingeworfen. In zwei Löcher kamen die Lebensmittelreste und in ein Loch sonstiger Abfall. Darunter auch leere Zwiebelsäcke. Ich kletterte durch das Loch rein und holte mir die leeren Säcke raus. Schräg gegenüber vom Lagereingang war ein Lebensmittelladen, und da bekam man für einen leeren Sack 10 Pfenninge. Eine andere *Geldquelle* war im Herbst Kastanien sammeln. In der Stadt gab es einen kleinen Zoo--so nannten wir dieses Wirrwarr aus großen und kleinen Käfigen. Da war ein alter Löwe, der sah aus als wäre er von Motten zerfressen. Ein paar Affen, Rehe, kleine schwarze Schweine, einige Ziegen, einen Fuchs, Hühner und Hasen. Der *Chef* vom Zoo gab für einen Kartoffelsack Kastanien 50 Pfennig. So hab ich es in Erinnerung. 50 Pfennig war ein Vermögen für mich. Eine Brezel kostete damals 8 Pfennig, 1 Flasche Limonade 25 Pfennig.

    Ich war den ganzen Tag unterwegs und erkundete Ulm. Strolchte durch Woolworth und Hertie und staunte über die vielen tollen Sachen und nahm mir vor, wenn ich groß und reich bin, kaufe ich mir ein Kaufhaus.

    © Hippie

    Morgen geht's weiter....bin müde.:buch:

    An was erinnere ich mich??

    Kein Stacheldraht--wir konnten jederzeit das Lager verlassen.
    Neben dem Lager standen ein paar größere Häuser in denen Ami's wohnten--demnach müsste irgendwo eine Ami-Kaserne gewesen sein.

    Um die Häuser schlich ich immer rum. Denn ab und an bekam man da etwas geschenkt ( nach dem ich heftigst gebettelt hatte. )

    Wir waren in dem Lager zur Faschingszeit und es gab tatsächlich einen Faschingsumzug! Hauptsächlich große Armeeautos (Ami's) ohne Verdeck. Da standen die Amis drauf und warfen Orangen und Schokoladetafeln in die Menge--das war gut gemeint, aber man hörte immer wieder *Aua-Geschrei* wenn jemand eine Orange oder eine Tafel ungünstig abbekam.

    Irgendwo war ein Sägewerk--da hab ich Holz geklaut, denn in unserem Zimmerchen stand ein kleiner Ofen--Brikett bekam man von der Lagerverwaltung, aber sehr wenig.

    In Berlin in den Lagern gab es keine Schule. Im Lager Kirchzarten eigentlich auch nicht. Ein alter Mann spielte aber Lehrer und in einem größeren Raum wurden ein paar Tische und Stühle gestellt. Das war das Klassenzimmer. Wer Lust hatte ging da hin--egal wie alt. Alles durcheinander...

    Ich glaube, ich war einmal dort--an dem Tag bekam man etwas geschenkt. Ein Spielzeug oder irgendwas zum lernen.

    Ansonsten trieb ich mich rum...meine *Mutter * hat es nicht interessiert was ich mache.

    An einem Abend fand in der *Turnhalle* ein *Bunter Abend* statt. Da ging es lustig zu. Am anderen Tag hatten dann einige Frauen und Männer *Veilchen* oder geschwollene rote Nasen--deshalb hieß der Abend wohl *Bunter Abend.*

    An einem anderen Abend war *Schauspielabend*---der Saal war proppenvoll. Ich fand ganz hinten neben der Eingangstür einen Platz.

    Sehen konnte ich nicht viel und verstehen auch nicht...die redeten ganz komisch.

    Auf einmal wurde die Tür gegen die Wand geschmettert, eine verkleidete Gestalt quetschte sich an mir vorbei und brüllte **Jedermann..Jedermann..**

    und stürmte dann nach vorne..ich habe mir vor Angst fast in die Hose gesch...und habe dann das Weite gesucht.

    Jahre später...mit meiner Tempelhofgruppe fuhr ich nach Schwäbisch-Hall. Auf der Freitreppe vor der Martinskirche wurde *Jedermann* aufgeführt--da wusste ich wer *Jedermann* war....damals in Kirchzarten natürlich nicht.

    ***Zitat:

    Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes ist ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal. Es wurde am 1. Dezember 1911 im Berliner Zirkus Schumann unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt. Das Bühnenbild der Uraufführung entwarf Ernst Stern. Seit 1920 wird das Stück jedes Jahr bei den von Reinhardt und Hofmannsthal begründeten Salzburger Festspielen aufgeführt.

    Zitat Ende***

    Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Jedermann

    Was war sonst noch in Kirchzarten??

    Ab und an kam die Polizei, weil manchmal die Meinungsverschiedenheiten der Erwachsenen ausarteten. Aber dann mit dem Hackebeilchen aufeinander losgehen war doch etwas übertrieben.

    Irgendwann hieß es: *Alles zusammenpacken, es geht weiter*--also packte ich meinen Schulranzen und weiter ging es nach Ulm/ Donau.

    Wir wurden in Kleinbusse gepfercht und als Proviant gab man uns eine Kiste Orangen mit. Woraufhin ich so viel davon aß, so das ich alles vollkotzte.

    Spät am Abend kamen wir in Ulm an...

    © Hippie

    Möge die Zukunft dir alles bringen, was Du dir von Herzen wünschst.


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    Alles Gute zum Geburtstag!
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    Bevor ich weiter über die Lager schreibe, etwas darüber wie wir getürmt sind:

    Es war Abends, als es losging. Mein Vater war nicht zu Hause--er durfte nicht's wissen. Die Oma kam zu uns rüber, und dann verließen wir den Gutshof durch das hintere Tor. Zu Fuß ging es in die nächste Stadt, nur etwa 2 Km.vom Dorf entfernt. Als Gepäck hatte wir--soweit ich mich erinnere--einen kleinen Pappkoffer ( den meine ältere Schwester trug ) einen etwas gößeren, den meine *Mutter* trug und meine jüngere Schwester hatte eine Tasche oder auch ein kleines Köfferchen. Ich hatte meinen Schulranzen. Das wars...

    Am Bahnhof versteckten wir uns bis der Zug kam. Ein-oder zwei Mal mussten wir umsteigen. Uns wurde eingetrichtert, das wir keinen Menschen sagen durften, das wir in den Westen wollten. Immer nur sagen, wir wollen nach Ostberlin eine Tante besuchen. Damals gab es noch keine Mauer, aber es war trotzdem gefährlich in den Westen zu gehen. Oma und *Mutter* versuchten im Zug etwas Essen zu organisieren und meine ältere Schwester passte auf uns auf. Irgendwann kam eine Frau und wollte unbedingt wissen, wohin wir wollten. Meine älter Schwester erklärte * nach Ostberlin* --und die Frau fragte weiter bis meine *Mutter* und meine Oma kamen. Beim nächsten Bahnhof stiegen wir schnell aus und warteten auf einen anderen Zug Richtung Berlin. Wir hatten doch Angst wegen der Frau. Ich glaube, wir sind noch einmal umgestiegen..ich weiß es nicht mehr genau. Ich war einfach nur müde und wollte schlafen. Endlich kamen wir in Berlin an. Meine Tante, die wie erwähnt schon vor uns getürmt war, erwartete uns schon ungeduldig.

    Sie gab meiner *Mutter* Geld und uns Kindern eine Banane---und es kam, wie man es aus Filmen kennt---ich konnte mit der Banane nicht's anfangen.

    Irgend jemand sagte *Nu ess o ma deine Banane* und ich biss herzhaft zu. Das schmeckte gar nicht gut! Meine Schwester nannte mich wieder liebevoll einen Deppen und erklärte, das man die Banane schälen müsse.

    Tante erklärte wie was und wo wir hin müssten und verabschiedete sich. Eine Teil fuhren wir mit einer Bahn, dann mit einen Bus und liefen noch eine Straße lang und standen dann vor einer Schranke--ein Mann erklärte in welches Haus wir mussten um uns registrieren zu lassen.

    Meine Oma kam, weinte und drückte uns alle --dann ging sie weg. Das war schlimm für uns Kinder, denn bei ihr sind wir mehr oder weniger aufgewachsen. Sie wollte nicht bei uns bleiben, da die meisten ihrer Kinder mit Familie daheim waren.

    Das war's mal...bin müde...

    © Hippie

    Ich schreib einfach mal weiter über die Lager. Hab ich schon, ich weiß. Aber wie Hagiel sagte: Schreib weiter...es gibt wenige, die das noch kennen.

    Nicht's soll in Vergessenheit geraten.

    Ich habe mal auf die Karte geguckt---Marienfelde und Lichtenrade sind zwei Stadtbezirke, die aneinander grenzen. Wir wurden von Marienfelde in einem Bus nach Lichtenrade transportiert. Ich weiß nicht mehr wie lange die Fahrt dauerte, aber für mich ein Riesenerlebnis. Es war das erste Mal, das ich in einem Bus fahren durfte.

    Das Lager war ein Barackenlager--wie ich später auch im Schwarzwald und Esslingen kennenlernte. Überbleibsel aus Adolfs *Tausendjährigen Reich.*

    Kriegsgefangene--Zwangsarbeiter---und dann DDR-Flüchtlinge, die darin hausten.

    Um das Lager Stacheldraht. Kinder durften nur in Begleitung Erwachsener das Lager verlassen--wie in Marienfelde auch.

    Warum das ?? Es ist Tatsache, das Kinder von Herren aus der DDR entführt wurden, um die Eltern zu erpressen zurück in die DDR zu kommen.

    Im Lager gab es ein Kino. Vor diesem war jedes Wochenende *Action* angesagt. Da wurde *Brüderschaft* gesoffen--die nach gewisser Zeit vergessen war ( je nach Alkoholspiegel ) und in Schlägerreien endete. Mann gegen Mann--Frau gegen Frau--jeder gegen jeden. Am anderen Tag war alles vergessen--weil die Männer danach ihre Frauen sehr lieb hatten. Konnte ich ja von meinem *Hochsitz* aus sehen.

    Irgendwann mussten wir in die Quarantäne-Baracke ziehen. Meine *Mutter* erzählte später, wir hätten Mumps gehabt ( das hat meine verstorbene Schwester bestätigt) ---ich hatte immer gedacht, wir hätten wegen unseren *Haustierchen* ( Läuse und Flöhe und ein paar größere--vielleicht Wanzen ? ) in Quarantäne müssen. Die mussten wir nämlich mitnehmen.

    Wir waren aber nicht die einzigen Quarantäne-Baracke- Bewohner . Da gab es viele Zimmer und in jedem Zimmer war eine Familie untergebracht.

    Eines Nachts wachte ich auf, weil vor unserem Fenster ein Riesenspektakel war. Laute Stimmen, alles hellerleuchtet. Ich drückte meine Nase an der Fensterscheibe platt und sah wie man aus dem Stacheldraht ein großes Bündel zerrte. Am anderen Tag wurde erzählt, es wäre eine ältere Frau aus der Quarantäne-Baracke gewesen. Sie habe türmen wollen, sei im Stacheldraht hängen geblieben und wäre gestorben --vielleicht Herzschlag oder so...sie wäre eine Spionin gewesen usw. Ich wusste nicht was eine Spionin sei und fragte meine ältere Schwester, die wie immer meinte, ich wäre ein Trottel und ich solle mein Maul halten..die doofe Kuh.

    Das erste Weihnachten *feierten* wir auch in diesem Lager. Meine Tante ( die vor uns türmte und mit ihrem Mann in Berlin lebte ) besuchte uns an *Heilig Abend* und brachte Geschenke. Meine Schwestern bekamen Puppen und ich ein Auto mit Schwungrad. Das Auto roch so gut...ich hab den Geruch jetzt noch in der Nase, wenn ich daran denke. Als wir nach Weihnachten wieder nach Marienfelde verlegt wurden, war mein Auto weg. Hatte ich es vergessen?? Nicht in meinen Schulranzen gepackt, der mein einziges Gepäckstück war? Ich weiß es nicht....und eigentlich bin ich immer ein wenig traurig, wenn ich daran denke.

    In Marienfelde wurden wir dann untersucht.... gegen alles Mögliche geimpft (Die Bescheinigung habe ich heute noch in meinem Ordner ) und dann nach ein paar Tagen nach Hannover ausgeflogen.

    Vom Flughafen ging es direkt zum Bahnhof und wir wurden in einen Zug nach Freiburg im Breisgau gesetzt. Es war so wenig Platz im Zug, so das ich mit meiner jüngeren Schwester im Gepäcknetz untergebracht wurde. Mit dem Bus ging es dann weiter nach Kirchzarten-ein Barackenlager.

    Erst eine Massenunterkunft in einer Art Turnhalle--dann bekamen wir ein Zimmer in einer Baracke zugewiesen...

    schreib später weiter...

    © Hippie