Beiträge von Hippie

    Die Kreuzotter (Vipera berus) ist eine kleine bis mittelgroße Giftschlange Eurasiens aus der Familie der Vipern (Viperidae). Sie besitzt von allen Vipern das größte und zugleich das nördlichste Verbreitungsgebiet, zudem ist sie die einzige Schlangenart, die auch nördlich des nördlichen Polarkreises zu finden ist.

    Die Kreuzotter wurde von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum Reptil des Jahres 2024 gekürt

    Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzotter

    Kreuzotter

    Was habe ich noch in Erinnerung?

    Hans-Dieter K..Sohn der dicken Frau. Er wollte mit mir immer *Doktor* spielen--bis ich es meiner älteren Schwester erzählte und diese den Hans-Dieter in die *Mangel* nahm.

    Jahre später....

    Damals fand auf dem großen Burgplatz das jährliche Volksfest statt.

    ( Muss dazu schreiben--es gab/ gibt keine Esslinger Burg. Es ist nur ein Teil der Befestigungsanlage ( Stadtmauer Turm etc...)

     

    Rechts --wo die Blumenrabatte ist ein Teil des *Burgplatzes*--wo damals das Volksfest war.

    Zitat

    Die sogenannte Burg in Esslingen am Neckar ist ein erhalten gebliebener Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, der sich oberhalb der einstigen und heutigen Innenstadt befindet.

    Zitat Ende (Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Esslinger_Burg )

    Aber zurück zu Hans-Dieter...

    Ich lernte ja damals in Esslingen ...die Bäckerei befand sich oberhalb der *Burg*. Samstag am frühen Abend wollte ich auf das Fest. Am südlichen Eingang war ein Menschenauflauf, den ich neugierig ansteuerte. Und da tänzelte er durch die Menge--der Hans-Dieter. Schrill und Kunterbunt und ich glaube, er war auch etwas geschminkt. Damals war der Begriff *Schwul* etwas, das Tabu war. Und ich wusste damals auch nicht was *Schwul* bedeutet. Aber als Hans-Dieter in meine Richtung tänzelte (keine Ahnung, ob er mich auch erkannt hatte) machte ich mich aus dem Staub. Vielleicht hätte er wieder *Doktor* mit mir spielen wollen.

    © Hippie

    Winter

    Damals gab es noch viel Schnee und in der Nähe des Lagers ( eigentlich war es kein richtiges Lager mehr ) war ein kleiner Berg--oder eher ein Hügelchen.

    Da fuhren die Kinder Schlitten, oder rutschten auf Ski unsicher den Hang runter. Ski!!--mein Traum. Neidvoll schaute ich den Kindern zu. Dann schlich ich davon. Alte verlassenen Gärten, zusammengefallene Schuppen--mein *Revier.* In einem Schuppen lag ein kaputtes Holzfass, ich nahm mir zwei Fassdauben und zu Hause fabrizierte ich mit Hilfe einiger Nägel und Schnur ein paar Ski. Zwei Haselnussstecken waren meine Skistöcke. Ab ging es zu dem Hügel. Die Kinder lachten natürlich sofort los, aber verbissen versuchte ich den Hang runter zu rutschen. Ständig fiel ich hin, was die Kinder noch mehr anstachelte. Ich band die *Ski* los und rannte weinend weg--immer weiter, bis ich in *meinem* Wald ankam. Vorsichtig --sehr vorsichtig--tastet ich mich rüber zu meinen Lager unter dem umgestürzten Baum. Ich legte mich auf den Mantel, zog die Decken über mich und weinte und schlief ein.

    Als ich aufwachte, war es schon fast dunkel. Ich traute mich nicht, nach Hause zu gehen--ich hatte Angst, den *Weg* zu verfehlen und ins Wasser zu fallen. Oder im Moor zu versinken. Ich machte eine Kerze an, lauschte auf die unheimlichen Geräusche um mich rum und verkroch mich unter die Decken.

    Lange Stunden --einschlafen--wachwerden---vor Kälte bibbern. Endlich wurde es langsam hell ! Vorsichtig tappte ich den *Weg* entlang und endlich war ich wieder auf festen Boden. Zu Hause angekommen machte ich leise die Tür zur Küche ( oder zum Wohnzimmer ?) auf. Meine *Mutter* saß da, rauchend und einen ihrer Schundromane in der Hand--ich weiß nicht, hat sie mich wahrgenommen oder nicht. Aber ich weiß, sie hat mich nicht vermisst--nicht mal mitbekommen das ich die ganze Nacht nicht da war. Ich habe meine *Mutter* sehr sehr geliebt--egal wie sie war. Aber ab diesen Morgen habe ich sie gehasst--später nur noch verachtet. Da nichts zum Essen da war, war es der erste Tag, an dem ich anfing in den Mülltonnen nach Essen zu suchen.

    Vorne, beim Bäcker war-- Gott sei Dank-- immer was zu finden.

    © Hippie

    Schule...

    Die Schule, in die ich gehen musste, war im Stadtteil Altenmünster--im NET steht etwas von einer neuen Schule, wenn ich richtig gelesen habe.

    Aber die Schule, in die ich da ging ( manchmal) war in Altenmünster.

    Damals gab es keinen Schulbus... da musste man mit dem Rad fahren--oder laufen. Ich musste laufen. Obenerwähntes (#179 ) Rad bekam ich erst, als ich beschlossen hatte, der Schule fern zu bleiben.

    Der Weg zur Schule war lang. Aber es gab eine Abkürzung. Am Zaun der Ami-Kaserne entlang...dann kam ein Durchgang. Recht's die Amis--links die Amis. Dazwischen ein langer Gang, den ich immer lang ging. Bei den Ami's arbeiteten manchmal GI's an den Lkw's , die am Zaun geparkt waren. Natürlich bettelte ich um Kaugummis--die ich auch bekam. Ab und an auch Kekse oder Schokolade. Ich muss schon verhungert ausgesehen haben. Eine Tages kamen mir zwei Polizisten entgegen, die mich fragten, was ich da mache. Bevor ich antworten konnte, bekam ich so eine Ohrfeige, das ich Sterne sah. Die GI's beschimpften die Polizisten--worauf diese das Weite suchten. Ab da machte ich einen Bogen um den Durchgang.

    Mein Klassenlehrer war ein Arschloch. Wie später Esslingen, musste ich vor an die Tafel und wurde gnadenlos bloßgestellt. Wie dumm ich war--wie ich angezogen war---weil ich nicht beim Friseur war ...usw..usw.

    Da ich einen Sprachfehler hatte--oder lag es am Dialekt, der sich manchmal bei mir einschlich--konnte ich einfach nicht Schnee sagen, ohne am Ende des Wortes noch ein betontes I anzuschließen. Nur ein Beispiel meiner sprachlichen Unvollkommenheit.

    Zur Strafe musste ich nachsitzen und anstatt mit mir die falsch gesprochenen Worte zu üben, musste ich sie immer seitenweise aufschreiben.

    Pädagogisch wertvoll!

    Irgendwann kaufte meine *Mutter* mir doch tatsächlich eine Nietenhose--so sagte man damals zu Jean's. Hinten war in Gürtelhöhe ein Stück rechteckiges Leder angenäht. Darauf stand *Sunshine Valley* ( was meine ältere Schwester später übersetzte ). Der Lehrer befahl mir, mich im Kreis zu drehen, damit alle Schüler die Hose betrachten konnten. Dann fragte er mich, was auf dem Stück Leder stand--da ich hinten keine Augen hatte/ habe

    musste ich die Hose runter lassen um die Schrift lesen zu können. Natürlich konnte ich es mit sehr viel Mühe buchstabieren, keine Ahnung ob alles richtig war--aber nicht übersetzen. Worauf er mich einen Dummkopf und ähnliches nannte und die Schüler lachten mich natürlich aus.

    Das war eigentlich der Anfang vom Ende meiner Schulkarriere in Crailsheim.

    * Mütterchen* bekniete mich, doch wieder in die Schule zu gehen, weil ab und an Briefe von der Schule oder dem Jugendamt kamen ( so sagte sie).

    Wenn ich nicht in die Schule gehen würde, müsste sie Strafe zahlen oder in's Gefängnis ( so sagte sie )--was mir beides piepenhagen war.

    Hatte sie doch nie zugehört, wenn ich versuchte zu erzählen was der Lehrer mit mir trieb.

    Ich machte das, was ich am besten konnte: Rumstreunen, erkunden, Essbares suchen. Eines Tages lief ich rüber nach Tiefenbach und klaute Äpfel--worauf ein Mann mir die schlimmste Dinge androhte. Ich machte mich davon, aber nicht geradewegs zur St.- Martin-Str., sondern querfeldein, bis ich in einen Wald kam. Ich strolchte durch den Wald und kam an ein Moor--mitten drin war eine kleine Insel. So sah es aus--was ich natürlich erkunden musste. Ich hatte keine Vorstellung, dass das auch gefährlich sein könnte. Vorsichtig tappte ich von Grasbüschel zu Grasbüschel, merkte mir die verkrüppelten Bäume und irgendwie schaffte ich es--es war tatsächlich fester Boden. Ein paar Büsche, ein großer umgestürzter Baum. Unter ihm ein Hohlraum, den ich sofort als mein Lager erklärte.

    In den nächste Tagen schleppte ich alles was ich finden konnte in mein Lager--ein alter Mantel ( ich glaube vom seligen Herrn Selle( #179 ) zwei Decken, die unten auf der Wäscheleine hingen und einige leere Kartoffelsäcke. Dazu Kerzen und Streichhölzer aus dem Schrank.

    Ich überlege gerade, wie alt ich da etwa war ? 10 Jahre ?? Ich weiß es nicht genau. Wie schon geschrieben, stimmt mit dem ganzen Zeitablauf etwas nicht.*Mütterchen* hatte immer was anders gesagt--schon gelogen, wenn sie nur den Mund aufmachte.

    Pause...muss später noch nach Fehlern suchen:peinlich:


    ©Hippie

    Gestern schrieb ich: * Bis Eva auftauchte*--habe es verbessert. Sie hieß Elvira....

    Sie saß eines Morgens am Küchentisch--ich hatte keine Ahnung wann sie eingedrudelt ist.

    Bestimmt alt bis uralt--ich schätzte sie so auf zwanzig Jahre. Dünn, dunkelhaarig und nett. Meistens steckten meine *Mutter* und Elvira die Köpfe zusammen. Es wurde getuschelt--und verstummt, wenn ich das Zimmer betrat. Das war schon doof von den Beiden--ich hätte doch nieeee etwas ausgeplaudert. Außer vielleicht ....ja , doch, meinen Schwestern hätte ich es erzählt.

    Nach zwei oder drei Wochen fand Elvira Arbeit in der Marmeladenfabrik Bourzutschky.

    Das war toll, denn ab und an brachte sie ein Eimerchen Marmelade mit.

    Wenn Elvira zu Hause war--und nicht mit meiner *Mutter* die Köpfe zusammen steckte, schloss sie sich in ihr Zimmer ein. Ab und an lauschte ich an der Tür--aber es war nicht's zu hören. Wenn ich durch das Schlüsseloch guckte, sah ich, das sie immer an ihren kleinen Tischchen saß und rauchte.

    Eines Tages sagte meine * Mutter*, sie müsse schnell zum Bahnhof und dort die Elvira treffen. Ich quengelte so lange rum, bis ich mit durfte.

    Am Bahnhof wartete Elvira schon. * Mütterchen* hatte Elviras Köfferchen mitgeschleppt und gab ihn ihr. Dann wurde wieder getuschelt und ich hörte

    *Papiere*..*Polizei*...*muss sofort weg* ...dann warteten wir auf den nächsten Zug und Elvira verschwand aus meinem Leben. Aber ..bevor sie in den Zug stieg, gab sie *Mütterchen* einen dicken Brief, den sie aufbewahren sollte, bis Elvira sich wieder meldete.

    Nachdem sie sich nicht gemeldet hatte --und *Mütterchen* immer fröhlicher wurde--schlemmten wir tagelang! Wurst, Käse, Schokolade, Kuchen usw.

    Und jeden Nachmittag kam Frau K. ( Schon erwähnt ), Frau R. Frau S. und Frau Z. zum Kaffee trinken zu meiner *Mutter.*

    Natürlich gab es auch Torte für die *Freundinnen* und wir Kinder bekamen eine Brezel---oder ein Brötchen.

    Nach dem Kaffee wurden noch einige Eierlikörchen gesüffelt und die Stimmung hob sich immer mehr.

    Die Frauen steckten die Köpfe zusammen und dann ging das Gegröle los-ich hörte dann das Wort *Pimmel.*

    Dann gab es noch ein Likörchen und noch ein Likörchen und dann ging es runter in die Wohnung von Frau Kolasch. Ihr Mann - klein und schmächtig- lag angesäuselt auf der Couch und schnarchte selig vor sich hin. Die große dicke Frau Kolasch ging zu ihm hin und zog ihm die Hosen runter. Und dann hörte ich ( sehen konnte ich nichts ): *Oh mein Gott*..*bis zum Knie*...ein Seufzen und Kichern...dann ging es wieder rauf in unsere Wohnung.

    Am anderen Tag war die Frau K. in den Augen der *anständigen* anderen Frauen ein Drecksau. Wie konnte sie nur das beste Stück ihre Mannes so zeigen....


    © Hippie

    Sankt-Martin- Straße

    4 große Wohnblocks--aus dem Boden gestampft für Flüchtlinge. Auf der anderen Straßenseite die ersten Siedlungshäuschen von Flüchtlingen.

    Weiter vorn--Richtung Stadt --standen ältere Häuser. Dabei eine Bäckerei und eine Metzgerei.

    Beim Bäcker und Metzger waren wir die besten Kunden--im Anschreiben. Der Metzger hat meiner älteren Schwester das Fahrrad weggenommen, weil meine *Mutter* nie die Schulden bezahlt hat. Ich überlege gerade, wo mein Rad abgeblieben ist.?..

    Wir bekamen eine Wohnung im ersten Stock zugewiesen. Drei Zimmer, kleine Küche, Toilette und ein Minibad. Waschbecken, Wanne, Holz/ Kohle- Ofen mit einen hohen Wassertank darüber. Oder so ähnlich.

    Möbel vom Sozialamt und gebrauchte Möbel von irgendeiner Sammelstelle. In der Küche 1 Tisch, 4 Stühle, ein Schrank, Spüle. Kein Kühlschrank.

    Wir richteten uns ein und zwei oder drei Tage später kamen sie! Drei Männer, die man bei uns einquartierte. Wir mussten ein Zimmer hergeben.

    Herr Heller--ein Bein im Krieg gelassen, wie er immer erzählte--besonders wenn er besoffen war. Und das war er meistens.

    Herr Selle --ein komischer Kauz, der immer mit sich selber sprach. Lodenmantel, Hut und Spazierstock, so ging er jeden Tag *auf Suche*--wie er es nannte. Vorne am Stock war ein spitzer Nagel, mit dem spießte er die Zigarettenkippen von der Straße auf. Dann saß er am Küchentisch und machte sich aus den Tabakresten Zigaretten--die fürchterlich stanken.

    Der dritte Mann--Herr Bachmann. Auch etwas im Krieg gelassen--seinen linken Arm. Er bekam sofort eine Stelle in einer Bank.

    Meine *Mutter* scharwenzelte immer um ihn rum. Einmal kam ich vom Spielen hoch in die Wohnung und hörte aus unserem Schlafzimmer komische Geräusche und machmal hörte es sich an als wenn meine *Mutter* wie ein Hund winseln würde. Ratlos setzte ich mich an den Küchentisch, auf dem Bachmanns * Holzarm* lag. Schließlich stand ich auf, ging zur Schlafzimmertür und machte sie auf. Da schoss der Bachmann an mir vorbei, rannte in die Küche, nahm seinen *Holzarm* und haute mir den um die Ohren. Dann verschwand er im *Herrenzimmer.*

    Ich weiß nicht, wie oft meine *Mutter* noch *rumwinselte*---denn sie sah sich schon als Frau Bankdirektor. Bis eines Tages Frau Bachmann samt Tochter erschien und Herrn Bachmann abholten. Keine Ahnung wohin.

    Der Herr Heller verschwand auch eines Tages. Erst in's Krankenhaus und dann in irgendeine Anstalt.

    Das kam so: Wieder mal richtig besoffen bedrohte er uns mit einem Messer. Frau K. ( eine sehr dicke und sehr große Frau die unter uns wohnte ) kam die Treppe hoch, nahm dem Heller die Krücken weg und schubste ihn die Treppe runter. Polizei, Krankenwagen--weg war er.

    Übrigens ...Jahre später hat Frau K. dem Bürgermeister ihres Wohnortes einen Ziegelstein auf den Kopf geworfen.

    Sehr rabiat die Dame.

    Herr Selle ging eines Tages wieder auf Kippensuche und kam nicht wieder. Er saß tot auf einer Parkbank, als man ihn fand.

    Das Zimmer war leer, bis Elvira auftauchte.

    © Hippie

    Bevor ich zur St.-Martin-Straße komme:

    Der letzte Rundbogen--vom Auto halb verdeckt--da ging es 'rein zur Spendenstelle.

    Wie überall in den Lagern gab es da Kleidung, Schuhe und altes Geschirr und Töpfe. Alles muffig und ramponiert.

    Das Besondere an dieser Spendenstelle: Da gab es auch Lebensmittel, die von den Ami's aus der Kaserne gespendet wurde.

    Es war aber so: Wenn die Pakete usw. von den Amis eintrafen, fuhr ein schwarzer Mercedes vor und da wurden dann die guten Dinge eingeladen.

    Kaffee, Zigaretten, Schokolade, Weißbrot, Milch, Schinken usw..usw... die Erwachsenen sagten, das wäre das Auto vom Bürgermeister. Gierige Sau!!

    Wir bekamen große grüne Dosen. In einer war Milchpulver, in der anderen war Eipulver. Beides war schrecklich. Mit dem Eipulver wurde alles Mögliche versucht--Rührei..Rührei...Rührei....anderes kam nie dabei raus. Und das muffige Milchpulver--sehr süß---zu süß. Man konnte damit einfach nichts machen--außer in's Klo kippen. Ich glaube, nicht mal die Kanalratten mochten es.

    © Hippie

    Wie schon irgendwo geschrieben, machte ich ab und an mal rüber in's Ausland. Eine Seite an der Donau war Württemberg , die andere Seite war Bayern.

    Schnell über die Donaubrücke nach Bayern geflitzt und noch schneller wieder zurück nach Württemberg. Ich war schon ein richtiger Schisser....

    Wie in Berlin gab es auch im Ulmer Lager ein Lagerkino--wie in Berlin ging es auch im Ulmer Lager zu. Am Wochenende ein lustiges Beisammensein vor dem Kino...dann Streit und Klopperei.

    Ich durfte auch in das Lagerkino. Da gab es mal einen Film..da war irgendwas mit Glocken. Und gesungen wurde auch. Die Frauen links und rechts neben mir plärrten manchmal los und auch ein paar Männer schnieften los. Ich plärrte halt mit---vielleicht musste man es im Kino.

    Wir bekamen dann eine kleine Wohnung zugesprochen. Natürlich in einem Wohnblock im Lager. Zwei oder drei Zimmerchen, kleine Küche, Klo.

    Bad?? Keine Ahnung.

    Eines Tages tauchte einer meiner Onkels auf. Er war der Jüngste von den Onkels und war auch *rüber gemacht*. Erst war er im Ruhrgebiet gelandet --dort lernte er einen jungen Kerl kennen ( mein Onkel war auch erst ca. 20 Jahre alt ) und zusammen liefen und trampten sie nach Ulm. Mein Onkel wusste, das wir in Ulm im Lager waren. ( Meine Tante in Berlin hatte unsere Adresse und die gab sie ihm.)

    Onkel fand sofort Arbeit bei der Firma Kääsbohrer in Ulm. Sein Kumpel ist nach wenigen Tagen weitergezogen--niemand hat je wieder von ihm gehört. Das war in dieser Zeit so...jeder war auf der Suche --nach Glück, nach Liebe, nach einer neuen Heimat.

    Freitags (oder Samtags ) ging mein Onkel aus- zusammen mit neuen Freunden. Und meistens kam er dann etwas *gerupft* heim. Mal ein blaues Auge, mal eine dicke Nase. Die *Eingeborenen* (Schwaben ) hatten etwas gegen *Reigschmeckte*--Flüchtlinge.

    Mein Onkel fand dann ein Zimmer außerhalb des Lagers. Er lernte die Tochter des Hauses kennen und heiratete sie.

    Er starb am 23. Januar 2023. An seinem 85. Geburtstag. Krebs--Ich hatte viele Jahre keinen Kontakt mehr zu ihm --nur bei der Urnenbeisetzung meiner Schwester haben wir uns kurz getroffen. Als ich erfuhr, wie krank er war, bin ich zu ihm gefahren. Er hat mir noch viel von meinem Vater erzählt, so das ich endlich wenigstens eine kleinen Teil meiner Familiengeschichte kenne.

    Was gibt es noch von Ulm zu schreiben?

    Nikolaus ( Ami ) landet mit Hubschrauber--jedes Kind bekam einen Sack mit Geschenken. Aber das habe ich schon alles irgendwo geschrieben.

    Ich könnte jetzt die Geschichte in meinen Ordnern suchen, aber ihr kennt sie ja schon.

    Meine *Mutter* war die meiste Zeit nicht zu Hause, deshalb kannte ich keine Regeln. Ich stand auf, wenn ich wolllte, ging in's Bett,wenn ich wollte.

    Abends verschwand sie meistens um bei Nachbarn irgendwelche Hörspiele im Radio zu hören ( Fernseher gab es nicht. )

    Wenn sie dann irgendwann nach Hause kam, sah sie irgendwie zerknittert aus.

    Unsere Familie hatte sich vergößert---*Mutter* hat Zwillinge zur Welt gebracht. Sie war sehr sehr lange trächtig....aber das ist eine Geschichte für sich.

    Meine zweitjüngste Schwester war eine zeitlang bei meiner Tante in Berlin. Die brauchte meiner Schwester um ihre Sachen aus der DDR zu schmuggeln. Die Sachen in den Kinderwagen, Schwesterchen oben drauf und ab ging es in den Westen.

    Aber --wie geschrieben--war Schwesterchen jetzt bei uns. Nun waren wir 6 Kinder, späte kamen noch einige dazu.

    Wie immer --der Tag kam: Schulranzen packen--weiter geht's.

    Ade, Ulm ....

    © Hippie

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