Damals tiefste Provinz..da gabe es noch Verehrer des Herren mit der Rotzbremse unter der Nase.
Zitat:
Blaufelden ist eine Gemeinde im Landkreis Schwäbisch Hall im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs.
Zitat Ende
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Blaufelden
# 186: ** Dort sah ich dann...aber das ist eine andere Geschichte...**
Nachdem wir am Nachmittag in Blaufelden ankamen, gingen wir erstmal zur Lehrstelle von Alfred.
Dort zeigte er unsere *Nachtlager*---ein paar Matratzen. Denn wir wollten da übernachten und am anderen Tag ( Pfingstmontag ) zurück nach Crailsheim bzw. unser Lehrstellen fahren.
Am Abend gingen wir dann auf den Festplatz. Das übliche: Losbude, Schießbude--ein paar Marktstände mit allermöglichen *Brauch ich oder brauch ich nicht.*
Dann in das Bierzelt. Blasmusik, schneidige Burschen, hübsche Dirndl--von denen wir Abstand hielten, denn die schneidigen Burschen beobachteten uns misstrauisch.
Wir fanden einen Platz und setzten uns an einen Tisch--irgendwie kam keine richtige Stimmung auf. Bis Alfred's Mitlehrling Werner kam--ein Eingeborener, den man im Dorf kannte und da hob sich die Stimmung am Tisch. Eine Maß Bier für jeden und es wurde lustig und dann ging die Rennerei los.
Ständiger Weg zum Dixi-Klo und zurück an den Tisch. Noch eine Maß, an der ich nur noch nippte--denn langsam drehte sich alles um mich herum.
Als ich das 500terste Mal vom Klo zurück kam, sah ich ihn: Gerd D.-er war auch auf dem Th. gewesen. Ihn hatte man nach seiner Entlassung in eine Lehrstelle nach Blaufelden verfrachtet.
( Ich glaube, er sollte Landmaschinenschlosser werden--ob er wollte oder nicht).
Gerd war auch ein *Mischling* wie Charlotte. Mutter Deutsche, Vater ein GI.
Und da steckte man diesen farbigen Jungen in die tiefste Provinz--zu den Rotzbremsenverehrern!
Wie blöde kann man sein?? Werner kannte Gerd vom Sehen und meinte Gerd fände in dem Kaff keinen Anschluß und besaufe sich meistens am Wochenende.
Aber --das Bier tat seine Wirkung und Gerd verschwand im Dunkel des aufkommenden Kotzgefühls--mir war nur schlecht. Ich erinnere mich das wir untergehakt und laut singend Richtung Alfreds Lehrstelle marschierten. Dort wachte ich am anderen Morgen auf. Kopfschmerzen...Kopfschmerzen und Kopfschmerzen. Ich weckte die anderen Beiden, die auch zurück in ihre Lehrstellen mussten, aber nach dem x-ten Versuch gab ich es auf und machte mich allein per Anhalter auf den Weg nach Crailsheim. Ein Bus fuhr nicht und an die Bahn habe ich gar nicht gedacht. Es regnete, mir war nun auch noch kalt--ich schwor mir nie wieder Blaufelden--nie wieder Bier. *Rot am See*--*Wallhausen*-- *Satteldorf* -Crailsheim. Nach *Rot am See* hielt ein Autofahrer ein Stück vor mir an und als ich fast am Auto war, gab er Gas und weg war er. Der nächste Arsch war der Fahrer, der extra durch eine Pfütze fuhr und ich nass und dreckig wurde.
(Ich habe mal eben im Net geguckt. Blaufelden-Crailsheim ca. 27 Km.)
Zweimal wurde ich ein kleines Stück mitgenommen, den Rest musste ich laufen. Zuerst musste ich auf den Th. meine Tasche holen ( In der ich immer Waschzeug usw..für die Übernachtung im Heim hatte) und dann machte ich mich zu Fuß auf nach Wildenstein. Quer durch Wald und Flur.
Die Strecke war ich schon einige Male gelaufen. In der Lehrstelle angekommen, hieß es, schnell sich waschen, umziehen und die Backstube für den anderen Tag vorbereiten.
Als mein Meister mich am anderen Morgen um 4 Uhr weckte, wollte ich lieber sterben, statt in die Backstube zu gehen. Ich war einfach fix und fertig.
Eigentlich wollte ich nur über Gerd schreiben...
Und die Idioten, die ihn in die Provinz schickten
© Hippie
