Beiträge von Hippie

    Damals tiefste Provinz..da gabe es noch Verehrer des Herren mit der Rotzbremse unter der Nase.

    Zitat:

    Blaufelden ist eine Gemeinde im Landkreis Schwäbisch Hall im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs.

    Zitat Ende

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Blaufelden

    # 186: ** Dort sah ich dann...aber das ist eine andere Geschichte...**

    Nachdem wir am Nachmittag in Blaufelden ankamen, gingen wir erstmal zur Lehrstelle von Alfred.

    Dort zeigte er unsere *Nachtlager*---ein paar Matratzen. Denn wir wollten da übernachten und am anderen Tag ( Pfingstmontag ) zurück nach Crailsheim bzw. unser Lehrstellen fahren.

    Am Abend gingen wir dann auf den Festplatz. Das übliche: Losbude, Schießbude--ein paar Marktstände mit allermöglichen *Brauch ich oder brauch ich nicht.*

    Dann in das Bierzelt. Blasmusik, schneidige Burschen, hübsche Dirndl--von denen wir Abstand hielten, denn die schneidigen Burschen beobachteten uns misstrauisch.

    Wir fanden einen Platz und setzten uns an einen Tisch--irgendwie kam keine richtige Stimmung auf. Bis Alfred's Mitlehrling Werner kam--ein Eingeborener, den man im Dorf kannte und da hob sich die Stimmung am Tisch. Eine Maß Bier für jeden und es wurde lustig und dann ging die Rennerei los.

    Ständiger Weg zum Dixi-Klo und zurück an den Tisch. Noch eine Maß, an der ich nur noch nippte--denn langsam drehte sich alles um mich herum.

    Als ich das 500terste Mal vom Klo zurück kam, sah ich ihn: Gerd D.-er war auch auf dem Th. gewesen. Ihn hatte man nach seiner Entlassung in eine Lehrstelle nach Blaufelden verfrachtet.

    ( Ich glaube, er sollte Landmaschinenschlosser werden--ob er wollte oder nicht).

    Gerd war auch ein *Mischling* wie Charlotte. Mutter Deutsche, Vater ein GI.

    Und da steckte man diesen farbigen Jungen in die tiefste Provinz--zu den Rotzbremsenverehrern!

    Wie blöde kann man sein?? Werner kannte Gerd vom Sehen und meinte Gerd fände in dem Kaff keinen Anschluß und besaufe sich meistens am Wochenende.

    Aber --das Bier tat seine Wirkung und Gerd verschwand im Dunkel des aufkommenden Kotzgefühls--mir war nur schlecht. Ich erinnere mich das wir untergehakt und laut singend Richtung Alfreds Lehrstelle marschierten. Dort wachte ich am anderen Morgen auf. Kopfschmerzen...Kopfschmerzen und Kopfschmerzen. Ich weckte die anderen Beiden, die auch zurück in ihre Lehrstellen mussten, aber nach dem x-ten Versuch gab ich es auf und machte mich allein per Anhalter auf den Weg nach Crailsheim. Ein Bus fuhr nicht und an die Bahn habe ich gar nicht gedacht. Es regnete, mir war nun auch noch kalt--ich schwor mir nie wieder Blaufelden--nie wieder Bier. *Rot am See*--*Wallhausen*-- *Satteldorf* -Crailsheim. Nach *Rot am See* hielt ein Autofahrer ein Stück vor mir an und als ich fast am Auto war, gab er Gas und weg war er. Der nächste Arsch war der Fahrer, der extra durch eine Pfütze fuhr und ich nass und dreckig wurde.

    (Ich habe mal eben im Net geguckt. Blaufelden-Crailsheim ca. 27 Km.)

    Zweimal wurde ich ein kleines Stück mitgenommen, den Rest musste ich laufen. Zuerst musste ich auf den Th. meine Tasche holen ( In der ich immer Waschzeug usw..für die Übernachtung im Heim hatte) und dann machte ich mich zu Fuß auf nach Wildenstein. Quer durch Wald und Flur.

    Die Strecke war ich schon einige Male gelaufen. In der Lehrstelle angekommen, hieß es, schnell sich waschen, umziehen und die Backstube für den anderen Tag vorbereiten.

    Als mein Meister mich am anderen Morgen um 4 Uhr weckte, wollte ich lieber sterben, statt in die Backstube zu gehen. Ich war einfach fix und fertig.

    Eigentlich wollte ich nur über Gerd schreiben...

    Und die Idioten, die ihn in die Provinz schickten

    © Hippie

    Gute Nacht

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    Wow. Bobby Hatfield is smiling

    Lager Crailsheim und Tempelhof

    Wie klein die Welt ist....

    Im Lager war eine Frau, die hatte zwei Söhne. Einfachheitshalber nenne ich sie mal Max und Moritz D. --Moritz war ein paar Jahre älter wie ich. Max war in meinem Alter. Also...so ungefähr 10 Jahre alt--( wenn es stimmt. Wie geschrieben: durch die Lügerei meiner *Mutter* ist irgendwie der Zeitablauf etwas wirr)...aber das nur nebenher.

    Moritz verschwand schnell aus meinem Leben--in seinem Alter hatte er andere Interessen wie wir Knirpse--wie er uns nannte,der Esel.

    Max war auch so ein eifriger Schüler wie ich und so strolchten wir zu zweit durch die Gegend. Eines Tages meinte er, wir sollten nach Blaufelden fahren. Da wohne jetzt ein Freund von ihm, der vorher auch im Lager war. Also fuhren wir mit dem Zug nach Blaufelden--ohne Fahrkarte.

    In Blaufelden irrten wir rum und ich hatte den Eindruck, Max wusste nicht wo der Freund wohnte. Ob er überhaupt in Blaufelden wohnte...

    Schließlich gingen wir zum Bahnhof und im nächsten Zug ging es wieder nach Crailsheim zurück. Der Schaffner kam--Max flitzte Richtung anderen Waggon und ich war im Arsch...d.h. in den Händen des Schaffners--ich weiß nicht mehr genau--aber ich musste an der nächsten Station raus und da nahm mich eine anderer Uniformierter unter seine Fittiche : Drohungen..Tränen...dann durfte ich mit dem nächsten Zug weiter nach Crailsheim fahren.

    Unter Folter und Qualen ( <<Lüge ) hatte ich den Namen meiner *Mutter* und die Adresse genannt. Ich weiß nicht mehr, ob sie mal einen Brief bekommen hat oder nicht--war mir auch piepenhagen.

    Max, die feige Sau, war für mich gestorben.

    Jahre später kam ich auf den Tempelhof. Am zweiten Tag sah ich drei *Halbstarke* vor dem Schloß rumlümmeln. Und dabei war Moritz! Elvis- Presley-Margarine-Tolle, Kunstlederjacke und *Nietenhosen*. Er erkannte mich sofort, quatschte mich mit einem Kauderwelsch an--was wohl Englisch sein sollte und kaute verbissen auf einem Kaugummi--oder einem Stückchen Schlüpfergummi, --sah so aus.

    Ein -oder zwei Tage später erzählte er ( in Deutsch ..) das seine Mutter und Max nach Blaufelden gezogen seien.

    Das magische Blaufelden!

    Gramit *vermittelte* die drei Halbstarken in Lehrstellen ( ich glaube eher in andere Heime) und so verschwanden Max und Moritz aus meinem Leben.

    Übrigens war ich später noch einmal in Blaufelden. Alfred S. --der mit mir in der 10er-Gruppe auf dem Th. war--, musste in Blaufelden Bäcker lernen.

    Er kam auch ab und an am Wochenende mal auf den Th. als Gast und gemeinsam mit zwei anderen Ehemaligen aus der 10er-Gruppe trampten wir mal nach Blaufelden--weil da ein großes Fest war. Dort sah ich dann...aber das ist eine andere Geschichte...
    © Hippie

    Wenn man überlegt...erst im Lager in Crailsheim---ein paar Jahre später auf dem Tempelhof, 15 Km bis Crailsheim.

    Dann Lehre in Wildenstein. 16 Km bis Crailsheim

    Ich hatte ja geschrieben, das Gramit mit uns in einer Gaststätte war..usw..usw. ( Gasthof Neuhaus )

    Westgartshausen liegt zwischen dieser Gaststätte und Crailsheim...

    Als ich später in Wildenstein ( Fichtenau -Wildenstein heute ) lernte, musste ich nach Crailsheim in die Berufsschule. Wenn ich abends den Bus verpasste, musste ich nach Wildenstein trampem--oder laufen. Da kam ich immer an Westgartshausen und dieser Gaststätte vorbei. ( L 2218)

    Westgartshausen....5 oder 6 Km bis Crailsheim.


    Irgendwie sollten die Flüchtlinge auch selber nach einer Wohnung suchen. Wenn das nicht klappte, ging es halt irgendwann weiter--nächste Stadt--nächstes *zu Hause.*

    Irgendwann kam meine *Mutter* und meinte, sie habe von einer Wohnung erfahren, die zu mieten sei. Allerdings in Westgartshausen. Ein Dorf in der Nähe von Crailsheim. Sie hatte da angerufen --(dazu musste man extra in die Stadt runter zur Post latschen. Damals hatte nicht jeder ein Telef). --und der Vermieter war sehr freundlich und meinte, wir sollten vorbei kommen und die Wohnung ansehen. Per Bus und Fuß kamen wir dann auch nach Westgartshausen. Ein Kuhdorf. Gaststätte, Kirche, Bauernhöfe--am Dorfrand 3 oder 4 Neubauten. Dahinter Wiesen, Felder und Einsamkeit.

    ( Wenn man heute auf die Karte sieht, sieht man dass das Dorf jetzt viel viel größer ist.--Aber es sind ja ein paar Jährchen vergangen.)

    Der Vermieter war ein Bauer, der nach Schweinescheiße stank--aber freundlich war. Er fragte, wo denn der Ehemann sei, ob er Arbeiten sei usw.

    *Mutter* erklärte : *Allein mit 6 Kindern--Miete zahlt das Sozialamt*--worauf der Bauer nicht mehr freundlich war und uns regelrecht davon jagte.

    © Hippie

    Die Kreuzotter (Vipera berus) ist eine kleine bis mittelgroße Giftschlange Eurasiens aus der Familie der Vipern (Viperidae). Sie besitzt von allen Vipern das größte und zugleich das nördlichste Verbreitungsgebiet, zudem ist sie die einzige Schlangenart, die auch nördlich des nördlichen Polarkreises zu finden ist.

    Die Kreuzotter wurde von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum Reptil des Jahres 2024 gekürt

    Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzotter

    Kreuzotter

    Was habe ich noch in Erinnerung?

    Hans-Dieter K..Sohn der dicken Frau. Er wollte mit mir immer *Doktor* spielen--bis ich es meiner älteren Schwester erzählte und diese den Hans-Dieter in die *Mangel* nahm.

    Jahre später....

    Damals fand auf dem großen Burgplatz das jährliche Volksfest statt.

    ( Muss dazu schreiben--es gab/ gibt keine Esslinger Burg. Es ist nur ein Teil der Befestigungsanlage ( Stadtmauer Turm etc...)

     

    Rechts --wo die Blumenrabatte ist ein Teil des *Burgplatzes*--wo damals das Volksfest war.

    Zitat

    Die sogenannte Burg in Esslingen am Neckar ist ein erhalten gebliebener Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, der sich oberhalb der einstigen und heutigen Innenstadt befindet.

    Zitat Ende (Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Esslinger_Burg )

    Aber zurück zu Hans-Dieter...

    Ich lernte ja damals in Esslingen ...die Bäckerei befand sich oberhalb der *Burg*. Samstag am frühen Abend wollte ich auf das Fest. Am südlichen Eingang war ein Menschenauflauf, den ich neugierig ansteuerte. Und da tänzelte er durch die Menge--der Hans-Dieter. Schrill und Kunterbunt und ich glaube, er war auch etwas geschminkt. Damals war der Begriff *Schwul* etwas, das Tabu war. Und ich wusste damals auch nicht was *Schwul* bedeutet. Aber als Hans-Dieter in meine Richtung tänzelte (keine Ahnung, ob er mich auch erkannt hatte) machte ich mich aus dem Staub. Vielleicht hätte er wieder *Doktor* mit mir spielen wollen.

    © Hippie

    Winter

    Damals gab es noch viel Schnee und in der Nähe des Lagers ( eigentlich war es kein richtiges Lager mehr ) war ein kleiner Berg--oder eher ein Hügelchen.

    Da fuhren die Kinder Schlitten, oder rutschten auf Ski unsicher den Hang runter. Ski!!--mein Traum. Neidvoll schaute ich den Kindern zu. Dann schlich ich davon. Alte verlassenen Gärten, zusammengefallene Schuppen--mein *Revier.* In einem Schuppen lag ein kaputtes Holzfass, ich nahm mir zwei Fassdauben und zu Hause fabrizierte ich mit Hilfe einiger Nägel und Schnur ein paar Ski. Zwei Haselnussstecken waren meine Skistöcke. Ab ging es zu dem Hügel. Die Kinder lachten natürlich sofort los, aber verbissen versuchte ich den Hang runter zu rutschen. Ständig fiel ich hin, was die Kinder noch mehr anstachelte. Ich band die *Ski* los und rannte weinend weg--immer weiter, bis ich in *meinem* Wald ankam. Vorsichtig --sehr vorsichtig--tastet ich mich rüber zu meinen Lager unter dem umgestürzten Baum. Ich legte mich auf den Mantel, zog die Decken über mich und weinte und schlief ein.

    Als ich aufwachte, war es schon fast dunkel. Ich traute mich nicht, nach Hause zu gehen--ich hatte Angst, den *Weg* zu verfehlen und ins Wasser zu fallen. Oder im Moor zu versinken. Ich machte eine Kerze an, lauschte auf die unheimlichen Geräusche um mich rum und verkroch mich unter die Decken.

    Lange Stunden --einschlafen--wachwerden---vor Kälte bibbern. Endlich wurde es langsam hell ! Vorsichtig tappte ich den *Weg* entlang und endlich war ich wieder auf festen Boden. Zu Hause angekommen machte ich leise die Tür zur Küche ( oder zum Wohnzimmer ?) auf. Meine *Mutter* saß da, rauchend und einen ihrer Schundromane in der Hand--ich weiß nicht, hat sie mich wahrgenommen oder nicht. Aber ich weiß, sie hat mich nicht vermisst--nicht mal mitbekommen das ich die ganze Nacht nicht da war. Ich habe meine *Mutter* sehr sehr geliebt--egal wie sie war. Aber ab diesen Morgen habe ich sie gehasst--später nur noch verachtet. Da nichts zum Essen da war, war es der erste Tag, an dem ich anfing in den Mülltonnen nach Essen zu suchen.

    Vorne, beim Bäcker war-- Gott sei Dank-- immer was zu finden.

    © Hippie

    Schule...

    Die Schule, in die ich gehen musste, war im Stadtteil Altenmünster--im NET steht etwas von einer neuen Schule, wenn ich richtig gelesen habe.

    Aber die Schule, in die ich da ging ( manchmal) war in Altenmünster.

    Damals gab es keinen Schulbus... da musste man mit dem Rad fahren--oder laufen. Ich musste laufen. Obenerwähntes (#179 ) Rad bekam ich erst, als ich beschlossen hatte, der Schule fern zu bleiben.

    Der Weg zur Schule war lang. Aber es gab eine Abkürzung. Am Zaun der Ami-Kaserne entlang...dann kam ein Durchgang. Recht's die Amis--links die Amis. Dazwischen ein langer Gang, den ich immer lang ging. Bei den Ami's arbeiteten manchmal GI's an den Lkw's , die am Zaun geparkt waren. Natürlich bettelte ich um Kaugummis--die ich auch bekam. Ab und an auch Kekse oder Schokolade. Ich muss schon verhungert ausgesehen haben. Eine Tages kamen mir zwei Polizisten entgegen, die mich fragten, was ich da mache. Bevor ich antworten konnte, bekam ich so eine Ohrfeige, das ich Sterne sah. Die GI's beschimpften die Polizisten--worauf diese das Weite suchten. Ab da machte ich einen Bogen um den Durchgang.

    Mein Klassenlehrer war ein Arschloch. Wie später Esslingen, musste ich vor an die Tafel und wurde gnadenlos bloßgestellt. Wie dumm ich war--wie ich angezogen war---weil ich nicht beim Friseur war ...usw..usw.

    Da ich einen Sprachfehler hatte--oder lag es am Dialekt, der sich manchmal bei mir einschlich--konnte ich einfach nicht Schnee sagen, ohne am Ende des Wortes noch ein betontes I anzuschließen. Nur ein Beispiel meiner sprachlichen Unvollkommenheit.

    Zur Strafe musste ich nachsitzen und anstatt mit mir die falsch gesprochenen Worte zu üben, musste ich sie immer seitenweise aufschreiben.

    Pädagogisch wertvoll!

    Irgendwann kaufte meine *Mutter* mir doch tatsächlich eine Nietenhose--so sagte man damals zu Jean's. Hinten war in Gürtelhöhe ein Stück rechteckiges Leder angenäht. Darauf stand *Sunshine Valley* ( was meine ältere Schwester später übersetzte ). Der Lehrer befahl mir, mich im Kreis zu drehen, damit alle Schüler die Hose betrachten konnten. Dann fragte er mich, was auf dem Stück Leder stand--da ich hinten keine Augen hatte/ habe

    musste ich die Hose runter lassen um die Schrift lesen zu können. Natürlich konnte ich es mit sehr viel Mühe buchstabieren, keine Ahnung ob alles richtig war--aber nicht übersetzen. Worauf er mich einen Dummkopf und ähnliches nannte und die Schüler lachten mich natürlich aus.

    Das war eigentlich der Anfang vom Ende meiner Schulkarriere in Crailsheim.

    * Mütterchen* bekniete mich, doch wieder in die Schule zu gehen, weil ab und an Briefe von der Schule oder dem Jugendamt kamen ( so sagte sie).

    Wenn ich nicht in die Schule gehen würde, müsste sie Strafe zahlen oder in's Gefängnis ( so sagte sie )--was mir beides piepenhagen war.

    Hatte sie doch nie zugehört, wenn ich versuchte zu erzählen was der Lehrer mit mir trieb.

    Ich machte das, was ich am besten konnte: Rumstreunen, erkunden, Essbares suchen. Eines Tages lief ich rüber nach Tiefenbach und klaute Äpfel--worauf ein Mann mir die schlimmste Dinge androhte. Ich machte mich davon, aber nicht geradewegs zur St.- Martin-Str., sondern querfeldein, bis ich in einen Wald kam. Ich strolchte durch den Wald und kam an ein Moor--mitten drin war eine kleine Insel. So sah es aus--was ich natürlich erkunden musste. Ich hatte keine Vorstellung, dass das auch gefährlich sein könnte. Vorsichtig tappte ich von Grasbüschel zu Grasbüschel, merkte mir die verkrüppelten Bäume und irgendwie schaffte ich es--es war tatsächlich fester Boden. Ein paar Büsche, ein großer umgestürzter Baum. Unter ihm ein Hohlraum, den ich sofort als mein Lager erklärte.

    In den nächste Tagen schleppte ich alles was ich finden konnte in mein Lager--ein alter Mantel ( ich glaube vom seligen Herrn Selle( #179 ) zwei Decken, die unten auf der Wäscheleine hingen und einige leere Kartoffelsäcke. Dazu Kerzen und Streichhölzer aus dem Schrank.

    Ich überlege gerade, wie alt ich da etwa war ? 10 Jahre ?? Ich weiß es nicht genau. Wie schon geschrieben, stimmt mit dem ganzen Zeitablauf etwas nicht.*Mütterchen* hatte immer was anders gesagt--schon gelogen, wenn sie nur den Mund aufmachte.

    Pause...muss später noch nach Fehlern suchen:peinlich:


    ©Hippie

    Gestern schrieb ich: * Bis Eva auftauchte*--habe es verbessert. Sie hieß Elvira....

    Sie saß eines Morgens am Küchentisch--ich hatte keine Ahnung wann sie eingedrudelt ist.

    Bestimmt alt bis uralt--ich schätzte sie so auf zwanzig Jahre. Dünn, dunkelhaarig und nett. Meistens steckten meine *Mutter* und Elvira die Köpfe zusammen. Es wurde getuschelt--und verstummt, wenn ich das Zimmer betrat. Das war schon doof von den Beiden--ich hätte doch nieeee etwas ausgeplaudert. Außer vielleicht ....ja , doch, meinen Schwestern hätte ich es erzählt.

    Nach zwei oder drei Wochen fand Elvira Arbeit in der Marmeladenfabrik Bourzutschky.

    Das war toll, denn ab und an brachte sie ein Eimerchen Marmelade mit.

    Wenn Elvira zu Hause war--und nicht mit meiner *Mutter* die Köpfe zusammen steckte, schloss sie sich in ihr Zimmer ein. Ab und an lauschte ich an der Tür--aber es war nicht's zu hören. Wenn ich durch das Schlüsseloch guckte, sah ich, das sie immer an ihren kleinen Tischchen saß und rauchte.

    Eines Tages sagte meine * Mutter*, sie müsse schnell zum Bahnhof und dort die Elvira treffen. Ich quengelte so lange rum, bis ich mit durfte.

    Am Bahnhof wartete Elvira schon. * Mütterchen* hatte Elviras Köfferchen mitgeschleppt und gab ihn ihr. Dann wurde wieder getuschelt und ich hörte

    *Papiere*..*Polizei*...*muss sofort weg* ...dann warteten wir auf den nächsten Zug und Elvira verschwand aus meinem Leben. Aber ..bevor sie in den Zug stieg, gab sie *Mütterchen* einen dicken Brief, den sie aufbewahren sollte, bis Elvira sich wieder meldete.

    Nachdem sie sich nicht gemeldet hatte --und *Mütterchen* immer fröhlicher wurde--schlemmten wir tagelang! Wurst, Käse, Schokolade, Kuchen usw.

    Und jeden Nachmittag kam Frau K. ( Schon erwähnt ), Frau R. Frau S. und Frau Z. zum Kaffee trinken zu meiner *Mutter.*

    Natürlich gab es auch Torte für die *Freundinnen* und wir Kinder bekamen eine Brezel---oder ein Brötchen.

    Nach dem Kaffee wurden noch einige Eierlikörchen gesüffelt und die Stimmung hob sich immer mehr.

    Die Frauen steckten die Köpfe zusammen und dann ging das Gegröle los-ich hörte dann das Wort *Pimmel.*

    Dann gab es noch ein Likörchen und noch ein Likörchen und dann ging es runter in die Wohnung von Frau Kolasch. Ihr Mann - klein und schmächtig- lag angesäuselt auf der Couch und schnarchte selig vor sich hin. Die große dicke Frau Kolasch ging zu ihm hin und zog ihm die Hosen runter. Und dann hörte ich ( sehen konnte ich nichts ): *Oh mein Gott*..*bis zum Knie*...ein Seufzen und Kichern...dann ging es wieder rauf in unsere Wohnung.

    Am anderen Tag war die Frau K. in den Augen der *anständigen* anderen Frauen ein Drecksau. Wie konnte sie nur das beste Stück ihre Mannes so zeigen....


    © Hippie

    Sankt-Martin- Straße

    4 große Wohnblocks--aus dem Boden gestampft für Flüchtlinge. Auf der anderen Straßenseite die ersten Siedlungshäuschen von Flüchtlingen.

    Weiter vorn--Richtung Stadt --standen ältere Häuser. Dabei eine Bäckerei und eine Metzgerei.

    Beim Bäcker und Metzger waren wir die besten Kunden--im Anschreiben. Der Metzger hat meiner älteren Schwester das Fahrrad weggenommen, weil meine *Mutter* nie die Schulden bezahlt hat. Ich überlege gerade, wo mein Rad abgeblieben ist.?..

    Wir bekamen eine Wohnung im ersten Stock zugewiesen. Drei Zimmer, kleine Küche, Toilette und ein Minibad. Waschbecken, Wanne, Holz/ Kohle- Ofen mit einen hohen Wassertank darüber. Oder so ähnlich.

    Möbel vom Sozialamt und gebrauchte Möbel von irgendeiner Sammelstelle. In der Küche 1 Tisch, 4 Stühle, ein Schrank, Spüle. Kein Kühlschrank.

    Wir richteten uns ein und zwei oder drei Tage später kamen sie! Drei Männer, die man bei uns einquartierte. Wir mussten ein Zimmer hergeben.

    Herr Heller--ein Bein im Krieg gelassen, wie er immer erzählte--besonders wenn er besoffen war. Und das war er meistens.

    Herr Selle --ein komischer Kauz, der immer mit sich selber sprach. Lodenmantel, Hut und Spazierstock, so ging er jeden Tag *auf Suche*--wie er es nannte. Vorne am Stock war ein spitzer Nagel, mit dem spießte er die Zigarettenkippen von der Straße auf. Dann saß er am Küchentisch und machte sich aus den Tabakresten Zigaretten--die fürchterlich stanken.

    Der dritte Mann--Herr Bachmann. Auch etwas im Krieg gelassen--seinen linken Arm. Er bekam sofort eine Stelle in einer Bank.

    Meine *Mutter* scharwenzelte immer um ihn rum. Einmal kam ich vom Spielen hoch in die Wohnung und hörte aus unserem Schlafzimmer komische Geräusche und machmal hörte es sich an als wenn meine *Mutter* wie ein Hund winseln würde. Ratlos setzte ich mich an den Küchentisch, auf dem Bachmanns * Holzarm* lag. Schließlich stand ich auf, ging zur Schlafzimmertür und machte sie auf. Da schoss der Bachmann an mir vorbei, rannte in die Küche, nahm seinen *Holzarm* und haute mir den um die Ohren. Dann verschwand er im *Herrenzimmer.*

    Ich weiß nicht, wie oft meine *Mutter* noch *rumwinselte*---denn sie sah sich schon als Frau Bankdirektor. Bis eines Tages Frau Bachmann samt Tochter erschien und Herrn Bachmann abholten. Keine Ahnung wohin.

    Der Herr Heller verschwand auch eines Tages. Erst in's Krankenhaus und dann in irgendeine Anstalt.

    Das kam so: Wieder mal richtig besoffen bedrohte er uns mit einem Messer. Frau K. ( eine sehr dicke und sehr große Frau die unter uns wohnte ) kam die Treppe hoch, nahm dem Heller die Krücken weg und schubste ihn die Treppe runter. Polizei, Krankenwagen--weg war er.

    Übrigens ...Jahre später hat Frau K. dem Bürgermeister ihres Wohnortes einen Ziegelstein auf den Kopf geworfen.

    Sehr rabiat die Dame.

    Herr Selle ging eines Tages wieder auf Kippensuche und kam nicht wieder. Er saß tot auf einer Parkbank, als man ihn fand.

    Das Zimmer war leer, bis Elvira auftauchte.

    © Hippie