Beiträge von Hagiel

    Zur Advents-, und Weihnachtszeit wurde das Heim geschmückt mit selbstgebastelten Strohsternen, Fensterbilder aus schwarzer Pappe ausgeschnitten und mit buntem Pergamentpapier von hinten beklebt, sodass das Tageslicht von draussen die Bilder und Sterne schon bunt erhellte. Ich mag noch heute diese Sterne.

    Ebenfalls wurden Lieder und Gedichte einstudiert um den Nikolaus damit zu überraschen. Ja, und dann musste ich ein Gedicht aufsagen und ich habe mich so geniert, weil mir der Nikolaus so viel Respekt einflösste. Als ich das Gedicht aufgesagt hatte, packte der Nikolaus in seine Manteltasche und zog einen Teddy heraus, den er mir überreichte. Ich war in den Teddy gleich verliebt und was soll ich sagen, auch Teddy`s mag ich heute noch. :grin:

    Zuallererst würde ich gerne meine verstorbenen Brüder wiedersehen, ebenfalls mein Tante Mariechen. Sie wollte meine Schwester und mich adoptieren und somit aus dem Heim holen. Sie durfte nicht, da mein Vater dafür seine Einwilligung nicht geben wollte. Meinen älteren Bruder hatte sie schon adoptiert. Leider zählt er zu den Verstorbenen.

    Mariechen wäre eine tolle Mutter für uns geworden. Ich liebe sie noch heute. Mit ca. 13 Jahren durfte ich sie näher kennenlernen und bis zu ihrem Tod hatten wir eine liebevolle Beziehung. Sie war toll. Selbst durch Flucht und Vertreibung im zweiten Weltkrieg, hatte sie nie ihren Humor und ihre Lebenfreude verloren. Wenn ich an sie denke, wird mir warm ums Herz.

    Weiter würde ich gerne meinen zweiten Pflegevater wiedersehen,(ebenfalls verstorben), der mir das Leben zeigte, wie es sein kann ohne Sorgen und in einer Familie geborgen.

    Ebenso würde ich gerne meine verstorbene Arbeitskollegin wiedersehen, mit der ich viele Jahre zusammen gearbeitet habe. Sie durfte nicht alt werden. Der Krebs.

    Ich denke, durch die Pandemie hat ein Umdenken statt gefunden. Jetzt erlebt man, wie es ist, nicht verreisen zu dürfen. Wohl dem, der ein schönes Zuhause hat, aber Menschen zu besuchen oder kennen zu lernen, das ist ein Grundgedanke. Wenn die Arbeit mich nicht mehr so ausbremst, wir gesund bleiben, dann ist der Spielraum auch dafür gegeben.

    Liebe Wally, mein Leitgedanke ist immer, was jetzt so ist, muss nicht so bleiben. Wir sind einem ständigem Wandel unterworfen. Was jetzt bescheiden aussieht, kann zu einem späteren Zeitpunkt ganz anders sein.

    Heute ist ein richtig guter Tag. Ich habe frei. Endlich nach langer Zeit ein Tag , wo ich nicht aus dem Haus muss und gammeln kann. Sooooo schön. Ich habe Zeit, mit meinem Mann zu quatschen, ihn beim Essen kochen stören kann :hui: und den Tag verlebe in Ruhe.

    Also, selbstverständlich habe ich auch manchmal das Gefühl, ich platze gleich. Ich denke, das ist normal, weil nicht immer alles so läuft, wie ich es gerne möchte. Also unrund. Wenn es dann auch noch ein Tag ist, wo dann alles zusammen kommt, dann ist ein Pegel erreicht, wo ich selber merke, ich muss mal eine Weile rausgehen, alleine sein, mich beruhigen und hinterfragen, ob das Ganze wirklich so schlimm ist, wie ich es gerade empfinde. Oft stellt sich heraus, dass ich mir selber diesen Druck mache und eigentlich gar nicht die Anderen. Im Kopf spielt sich sehr viel ab und oft werde ich gelassener. Sticheleien von anderen überhöre ich schon mal ganz gerne, denn dass ärgert ja besonders, wenn ich nicht darauf einsteige. Bei einer passenden Gelegenheit kann ich dann im ruhigen Ton vermitteln, dass diese Sticheleien unwürdig sind und nicht gerade erwachsen auf mich wirken. Das sitzt.

    Mit Ruhe und Gelassenheit werde ich eher wahrgenommen, als gestresst und vielleicht ungerecht.

    Deine Lebensgeschichte ist sehr extrem, weil nun wirklich alles in Deiner Kindheit vorkam, was einem Kind niemals angetan werden dürfte. Niemals. Sehr mutig von Dir, zu beschreiben, wie diese Auswirkungen heute Dein Leben belasten und ich denke, auch Deiner Familie. Nun so einiges fügt sich, was in einigen Berichten oder Äusserungen von Dir beschrieben wurde. Mein erster Gedanke, nach dem Lesen Deines letzten Berichtes ist, dass Du völlig zerstört worden bist. Du gabst weiter, was Du selber erlebt hast, da Du nichts anderes erfahren hast. Selbst Deine Mutter hat nie bereut, die ja eigentlich die Ursache Deines Leidens ist oder war.

    Ich denke therapeutisch angeleitet, hätte man Dich lehren können, Deine Aggressionen umzulenken, ich denke mal an Kreativität, vielleicht auch Sport oder, oder, um diese Urkraft ausleben zu können, ohne anderen weh zu tun. Lach jetzt nicht, ein Boxsack....an dem hättest Du Dich austoben können. Vielleicht hilft es Dir, wenn es Dich überkommt zu denken, wie würde ich mich fühlen, wenn ich jetzt angeschrieen würde? Genauso geht es jetzt Deinem Gegenüber. Ich denke, mit Ausbrüchen voller Zorn kann Dein Gegenüber nur schwerlich umgehen, denn es erniedrigt den Anderen. In sein Gegenüber sich einfühlen wollen und dann auch irgendwann können, wäre ein gutes Training, denn so ganz glaube ich nicht, dass Du nach brachialer Gewalt, schreien ist auch eine Form von Gewalt, dass Du Dich hinterher nicht schlecht fühlst.

    Ein Jeder kann das nicht aushalten und würde das Weite suchen, um diese Aggressionen nicht immer wieder bei Dir zu erleben. Man braucht Kraft und ganz viel Liebe, um das auszuhalten. Alleine dass Du so offen schreibst, zeigt mir, dass Du das für Dich auch verstehen und vielleicht in andere Bahnen lenken möchtst. Such Dir etwas, dass Dich richtig auspauert mit Spass verbunden, um diese Energien loszuwerden. Das funktioniert, wenn Du es willst.

    Ich für meinen Teil kann mich bei der Gartenarbeit, bei Handarbeiten und Kreativität ausleben. Allerdings habe ich anderes erlebt, zwar auch Gewalt, aber ich konnte schon in jungen Jahren diesen Situationen entkommen und ich habe auch eine Pflegefamilie gefunden, die mir ein Familienleben, wie man es sich wünscht, gezeigt hat. Ich hatte Glück und ich weiss, dass andere dieses Glück nicht hatten.

    Hallo Jan, könnte es sein, dass Du in der Schule unterfordert warst und Du Dich dadurch gelangweilt hast. Zu den Test`s hast Du Dich eingefunden, aber ansonsten hast Du viel gefehlt. Sonst ist es doch eher umgekehrt. Ich weiss nicht wie jung Du bist, (Jahrgang 75)? Aber vielleicht wurde das damals nicht erkannt oder man wollte nicht. Wie auch immer. Ich fände Deinen Werdegang sehr interessant. Vielleicht magst Du daraus berichten.

    Liebe Wally, jetzt , wo Du den Mut gefasst hast zu schreiben, kann ich nur ermunternde Worte schreiben, und begrüssen, dass Du es machst. Ballast in jeglicher Facette muss man loslassen. Ansonsten vergiftet es das weitere Leben.

    Du schreibst gut und verständlich. Vielleicht hilft es, Menschen, die behütet aufgewachsen sind, zu verstehen, dass es auch ein anderes Leben gibt, in das man hineingeboren wird. Kein Kind oder Jugendlicher hat es verdient, so sein junges Leben zu beginnen. Ohne Fürsorge, Verständnis oder zumindest eine Bezugsperson zu haben, die den Rücken stärkt, um so ein Selbstbewustsein zu schaffen. Richtig ist, dass ein Kind mit seiner Geburt ein Recht auf Fürsorge hat, aber leider ist das Leben oft anders.

    Wo es hinführen kann liest man an Deinem Beispiel und unzähligen anderen.