Zitat von Hagiel
Friedl erkannte, dass seine Bilder nicht unbedingt die gleichen Emotionen bei anderen hervorriefen wie bei ihm.
Er dachte so bei sich, dass diese Frau vielleicht doch gar nicht so verkehrt lag wenn sie meinte, dass seine Bilder etwas vermissen lassen. Und er dachte nach über die Worte der Frau. So allerdings, wie andere das "Leben" in seinen Bildern vermissen, sah er es nicht. Ja, in seinen Bildern war Leben, war Licht, Luft und Wasser und das ist die Welt, in der er sich bewegte und still und zufrieden war. Und doch fühlte er sich trotz all seiner vielen musikalischen Vorträge und der vielen Menschen, die seine Musik zu schätzen wussten ein wenig verloren.
Die Nacht brach über ihn und seine Berge und Täler und alles, was er liebte, schien sich in Dunkelheit verwandeln zu wollen und er schlief ein.
oder ob er Jemanden begegnet.
Der herrliche Sonnenaufgang erleuchtete seine Kammer und so allmählich war das Licht der Sonne so stark, dass es ihm die Augen öffnete, ohne dass er sich dessen erwehren konnte. Er wollte sie eigentlich wieder schließen als er einen Schatten sah. Das ließ ihn nicht mehr ruhen und beim zweiten Blick aus seinem Fenster nahm dieser "Schatten" Gestalt an. Und was er da sah, sollte ihm künftig keine Ruhe mehr lassen. Ein Geheimnis schien in einem immer deutlicher werdenden Gesicht zu liegen und er wurde unsicher, weil es seinem eigenen Gesicht sehr, sehr ähnlich wurde.
Was soll diese Begebenheit bedeuten? War es ein Traum, der ihm fremd vorkam und doch irgendwie vertraut?
Friedl war zu sehr Realist, als dass er sich noch weiter damit beschäftigte. Aber ganz vergessen konnte er nicht, was ihn in der Frühe fast erschreckt hat. Seine Tage verliefen wie gewohnt: Er musizierte, er malte, er schnitzte an seinen Figuren, denn er wollte zur Weihnacht dem Kirchlein im nahen Dorf eine neue Krippe schenken, derweil schon viele Jahre die "Heilige Nacht" gefeiert wurde, ohne die traditionsreichen Krippenfiguren. Sie waren gestohlen worden und niemand konnte als Täter ausfindig gemacht werden. Sein Tagwerk ging wieder dem Sonnenuntergang entgegen und wieder legte er sich zur Ruh.
Und seine Wahrnehmung vom letzten Morgen wiederholte sich und ließ ihm nunmehr keinen Morgen, ohne die gleiche Begegnung, wie zuvor beim Erwachen. Und da, hatte er sich verhört. Nach wenigen Secunden war es wieder zu hören: Jemand klopfte an seine Tür und trat ein, ohne dass Friedl ihn herein gebeten hat. Der Fremde ließ sich nieder auf einem alten Stuhl; gesprochen hat er nicht. Noch nicht. Und Freidel? Auch er fand keine Worte, aber beide schauten sich an und bald wurde ihm klar:
Fremd, wirklich fremd sind sie sich eigentlich nicht. Ist es nun der, den Friedl in dem Fremden vermutet.