Die Nobelkaffees dieser Welt

  • Sie sind die Elite der Kaffeebranche: Luxuskaffees. Einige wenige Kaffees haben es geschafft zu weltweit anerkannten Seltenheiten zu avancieren. Aber Achtung: Wo viel Sonne ist, ist auch viel Schatten. Für den einen oder anderen Anbieter lohnt es sich schon, sehr tief in die Trickkiste zu greifen, um an vergleichbare Ergebnisse zu kommen.


    In vielen Branchen des Lebensmittelhandels gibt es sie – die Dreigliederung des Preises. Wenn wo Spezialitäten und Delikatessen angeboten werden, gliedern sich Preise in normale Verkaufspreise, gehobene Qualität und in die Exklusiv-Sparte. Kein Mensch wundert sich, wenn Wein günstig als „vin du table“ ohne Appellation angeboten den Verbraucher erreicht und zur gleichen Zeit gehobene Qualitäten zum vielfachen Preis angeboten werden – bedingt durch unterschiedliche Qualität, Ausbau und Verfügbarkeit. Und diese Faktoren machen dann auch noch den Hauptgrund im Vergleich zur dritten Kategorie – dem Exklusivbereich – aus. Weine werden dort mit Tausenden von Euro pro Flasche gehandelt und niemand wundert sich oder ist überrascht. Jedermann legt für sich seine persönliche Grenze fest, wieviel ihm/ ihr der Wein wert ist.


    Interessanterweise ist diese weltweit anerkannte Vorgehensweise für die meisten bei Kaffee nicht nachvollziehbar. Kaffee ist „nur“ ein Handelsgut des täglichen Bedarfes. Das heißt, er darf nicht teuer sein. Alles andere wäre eine Spinnerei des Herstellers.

    Trotzdem – oder gerade deshalb gibt es Kaffees, die aufgrund Ihrer Qualität und Verfügbarkeit Preise erzielen, die für einen „Normalkonsumenten“ nicht nachvollziehbar sind. Preise von 1000 Euro pro Kilo werden erzielt und wieder liegt es im Ermessen des Kunden, ob ihm die besondere Qualität und Exklusivität es wert ist, diese Preise zu bezahlen. Kaffee besitzt die gleiche Berechtigung wie Wein, die Luxuskategorie anzubieten, ohne dass dies automatisch als verrückt oder Spinnerei abgetan werden sollte. Dennoch ist oft Vorsicht geboten, was die Herkunft betrifft und schließlich ist es der Geschmack, der entscheiden sollte, ob und wie tief man in den Geldbeutel greifen möchte.


    Trotz allem haben es bereits einige Kaffees geschafft, zu weltweit anerkannten Raritäten der exklusiven Luxusklasse aufzusteigen. Sie sind die Haute Couture der Kaffeebranche und sind Magnete bei Events. Vorsicht ist immer dann geboten, wenn derartige Kaffees zu „sehr günstigen“ Preisen angeboten werden. In so einem Fall ist immer Skepsis angebracht und sollte beim Händler oder Röster hinterfragt werden.


    Die bekannteste der Top-Marken bei Kaffee ist zweifellos der Jamaica Blue Mountain (JBM).

    James Bond zeichnet sich wieder mal als Genießer aus, indem er ihn medienwirksam im Film zu sich nimmt.


    Den adelt zwischenzeitlich sogar der Film und lässt James Bond zur Tasse greifen (britischer Bezug natürlich inklusive). Jamaica Blue Mountain gilt unter vielen Kaffeespezialisten als einer der besten Kaffees der Welt. Sein ausbalanciertes Aroma, die ausgeglichene Säure und der vollmundige Körper sowie der angenehme süßliche Nachgeschmack sind sicherlich die Grundlage hierfür.


    Trotzdem ist dieser Kaffee auch ein Beispiel für Marketing und Produktmissbrauch. Im Jahre 1953 wurde das Coffee Industry Board of Jamaica (CIB) eingerichtet. Das Ziel war, die Qualität des jamaikanischen Kaffee zu bewahren. Damit wurde Jamaica zu einem der ersten Anbauländer, das die geografische Lage mit klar definierten Bezeichnungen verband. Es war so ähnlich wie bei der AOC (Appellation d´Origine Controlleé) der französischen Weinindustrie. Die CIB wickelt exklusiv den Export ab, um zu gewährleisten, dass es sich wirklich um Jamaika Blue Mountain handelt. Die berühmtesten Farmen im Blue Mountain District sind Wallenford Estate und Clifton Mount Estate. Clifton Mount ist die älteste produzierende Kaffeeplantage (Kaffeeanbau seit ca. 1750) auf Jamaika und gilt als bester Erzeuger von Blue Mountain Coffee. Die Plantage teilt sich in zwei Bereiche auf „Top Mountain” mit 80 acres und „Bottom Mountain“ mit 111 acres Kaffeeanbau.


    Durch diese Bekanntheit kam es des öfteren vor, dass kriminelle Verkäufer anderen Kaffee als JBM anboten und auch verkauften. Hinzu kommen namentliche Verwechslungen, die durchaus häufig billigend in Kauf genommen werden. So gibt es auch in Kamerun einen „Blue Mountain District“, in dem Kaffee angebaut wird. Es ist in sofern also ein Unterschied, ob von einem “Blue Mountain Coffee” oder einem “Jamaica Blue Mountain” die Rede ist.


    75 km nordwestlich von Katmandu kommt eine andere Rarität – der Nepal Mount Everest Supreme auf dem Himalaya. Dort liegt die erste und einzige Kaffeeplantage Nepals und zugleich die nördlichste Kaffeeplantage der Welt. Nur das Schmelzwasser aus dem Fluß Trisuli wird für den Waschprozess verwendet. Der Fluss liegt im Einzugsbereich des Mount Ganesh. Der Kaffee wird zu 100 Prozent von Hand nachverlesen. Erst 1994 wurde Kaffee aus Papua-Neuguinea im Projekt Nepal Kaffee in der eher für Tee, Reis und Gemüse bekannten Region angepflanzt. Beim angebauten Kaffee handelt es sich um Coffea arabica var. caturra, der organisch auf einer Höhe von 650 – 730 Meter über Meereshöhe angebaut wird. Das Anbaugebiet umfasst ca. 70 Hektar und soll um 30 Hektar bis 2010 erweitert werden. Exportiert wird in eigens hergestellten 50 Jutesäcken. Die Jahresproduktion liegt derzeit bei ca. 50.000 kg (ca. 1.000 Sack Kaffee).


    Der nächste edle Kaffee auf der Liste kommt aus Hawaii. Es handelt sich um den Kona-Kaffee. Kaffee wurde auf Hawaii 1813 erstmals auf Oahu von Don Francisco de Paula y Marin, der rechten Hand König Kamehameha, angebaut. Kona-Kaffee wird an der Westküste von Big Island auf Hawaii angebaut. Der hochpreisige Kona-Kaffee wird in der Kona-Region angebaut, die sich als schmaler Gürtel ca. 30 Meilen zwischen den Bergketten von Holualoa und Honanunau auf der Flanke des Mauna Loa erstreckt. Durch die vulkanischen Böden kommt es zu den besonderen Aromen und das sehr milde Klima tut das Übrige. Die wohl bekannteste Farm ist die Greenwell Private Reserve Estate. Die Anfänge der Greenwell Farm reichen bis ins Jahr 1850 zurück, als Henry Nicholas Greenwell gemeinsam mit seiner Frau Elizabeth Caroline die Plantage errichtete. Der österreichische Kaiser zeichnete im Jahre 1873 den Kaffee anlässlich der Weltausstellung in Wien sogar mit der Anerkennungsmedallie aus. Greenwell Estate baut heute Kaffee auf 60 Hektar im fruchtbarsten Bereich des Kona-Districts an.


    Die Galapagosinseln sind für sich genommen schon eine Weltsensation. Die Kaffees “Santa Cruz Estate Coffee” und “San Cristóbal Island“ stehen dem nicht nach. 1869 wurde von Manuel Cobos der erste Kaffee auf den Galapagosinseln angebaut. Es handelte sich dabei um Coffea arabica var. typica. Leider wurde wegen schwieriger wirtschaftlicher Zeiten der Anbau im Jahre 1915 eingestellt. Erst im Jahre 1990 entdeckte die Familie Gonzales die Plantage und leitete einen Wiederaufbau ein. 1995 erwarb die Familie die Pflanzung.

    Bis zum heutigen Tag stammt der überwiegende Anteil des Galapagos-Kaffees von San Cristóbal Island. Der Santa Cruz Estate Kaffee stammt, wie der Name vermuten lässt von der Insel Santa Cruz. Dem Santa- Cruz-Kaffee wird häufig ein süßerer Geschmack und ein volleres Aroma bescheinigt. Der Grund dafür ist wohl auf das besondere Mikroklima in der Mitte des Galapagosarchipels zurückzuführen. Auf Santa Cruz Estate wachsen immer noch die ersten Kaffeepflanzen, die französische Agronomisten 1875 angepflanzt hatten, damit stammt der Kaffee von über 130 Jahre alten Kaffeepflanzen. Diese alten Pflanzen sind ebenfalls ein Grund für den besonderen Character des Santa-Cruz-Estate-Kaffees. Durch den Schutz der UNESCO ist es auf den Galapagosinseln verboten, Pestizide oder Düngemittel einzusetzen.


    Einen weiteren außergewöhnlichen Kaffee erntet man in Europa – auf den Kanarischen Inseln. Die Einfuhr wurde durch einen Erlass von König Karlos III. veranlasst. Heute entsteht nur noch eine geringe Produktion im Tal von Agaete in nordwestlichen Teil von Gran Canaria. Es ist damit neben dem Nepal Mount Everest Supreme eine der nördlichsten Kaffeeplantagen der Welt, unmittelbar am Wendekreis des Krebses. Es ist damit auch die einzige Kaffeeplantage auf europäischem Gebiet. Die Klimabedingungen sind ganzjährig mild und stabil mit wenig Regen. Die Temperaturen liegen ganzjährig zwischen 18 °C und 25 °C. Ideale Bedingungen für guten Kaffee. Beim angebauten Kaffee handelt es sich um die Sorte Arabica var. Typica, die ausschließlich Shade-grown – zwischen Mangos, Orangen, Papayas und Guaven wächst. Der Kaffee wird trocken aufbereitet und sonnengetrocknet. So erhält der Kaffee eine angenehme feine Säure mit milden Fruchtnoten und einen vollmundigen Körper.


    Der Jacu-Coffee ist wahrlich ein tierischer Kaffee, ähnlich wie der wesentlich bekanntere Kopi Luwak. Der Jacu-Vogel zählt ornithologisch zur Gruppe der Guane (25 Arten), bei denen es sich im Wesentlichen um den Weißstirnguan (Penelope superciliaris) handelt. Der Jacu lebt im Gebiet von Espirito Santo und im östlichen Teil von Minas Gerais, das an Espirito Santo grenzt. Der Jacu besiedelt in größeren Gruppen Schattenbäume und ernährt sich in der Zeit der Kaffeeernte gerne von reifen Kaffeekirschen. Dank seines Fressverhaltens vertilgt der Jacu ausschließlich idealreife Kirschen, was die hohe Qualität des Kaffees ausmacht. Somit handelt es sich um einen natürlichen Selektionsprozess, der dem Kaffee seine besondere Note verleiht. Der Kaffee zeichnet sich durch einen süßen Geschmack mit sehr vollem Körper aus. Er zeigt Töne von Molasse, Schwarzbrot und Gewürztönen im Abgang. Der Jacu-Kaffeeist damit einer der seltensten Kaffees der Welt.


    Ein Bericht von © Espresso

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    "Kaffee dehydriert den Körper nicht. Ich wäre sonst schon Staub." Franz Kafka

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