Im Jahr 2007 erschütterte ein Kindesmissbrauchsskandal, der bis heute nachwirkt, die britische Kanalinsel Jersey. Der Dokumentarfilm analysiert, welche Mechanismen einsetzen, wenn übergeordnete wirtschaftliche oder politische Interessen dominieren und Aufklärung und Gerechtigkeit für die Opfer dabei auf der Strecke bleiben.
Jersey nimmt seit jeher eine Sonderstellung im Vereinigten Königreich ein. Die Steueroase untersteht direkt der Königin: Die ernennt Jerseys wichtigste Repräsentanten, und das vom britischen Unterhaus unabhängige Parlament erlässt eigene Gesetze. Die Insel lebt von der Offshore-Finanzindustrie. Kapital: eine Billion US-Dollar.Im Jahr 2007 erschütterte ein Kindesmissbrauchsskandal die Insel: Was über viele Jahre im staatlichen Kinderheim "Haut de la Garenne" Schutzbefohlenen angetan wurde, schockierte ganz Großbritannien. Im Zentrum des Films stehen die Ermittlungen der leitenden Polizei-Beamten und später abgesetzte Minister*innen, die versucht hatten, das Ausmaß des Missbrauchs zu ermitteln, der das Leben von über 250 Menschen zerstört hat. Maßgeblich zur Aufklärung beigetragen haben zwei Blogger, die den teils aberwitzigen Ausreden der Beteiligten auf den Grund gingen. Der Skandal hat die Insel tief gespalten, schienen die Regierenden doch hauptsächlich darauf bedacht, den internationalen Ruf der Insel als ruhiges Steuerparadies nicht durch einen Missbrauchsskandal zu gefährden.Die Filmemacherin Camilla Hall hat jahrelang zum Fall recherchiert, Ermittler sowie Regierungsvertreter*innen befragt und gibt endlich auch den Überlebenden des Missbrauchs eine Stimme. Ihr Film erzählt die Geschichte einer Kultur des Schweigens und der Vertuschung, in der es nie zuerst um die Opfer oder um die Bestrafung der Täter ging, sondern immer vorrangig um die Interessen einer Insel, auf der Geld das alles beherrschende Thema ist.
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Video verfügbar bis 30/08/2021
Dokumentarfilm von Camilla Hall (GB 2020, 86 Min)